Naturjuwele mit Mehrwert
Nicht nur idyllische Platzerl – heimische Almen sind Multitalente

- Johann Feßl, Michaela Langer-Weninger, Johann Kammleitner (1.Reihe v.li.).
2.R.v.l.: Hermann Steindl, Robert Türkis, Hubert Ischlstöger, Laurenz Aschauer - Foto: Weymayer
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Mit 422 Almen und insgesamt 36.500 Hektar Fläche ist Oberösterreich ein Land der Almen und Berge. Zum "Lokalaugenschein" auf der Schaumbergalm lud Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger ein.
ROSENAU AM HENGSTPASS. „Oberösterreichs Almen sind Naturjuwele, die Jahr für Jahr Erholungssuchende aus der ganzen Welt anziehen", informiert Michaela Langer-Weninger. Die Idylle dürfe aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Almbewirtschaftung mit harter Arbeit verbunden sei. "Indem unsere Almbäuerinnen und Almbauern alljährlich ihre Weidetiere auftreiben und die Almflächen offenhalten, schaffen sie die einzigartige, ökologisch wertvolle Kulturlandschaft der Alm. Durch die Bewirtschaftung der Almwiesen und die Bewirtung von Almbesucherinnen und Almbesuchern wird die Existenz der bergbäuerlichen Betriebe gesichert. Diese Symbiose ist wertvoll für Natur und Landwirtschaft und damit für uns als Land Oberösterreich absolut schützenswert.“
Michaela Langer-Weninger und Almobmann Johann Feßl appellieren an die Besucher, Achtsamkeit und Respekt im Umgang mit Natur und Weidevieh an den Tag zu legen. "Auf der Alm gibt’s zwar koa Sünd‘, aber ein paar Verhaltensregeln, die jeder kennen sollte. Diese Regeln sorgen für ein gutes Miteinander und einen für alle Seiten erfreulichen Almbesuch“, erklärt die Landesrätin und verweist auf den Folder „Miteinander auf Österreichs Almen“. Infos auch online auf der Website: www.sichere-almen.at
"Menschen sind aufmerksamer"
Dass die Kommunikationsoffensive zum richtigen Verhalten auf den Almen fruchtet, bestätigt Johann Feßl: „Die klare Kommunikation der wichtigsten Verhaltensregeln in den vergangenen Jahren hat wirklich zu einer Verbesserung der Lage geführt. Die Menschen sind aufmerksamer im Umgang mit den weidenden Tieren. Von unseren Almbäuerinnen und Almbauern kamen dazu viele positive Rückmeldungen. Nichtsdestotrotz möchte ich auch den heutigen Termin dafür nutzen, um auf das richtige Verhalten auf den Almen hinzuweisen. Erst wenn die Alm-Regeln so publik sind wie etwa die Schwimmregeln, dann sind wir am Ziel.“
"Erst wenn die Alm-Regeln so publik sind wie etwa die Schwimmregeln, dann sind wir am Ziel.“
Hans Feßl, Obmann OÖ Almverein
Er führt weiter aus: „Ich will aber auch die Kommunikation zwischen Almbewirtschaftern und Almbesuchern stärken: Es ist wichtig, dass Urlauber, Almwirte und -bauern das Gespräch suchen. So können schon vorab Details zur Wanderung oder mögliche Gefahrenquellen geklärt werden. Unsere Almbäuerinnen und Almbauern wissen, wo es gefährlich sein kann, wo es gute Trittsicherheit braucht und vor allem wo ihre Weidetiere sich gerade aufhalten.“
Multitalent Alm
Almen glänzen durch ihren multifunktionalen Wert. Ihre primäre Funktion liegt grundsätzlich darin als Produktionsgrundlage zum Einkommen und damit der Existenzsicherung der heimischen bergbäuerlichen Betriebe beizutragen. „Almen werden bewirtschaftet, um Einkommen zu erzielen. Das bäuerliche Unternehmertum ist damit der Motor der Almwirtschaft. Gleichzeitig resultieren aus dieser zentralen Tätigkeit andere wichtige Funktionen für die Gesellschaft", schildert Michaela Langer-Weninger. "Almen haben Schutzfunktion im Hinblick auf Naturkatastrophen, sie fördern die ökologische Vielfalt und haben als Erholungsraum und Brauchtumsplatz einen hohen soziokulturellen Wert. Diese vielfältigen Funktionen alleine rechtfertigen schon eine Förderung des Multitalents Alm. Als Landesrätin der OÖ Regionen möchte ich aber auch hervorheben: Almen bringen Wertschöpfung in die Regionen. Sie ziehen Menschen und damit auch Kaufkraft an.“
Aktive Almbewirtschaftung
Das Land Oberösterreich leistet durch die Arbeit der Abteilung Ländliche Neuordnung (LNO) im Almbereich einen wesentlichen Beitrag zur Erhaltung und Entwicklung einer zeitgemäßen Almbewirtschaftung auf Oberösterreichs Almen. „Die kapital- und arbeitsintensiven Leistungen der Almbewirtschafter ermöglichen den hohen Erholungswert der Almen für die Gesellschaft und vor allem auch für den Tourismus. Dieses öffentliche Gut zur Freizeitnutzung wird von der Abteilung Ländliche Neuordnung (Agrarbehörde Oberösterreich) mit Fördermitteln und als Teil der Agrarbehörde Oberösterreich mit Fördermitteln und fachlicher Betreuung entsprechend unterstützt“, erklärt LNO-Abteilungsleiter Robert Türkis.
