Schule am Bauernhof holt Kinder auf den Hof

Gemüseernte auf dem Schule am Bauernhof- Betrieb macht Spaß. | Foto: LK OÖ
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  • Gemüseernte auf dem Schule am Bauernhof- Betrieb macht Spaß.
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BEZIRK, OÖ. Wie unsere Lebensmittel vom „Feld und Stall auf den Teller“ kommen zeigt das erfolgreiche Bildungsprojekt Schule am Bauernhof der Landwirtschaftskammer OÖ und des Ländlichen Fortbildungsinstituts. In Oberösterreich nutzen jährlich rund 1700 Gruppen mit über 27.000 Kindern und Jugendlichen die halb- und ganztägigen Programme bzw. die mehrtägigen Aufenthalte auf den mittlerweile 124 Schule am Bauernhof-Betrieben. Die bäuerlichen Betriebe punkten mit neuen Angeboten.

Teilnehmerzahlen fast verdoppelt

„Die Nachfrage steigt: Seit 2008 haben sich die Teilnahmezahlen fast verdoppelt“, freut sich Landwirtschaftskammer-Präsident ÖR Ing. Franz Reisecker über den Erfolg dieses Vermittlungs-Programms und auch darüber, dass die bäuerlichen Betriebe ständig neue Programminhalte für die Besucher-Kinder entwickeln: Standen bisher eher die Tiere oder der Ackerbau mit dem Angebot vom „Korn zum Brot“ im Mittelpunkt, so gibt es neuerdings einige Schule am Bauernhof-Anbieter, die das saisonale und regionale Gemüse in den Vordergrund stellen oder auch welche, die sich mit Kräutern oder Obstverarbeitung beschäftigen.
Die Schule am Bauernhof-Betriebe zeigen, wie vielfältig die Landwirtschaft in Oberösterreich ist. Die aktiven Voll- und Nebenerwerbsbetriebe betreiben regionsspezifische Betriebszweige wie Milchwirtschaft, Ackerbau, Schweineproduktion, Biolandbau bis hin zu Gemüsebau und Almwirtschaft und setzen gemäß ihren Erwerbszweigen entsprechende Programminhalte für die Kinder um. Fachlich und pädagogisch geschult werden sie dafür in Zertifikatslehrgängen der Landwirtschaftskammer OÖ und des Ländlichen Fortbildungsinstituts. Der im Vorjahr abgeschlossene Zertifikatslehrgang hatte den Schwerpunkt Gemüsebau, seit daher beschäftigen sich einige Schule am Bauernhof-Betriebe im Bezirk Eferding und Linz Land mit diesem Thema.

Die Kinder und Jugendlichen werden am Hof aktiv in bäuerliche Tätigkeiten wie Brotbacken, Imkerei, Füttern und Melken der Kühe, Aussaat und Ernte von Getreide, Gemüse sowie Erdäpfel eingebunden. Das Selber-Tun und das genussvolle Verkosten der hofeigenen Produkte begeistert kleinere wie auch größere Kinder und fördert ein gesundes, eigenverantwortliches Essverhalten. Reisecker ist überzeugt: „Lebensmittel werden mehr geschätzt, wenn erlebt wird, wie viel Aufwand und Verantwortung in der Erzeugung stecken.“

Immer mehr Bauern möchten ihre Höfe öffnen, denn Kinder und Jugendliche haben kaum mehr Berührungspunkte mit der Landwirtschaft. Während früher der Bauernhof noch im eigenen Umfeld, in den Ferien oder über Verwandte selbstverständlich erlebt werden konnte, ist er heute zu einer fremden Welt geworden. „Tatsache ist, dass heutzutage in vielen Volksschulklassen, auch am Land, kein Kind mehr von einem Bauernhof kommt“, berichtet Reisecker.

Sich selbst ein Bild von der Landwirtschaft machen

Leitgedanke des Projekts Schule am Bauernhof ist es, den Kindern ein realistisches Bild vom Leben und Wirtschaften am Bauernhof aus erster Hand zu zeigen. Viele Kinder kennen Tiere nur mehr als Streicheltiere und nicht mehr als Nutztiere oder wissen nicht, wie lange es dauert, bis Getreide geerntet werden kann. „Zu vermitteln, wie auf den oberösterreichischen Bauernhöfen gearbeitet wird und Tiere gehalten werden, ist das Ziel der Schule und Bauernhof-Betriebe“, erläutert Reisecker.
Das Wissen über die Herkunft, Produktion und Qualität unserer Lebensmittel kann am besten von Bäuerinnen und Bauern direkt am landwirtschaftlichen Betrieb transportiert werden. „Wir überlassen die Darstellung der Land- und Forstwirtschaft nicht anderen, sondern ermöglichen Kindern, Jugendlichen und Pädagogen durch den direkten Kontakt, sich selbst ein Bild zu machen. Die Bewusstseinsbildung der Kinder und Jugendlichen ist uns deswegen ein so großes Anliegen, weil sie die Meinungsbildner und Konsumenten von morgen sind und auch Eltern und Großeltern im Konsumverhalten beeinflussen. Es gibt kaum ein Kind, das nach dem Lehrausgang am Bauernhof nichts von den Erlebnissen und Eindrücken erzählt. Die positiven Erfahrungen aus der Landwirtschaft haben dadurch eine starke Breitenwirkung“, so Reisecker.

