SPÖ startet Kinderbetreuungsoffensive

SPÖ-Bundesrat und Bürgermeister in Micheldorf, Ewald Lindinger mit Bürgermeisterin Bettina Lancaster aus Steinbach am Ziehberg. | Foto: SPÖ
  • SPÖ-Bundesrat und Bürgermeister in Micheldorf, Ewald Lindinger mit Bürgermeisterin Bettina Lancaster aus Steinbach am Ziehberg.
  • Foto: SPÖ
  • hochgeladen von Franz Staudinger

BEZIRK (sta). Wie schaut es wirklich aus bei der Kinderbetreuung in Oberösterreich? Passen die Angebote für Kinder und Eltern? Wo gibt es bei uns im Bezirk ganz konkreten Handlungsbedarf? Mit diesen und vielen weiteren Fragen hat sich die SPÖ in Oberösterreich beschäftigt und liefert nun die Antworten auf Basis einer umfassenden Landtagsanfrage.

Überblick über die Situation zur Kinderbetreuung in Oberösterreich:

Der Bedarf an Kinderbetreuung wächst in ganz Österreich. Gab es etwa im Jahr 2000/01 in ganz Österreich nur 827 Krabbelstuben-Gruppen, so hat sich die Zahl bis zum Jahr 2015/16 auf 2.681 Krabbelstuben mehr als verdreifacht. Die Gesamtzahl der Kindergarten-Gruppen ist im selben Zeitraum von 9.972 (2000/01) auf 11.382 (2015/16) gestiegen. Auch in Oberösterreich ist in den vergangenen Jahren ausgebaut worden – die Krabbelstuben-Gruppen von 72 (2000/01) auf 471 (2015/16) und die Kindergarten-Gruppen von 1.883 (2000/01) auf 2.245 (2015/16) Kindergärten. Mit einer Betreuungsquote von 93,6% liegt Oberösterreich bei den 3-5-Jährigen im Mittelfeld (hinter Burgenland, Niederösterreich, Vorarlberg und Tirol). Bei den 0-2-Jährigen liegt Oberösterreich mit einer Betreuungsquote von nur 14,5% hingegen auf dem vorletzten Platz im Bundesländer-Vergleich (nur Steiermark liegt noch schlechter). Im gesamtösterreichischen Durchschnitt hat jedes vierte 0-2-jährige Kind (25,5%) einen qualitativ hochwertigen Krabbelstubenplatz.

Die zwei weiteren großen „Baustellen“ in der oberösterreichischen Kindergartenlandschaft sind das Thema Öffnungszeiten und Schließtage. Denn oberösterreichische Kinderbetreuungseinrichtungen (Krabbelstuben, Kindergärten und Horte) haben im Durchschnitt 28,1 Arbeitstage – also etwas mehr als fünfeinhalb Wochen – geschlossen. Mit dem Urlaubsanspruch eines arbeitenden Elternteils kann dieses hohe Ausmaß an Schließtagen nicht abgedeckt werden. Oma/Opa oder Nachbarin müssen aushelfen – soweit vorhanden. Noch problematischer sind die knappen Öffnungszeiten: Nur 26,4% der Kinderbetreuungseinrichtungen haben länger als 9 Stunden pro Tag geöffnet. Damit liegt Oberösterreich auf dem letzten Platz im Bundesländervergleich – was zuletzt sogar Familienministerin Karmasin scharf kritisiert hat.

Wie sieht die konkrete Kinderbetreuungssituation bei uns im Bezirk Kirchdorf aus?
Im Bezirk Kirchdorf besuchten 2015/16 11,4 Prozent der 0-2-Jährigen eine Kinderbetreuungseinrichtung. Damit liegt unser Bezirk um 10,2 Prozentpunkte hinter Linz-Stadt, das mit einer Betreuungsquote von 21,6 Prozent in Oberösterreich vorne liegt. Der Landesdurchschnitt liegt bei 14,5 Prozent - oder jedem siebten Kind. Zum Vergleich: Der gesamtösterreichische Durchschnitt (!) liegt bei einer Betreuungsquote von 25,5 Prozent, also sogar deutlich vor dem Oberösterreich-Spitzenreiter Linz.

Besser schaut es bei den Kindergärten aus: Da gibt es im Bezirk Kirchdorf eine Betreuungsquote von 92 Prozent im Alter von 3 bis 5 Jahren, die allerdings dennoch unterdurchschnittlich ist. Erneut liegt in Oberösterreich Linz-Stadt mit 98,9 Prozent vorne, der Landesdurchschnitt beträgt 93,6 Prozent.