„Unsere Almen haben einen hohen Wert für Oberösterreich. Viele Tourismus-Betriebe, Lebensmittelproduzenten und auch Gemeinden profitieren von den alpinen Besuchermagneten. Die Unterstützung der Almwirtschaft durch die öffentliche Hand ist damit eine Win-Win-Situation. Ich danke der Abteilung Ländliche Neuordnung für ihre Arbeit. Durch sie werden unsere grünen Dächer erhalten und die regionale Wirtschaft gestärkt.“
Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger
Jährlich setzt die Abteilung Ländliche Neuordnung (Agrarbehörde OÖ) ca. 30 bis 60 Almförderungsprojekte um. Diese betreffen den Neubau- oder die Renovierung von Almwirtschaftsgebäuden in regionaltypischer Bauweise, die Wasser- und Energieversorgung auf Almen und die Neuschaffung von Almweideflächen durch Rodung und Wegebau. Die Projektbegleitung umfasst die Planung, Umsetzung und Förderung der notwendigen Maßnahmen.

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Über die Schaumbergalm
Die Schaumbergalm in der Gemeinde Rosenau liegt inmitten des Nationalparks Kalkalpen zwischen dem Größtenberg (1.724 Meter) und dem Trämpl (1.424 Meter). Erstmals wurde sie 1575 als Dansbacher Alm erwähnt. Sie wurde damals von Bauern aus dem Windischgarstnertal bewirtschaftet. Das verfallene alte Almgebäude zeugt noch von der Zeit, in der das Vieh von Windischgarstner Seite aufgetrieben wurde. Seit ca. 90 Jahren wird die Alm von der „Agrargemeinschaft Schaumbergalm“ bewirtschaftet. In den 60er und 70er Jahren gab es keine eigenen Haltersleut mehr und das Vieh wurde vom Halter der benachbarten Ebenforstalm mitbetreut. Von 2004 bis 2006 errichteten die Bauern der Agrargemeinschaft eine neue Hütte. 80 Stück Rinder ziehen in den Almsommern wiederkehrend dort vorbei. Weitere Infos unter: www.schaumbergalm.at
Daten & Fakten zur Schaumbergalm
Eigentümer: Sechs anteilsberechtigte Besitzer aus Großraming, Obmann ist Hermann Steindl. Halter sind Christoph Loidl und Anja Gosch mit Sohn Jakob
Eigentumsflächen: 56 Hektar Alpe, 26 ha Wald
Servitutsweide auf Grundflächen der österreichischen Bundesforste: 171,3 ha (davon 14 ha Alpe, Rest Wald)
Weidezeit: Ende Mai bis Ende September
Alpung von ca. 80 Stück Rindern (Mutterkühe, trächtige Kalbinnen, Ochsen und Jungkälber)
Daten & Fakten zur OÖ Almwirtschaft
Der OÖ Almkataster enthält aktuell 638 Almen und Almflächen, davon werden zwei Drittel aktiv bewirtschaftet. Oberösterreich weist rund 6.000 Hektar offene Almweideflächen auf mit rund 700 Almwirtschaftsgebäuden. Mit Waldweideflächen ergibt sich ein Flächenausmaß von rund 36.500 Hektar. Allein in den vergangenen 20 Jahren wurden mit Unterstützung des Landes OÖ 250 Hektar Almfläche durch Rodungen neu gewonnen und 35 neue Almgebäude errichtet. 50 Prozent der Almen sind Einzel- oder Privatalmen, 40 Prozent Einforstungsalmen mit Weiderechten auf Fremdgrund und 10 Prozent Gemeinschaftsalmen. Im Sommer 2020 waren mehr als 4.600 Rinder, über 900 Schafe, 78 Pferde und 51 Ziegen von 636 tierhaltenden Betrieben auf den heimischen Almen zu finden.
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