Sieben Fragen zum Thema Blutdruck
Oberarzt Klaus Davogg, Facharzt für Innere Medizin am LKH Kirchdorf, beantwortet die brennendsten Fragen rund um „Bluthochdruck“.
BezirksRundschau:Woher kommt denn der hohe Blutdruck?
Klaus Davogg: Der Bluthochdruck ist eine Krankheit, die mit zunehmendem Alter immer mehr Menschen betrifft. Dies wird oft von den Betroffenen nicht so gesehen. Eine häufig gestellte Frage ist. „Woher kommt denn der hohe Blutdruck bei mir?“ Die Hauptursache ist der zunehmende Altersprozess des Gefäßsystems (Arteriosklerose), wobei zusätzliche Risikofaktoren (Zuckerkrankheit, Rauchen, Übergewicht, erhöhtes Cholesterin) den Blutdruck weiter erhöhen. Bei einem sehr kleinen Teil der Erkrankungen handelt es sich um Hochdruck infolge von Nierenkrankheit beziehungsweise weiterer seltener Erkrankungen (hormonelle Störungen).
BRS: Warum ist hoher Blutdruck gefährlich bzw. soll man behandeln, wenn der Patient sich trotz hoher Werte ohnedies wohlfühlt?
Davogg: Hochdruck führt zu Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt, Herzinsuffizienz, Schlaganfall und Nierenerkrankungen. Das ist eine in zahlreichen Bevölkerungsstudien dokumentierte Tatsache, je höher der Blutdruck, desto größer die Gefahr von Folgeschäden. Es ist falsch zu glauben, dass es weniger Risiko bedeutet, einen hohen Blutdruck zu haben, als dass man Medikamente einnimmt. Leider ist es ein oft geäußerter Irrtum, dass man automatisch „gesünder“ ist, wenn man keine Medikamente einnimmt. Ein Medikament löst nie einen Herzinfarkt oder Schlaganfall aus, ein unbehandelter Hochdruck aber sehr wohl.
BRS: Muss man immer Medikamente einnehmen, um einen hohen Blutdruck zu behandeln?
Davogg: Nicht unbedingt. Man kann Lebensstilmaßnahmen setzen, welche weitgehend den Empfehlungen für einen gesunden Lebensstil entsprechen, alle diese senken auch den Blutdruck. Allerdings ist das nicht immer ausreichend, um gute Werte zu erreichen und auch nicht immer einfach durchzuhalten.
BRS: Welche Maßnahmen sind das?
Davogg: Regelmäßige Bewegung, Gewichtsreduktion, Kochsalzbeschränkung, Nikotin- und Koffeinvermeidung, Stressmanagement, Alkoholkarenz. Im Einzelfall ist es günstig, vorher mit dem Arzt die Maßnahmen zu besprechen. So kann natürlich Bewegung ungünstig sein, wenn ein ohnehin sehr hoher Blutdruck dabei weiter ansteigt und es ist besser, zuerst medikamentös den Blutdruck zu senken, bevor man mit dem Training beginnt. Ebenso können radikale Gewichtsreduktionen eher nutzlos bis gefährlich sein (Nulldiät) und führen oft nur zu kurzfristigen Ergebnissen mit „Jo-Jo-Effekt“. Langfristige Lebensstilveränderungen sind immer auch eine Frage der Psyche.
BRS: Gibt es das „ideale Blutdruckmedikament“?
Davogg: Nein. Es gilt immer, eventuelle Begleiterkrankungen zu beachten und Patienten können unterschiedlich auf Medikamente reagieren. Sie müssen mit Ihrem Arzt besprechen, welches Medikament für Sie geeignet erscheint. Es ist dabei oft nötig, Medikamente zu kombinieren. Im Verlauf kann der Medikamentenbedarf durchaus wechselnd sein.
BRS: Wie sollte man den Blutdruck am besten kontrollieren?
Davogg: Es ist sinnvoll, den Blutdruck selbst zu kontrollieren und darüber Aufzeichnungen zu führen, welche man dann mit seinem Hausarzt bespricht. Das gibt die Realität viel besser wieder, als ein Einzelblutdruck in der Arztordination. Natürlich ist es dabei nicht nötig, ununterbrochen zu messen, manche Patienten messen dann schon fast stündlich, geraten in Panik, weil der Druck immer noch hoch ist und steigern ihn damit wahrscheinlich noch weiter.
BRS: Gibt es neue Entwicklungen?
Davogg: Es wird in einigen Krankenhäusern die Ablation des sympathischen Nervengeflechtes um die Nierenarterien durch Katheterintervention angeboten. Das zeigt zwar nicht unmittelbar, aber nach einigen Wochen einen guten Effekt. Die Methode wird derzeit nur bei Patienten verwendet, welche trotz Einnahme mehrerer Medikamente immer noch einen deutlich erhöhten Blutdruck haben. Der Langzeiteffekt wird noch in Studien geklärt, wobei eben eine Senkung des Blutdruckes nachgewiesen, die Frage, ob dies auch die Folgeerkrankungen verhindert und die Sterblichkeit reduziert, noch offen.
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