Qualität garantiert

Die hohe Qualität der Bauernhofprogramme wird durch eigene Qualifizierungsmaßnahmen der Bäuerinnen und Bauern und durch die Überprüfung der Höfe in Bezug auf betriebliche Eignung und Sicherheit gewährleistet. Nur dann erhält der Betrieb die Hoftafel Schule am Bauernhof und darf Gruppen empfangen.

Vernetzung Schule und Landwirtschaft

Der Landwirtschaftskammer OÖ ist die Vernetzung zwischen Kindergärten, Schulen und bäuerlichen Betrieben ein wichtiges Anliegen. Durch gezielte Informationsmaßnahmen bei Lehrerweiterbildungen und pädagogischen Fachmessen sowie Weiterempfehlungen von Pädagogen untereinander ist es gelungen, dass die Bekanntheit von Schule am Bauernhof enorm gesteigert werden konnte und in den letzten Jahren immer mehr Kindergärten, Schulen und Horte den Bauernhof als lebensnahen Lernort entdeckten. Pädagogen sind vom Angebot begeistert und finden in jeder Schulstufe Lehrplaninhalte, die einen Besuch auf dem Bauernhof sinnvoll machen. Zudem ist Schule am Bauernhof für den interaktiven, fächerübergreifenden Unterricht in der Volksschule sowie für mittlere und höhere Schulen bestens geeignet.

Informationen für Pädagogen

Eine eigene Webseite ermöglicht es den Lehrkräften, einen Schule am Bauernhof-Betrieb in der Nähe finden. In jedem Bezirk gibt es Schule am Bauernhof-Betriebe, die Einblick in ihre Arbeits- und Lebenswelt geben, somit ist ein optimaler Zugang für Schulklassen und Gruppen möglich. Auf der Webseite www.schuleambauernhof.at sind alle Betriebe und deren Programme zu finden. Hier stehen auch begleitende Unterrichtsmaterialien bereit und es werden zudem Termine der Weiterbildungsseminare für Pädagoginnen und Pädagogen veröffentlicht.

Chance in der Erwerbskombination

Schule am Bauernhof hat sich im Laufe der letzten Jahre zu einem eigenen Einkommenszweig für viele bäuerliche Familien entwickelt. Eine Erhebung zeigt, dass sich das Alter der Bauern bei Schule am Bauernhof zwischen 30 und 59 Jahren bewegt. Mit etwa 70 Prozent ist die Mehrzahl weiblich. Die Gründe, warum vor allem Bäuerinnen Schule am Bauernhof umsetzen, sieht Annemarie Brunner darin, dass viele Jungbäuerinnen nach der Geburt der Kinder eine Möglichkeit des Zusatzeinkommens in der Landwirtschaft suchen, um daheim bei den Kindern bleiben zu können. „Oder die Kinder sind bereits außer Haus und es wird eine neue Herausforderung angestrebt“, so Annemarie Brunner, Vorsitzende des LK-Ausschusses für Bäuerinnenangelegenheiten.

Arbeitsplatz- und Einkommenssicherung für bäuerliche Betriebe

„Schule am Bauernhof ist ein interessanter Erwerbszweig. Dafür spricht, dass der Umgang mit Kindern Freude macht, die aufzuwendende Zeit selbst gut eingeteilt werden kann und meist keine größeren Investitionen notwendig sind. Einkommenskombinationen wie diese sind wichtig, besonders in Zeiten, in denen viele bäuerliche Betriebe neue Zuverdienstmöglichkeiten suchen. Durch innovative Betriebszweige wie Schule am Bauernhof schaffen sich vor allem Bäuerinnen ihr eigenes Einkommen und sichern sich ihren Arbeitsplatz sowie den bäuerlichen Betrieb“, erläutert Brunner und hebt auch die große Bedeutung der Wertschätzung der bäuerlichen Arbeiten und Tätigkeiten hervor.

Qualifizierung

Die Landwirtschaftskammer OÖ und das Ländliche Fortbildungsinstitut unterstützen Bauern beim Einstieg und der Umsetzung von Schule am Bauernhof mit Bildungs- und Beratungsangeboten. Sie erhalten dabei das notwendige pädagogische Rüstzeug für die Vermittlung agrarischer Inhalte sowie Informationen zu Voraussetzungen und Rahmenbedingungen von Schule am Bauernhof-Angeboten am eigenen Betrieb.

„Den jungen Konsumenten einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Lebensraum Natur, das Verständnis für Tierschutz und die Qualität von regionalen Lebensmitteln zu vermitteln, ist eine besondere Herausforderung, der sich die Landwirte stellen und die sie kompetent umsetzen. Es ist ihnen persönlich ein Anliegen, den Kindern einen Einblick zu geben, woher die Milch kommt, wie Getreide wächst und wie die Nutztiere wie Rinder, Schweine, Hühner oder Schafe gehalten werden“, so Brunner.

Ausgezeichnet

Schule am Bauernhof wurde aufgrund des handlungsorientierten, pädagogischen Ansatzes, der den verantwortungsvollen Umgang mit dem Lebensraum fördert und Wertschätzung für die Lebensmittel lehrt, Ende 2014 als österreichisches Dekadenprojekt ,Bildung für nachhaltige Entwicklung' der Österreichischen UNESCO-Kommission ausgezeichnet.

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