Quote und Qualität: Der Vereinbarkeitsindikator für Beruf und Familie (VIF)
Die Betreuungsquote allein sagt noch nicht sehr viel über die Qualität der Kinderbetreuungseinrichtung aus. Auch die mit der Kinderbetreuung verbundenen Möglichkeiten für Kinder und Eltern sind höchst unterschiedlich, je nachdem wie das Angebot konkret ausschaut. Als Qualitätssiegel werden daher die VIF-Kriterien von der Statistik Austria herangezogen. VIF steht für Vereinbarkeitsindikator Beruf und Familie. Diesen Indikator erfüllen Kinderbetreuungseinrichtungen mit folgenden Kriterien:

- mindestens 45 Wochenstunden geöffnet
- an vier Wochentagen mind. 9,5 Stunden geöffnet
- Angebote eines warmen Mittagessens
- maximal 5 Wochen pro Jahr geschlossen

Im Bezirk Kirchdorf liegt der Anteil der Kinder, die VIF-konforme Kindergärten besuchen, bei 15 Prozent. Der Unterschied zwischen den Top-Bezirken Wels-Stadt und Linz-Stadt mit 80 Prozent, bzw. 78 Prozent und dem Schlusslicht Rohrbach mit 0 Prozent ist enorm. Im Landes-Durchschnitt besuchen 23 Prozent der betreuten Kinder von 3 bis 5 Jahren VIF-konforme Kindergärten.
Noch extremer ist der Unterschied bei den Krabbelstuben. Ganze zehn Bezirke unseres Bundeslands haben gar keine VIF-konformen Krabbelstubenplätze. Zu diesen Bezirken zählt auch Kirchdorf. Weil aber in Linz-Stadt und Steyr-Stadt die Krabbelstuben weitgehend VIF-konform sind mit 93 Prozent bzw. 78 Prozent, kommt Oberösterreich im Durchschnitt auf eine Quote von immerhin 29 Prozent.

Wie schaut es mit den Öffnungszeiten der Kinderbetreuungseinrichtungen im Bezirk Kirchdorf aus?

Durchschnittlich 32,9 Wochenstunden haben die Krabbelstuben im Bezirk offen. Der Oberösterreich-Durchschnitt liegt im Vergleich dazu bei 39,8 Wochenstunden. Die Bandbreite der jeweiligen Bezirks-Querschnitte reicht von Linz-Stadt mit 50,3 Wochenstunden bis zu Schärding mit deutlich niedrigeren 32,6 Wochenstunden. Kirchdorf ist Vorletzter in der Statistik.
Bei den Kindergärten stellt sich die Situation ähnlich dar. Auch da wird die Rangliste von Wels-Stadt (52,7 Wochenstunden) und Linz-Stadt (50,0 Wochenstunden) angeführt und der Bezirk Schärding bildet mit nur 35,5 Wochenstunden erneut das Schlusslicht. Der Landesdurchschnitt liegt bei 41,5 Wochenstunden. In unserem Bezirk Kirchdorf haben Kindergärten im Durchschnitt 38,8 Wochenstunden geöffnet.
Eine Auswertung des Familienministeriums hat ergeben, dass Oberösterreichs Kinderbetreuungseinrichtungen die kürzesten Öffnungszeiten von allen Bundesländern haben. Das schränkt insbesondere Eltern und Familien in ihrer Selbstbestimmung – auch was die Vereinbarkeit von Familie und Beruf angeht – deutlich ein.
SPÖ-Bundesrat Ewald Lindinger dazu: „Mir ist wichtig, dass jede Mutter und jeder Vater für sich selbst bestimmen können, ob sie arbeiten gehen oder nicht. Leider ist das derzeit in Oberösterreich nicht möglich, weil sich ein reguläres Beschäftigungsverhältnis schon von den Öffnungszeiten her nicht ausgeht. Die vielfach gewünschte Wahlfreiheit der Familien scheitert daher schon am fehlenden Angebot“

Schließtage von Kinderbetreuungseinrichtungen: Extreme Unterschiede zwischen Bezirken
Ähnlich wie bei der Versorgung mit familiengerechten VIF-Kinderbetreuungsplätzen offenbaren die Bezirke auch bei den Schließtagen von Krabbelstuben enorme Unterschiede: Steyr-Stadt (nur 8,3 Arbeitstage pro Jahr geschlossen) und Linz-Stadt (nur 8,7 Arbeitstage pro Jahr geschlossen) heben sich vom Rest Oberösterreichs weit ab. Mit Respektabstand folgen Wels-Stadt und Rohrbach mit durchschnittlichen Schließtagen von knapp unter 5 Wochen. Jeder andere Bezirk liegt über der Grenze von 5 geschlossenen Arbeitswochen, was allein deshalb schon problematisch ist, weil Arbeitskräfte nur 5 Wochen Urlaub pro Jahr haben, um die Schließtage abdecken zu können. Tatsächlich haben die Krabbelstuben aber in Bezirken wie Steyr-Land (37,3 Arbeitstage) sogar mehr als 7 Wochen und auch in Grieskirchen (34) und in Ried/Innkreis (34,7) fast 7 Wochen zu. Unser Bezirk liegt mit 28,1 Arbeitstagen knapp über dem Oberösterreich-Durchschnitt von 27,1 Schließtagen (ca. 5,5 Wochen).
Bei den Kindergärten ist ein ähnliches Bild erkennbar: Vorneweg Linz-Stadt (11,6 Schließtage), Steyr-Stadt (12,5 Schließtage) und Wels-Stadt (13,9 Schließtage) und am anderen Ende finden sich Rohrbach (34,8), Freistadt (34,8), Schärding (36,4) und Steyr-Land (36,4) wieder. Im Landesschnitt haben die Kindergärten 27,3 Tage zu. Bei uns im Bezirk Kirchdorf liegen wir bei 32,3 Schließtagen.

Bessere Kinderbetreuung braucht bessere Landesförderung
Der große Nachholbedarf bei der Kinderbetreuung in weiten Teilen des Landes macht deutlich, dass es sich um kein Problem einzelner Gemeinden handelt. Man muss viel grundsätzlicher ansetzen und das derzeitige System der Landesförderung kritisch hinterfragen. Da bestehen immer noch Defizite bei der Randzeitenförderung, da werden qualitative Kriterien bei der Gruppenförderung nicht ausreichend berücksichtigt. Durch Pauschalabgeltungen zahlen insbesondere Gemeinden drauf, die erfahrenere und deshalb „teurere“ MitarbeiterInnen beschäftigen. Die finanziellen Lasten werden einfach zu ungleichen Teilen zwischen Gemeinden und Land geteilt. „Damit wir die Kinderbetreuung so ausbauen können, wie es sich die Familien vor Ort wünschen, brauchen wir deutlich mehr Unterstützung vom Land Oberösterreich. Das wäre aber kein verlorenes, sondern ein gut investiertes Geld, weil sich sogar die Wirtschaftsforscher einig sind – es gibt kaum eine wertvollere öffentliche Investition als Kinderbetreuung. Mit jedem investierten Euro wird eine Wertschöpfung von neun Euro geschaffen“, zitiert Bundesrat Ewald Lindinger eine gemeinsame Studie der Universität Linz im Auftrag von Arbeiterkammer und Industrieellenvereinigung.

Der SPÖ-Landtagsklub hat deshalb auch eine konkrete Landtagsinitiative eingebracht, mit dem Ziel, die Kinderbetreuungsangebote in Oberösterreich auf das Niveau der Top-3-Bundesländer auszubauen. Derzeit führen Wien und Burgenland im Bundesländervergleich – Oberösterreich soll vom Nachzügler zum Spitzenfeld aufschließen. Warum die Kinderbetreuungsangebote in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden sind, begründet BR Lindinger so: „Wir sind mitten in einem gesellschaftlichen Wandel. Die Omas, die früher auf die Kinder aufgepasst haben, sind heute oft selbst noch berufstätig. Außerdem werden die Familien mobiler, die Distanzen größer und deshalb wird der Bedarf für Kinderbetreuung sogar noch deutlich stärker ansteigen!“

Datenbasis: Kindergartenjahr 2015/16; Land Oberösterreich (Beantwortung der schriftlichen SPÖ-Anfrage), sowie Kindertagesheimstatistik der Statistik Austria

Anzeige
1:46
1:46

WKOÖ Maklertipp
Rechtsschutzversicherung: Sichern Sie Ihr Recht!

Eine Rechtsschutzversicherung schützt Sie vor den Folgen von vielen möglichen Konfliktfällen – vor allem finanziell.  Es gibt viele Gründe für einen Streit vor Gericht: Angenommen, Ihr Vermieter erhöht den Mietzins in ungerechtfertigter Weise, Ihr Hund läuft einem Biker vor das Rad, Ihnen wird nach einem Verkehrsunfall das Schmerzensgeld verwehrt oder Ihr Arbeitgeber zahlt die Überstunden nicht. Von all diesen Fällen haben Sie schon gehört oder Sie haben sogar schon selbst eine solche oder eine...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Kirchdorf auf MeinBezirk.at/Kirchdorf

Neuigkeiten aus Kirchdorf als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Kirchdorf auf Facebook: MeinBezirk.at/Kirchdorf - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Kirchdorf und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.