Vom Barchtl bis zum Gföll
Jede Gegend hat ihre typischen Schreibnamen – die Hausnamen der dort gewachsenen Bauernhöfe.
BEZIRK (wey). Diese Hausnamen wiederum lassen sich meist von Vornamen, Berufsbezeichnungen, der Lage des Wohnortes oder von besonderen Merkmalen herleiten.
Typische Namen im südlichen Teil des Bezirks sind beispielsweise Gößweiner, Retschitzegger, Rumplmayr, Rebhandl oder Trinkl. In Molln sind die Zemsauer daheim, im Salzkammergut häufen sich die Reisenbichler, im oö. Ennstal die Kronsteiner und Gsöllpointner. "Interessant ist, dass viele Bauernhofnamen des Garstnertales von Vornamen kommen", erklärt Jörg Strohmann, Obmann des Heimatvereins Windischgarsten. So leitet sich "Göswein" vom fränkischen Vornamen Goswin ab, was wahrscheinlich soviel wie "Gotenfreund" bedeutet. "Auch `Weingart´ hat nichts mit einem Weingarten zu tun, sondern kommt vom fränkischen Wingert", fährt Strohmann fort. "Rumplmayr" leitet sich vom Vornamen Rumpold ab, "Hiasl" von Matthias, "Barchtl" oder "Bartl" von Bartholomäus, "Niesl" von Dionysius etc.
Heimatforscher Rudolf Stanzel, ebenfalls aus Windischgarsten, bringt auch die bairischen und slawischen Einflüsse ins Spiel. "Nach meinem Wissen stammt Göswein aus dem Slawischen, so wie Rams- oder Retschitz- und viele andere Hof- und Flurnamen im Garstnertal", ergänzt er. Zahlreiche Namen beziehen sich, so Stanzel, auf die Lage des Bauernhauses, etwa Leitner, Bichler oder Thaler. Der Buchebner hauste auf einer Ebene, auf der Buchen standen, der Dirngrabner im dürren, unfruchtbaren Graben und der Ramsebner auf der Ebene, wo Bärlauch wuchs. Der Hofname Gföll deutet auf ein Gefälle hin (Quelle: Rudolf Kusché: Gold, das nicht glänzt).
"Streitlustiger" Hebenstreit
Auch besondere Eigenschaften und Merkmale der Bauersleute flossen in die Namensgebung ein. Stanzel: "Ein Beispiel ist der Name Hebenstreit, der an eine streitlustige Person erinnert. `Einen Streit anheben´ heißt soviel wie `einen Streit anfangen´." An Berufe und geschickte Handwerker erinnern Namen wie Hafner oder Tischler. Auch der Meier war ein Beruf. Das Wort leitet sich vom lateinischen Wort "major" ab, was soviel wie "größer" bedeutet. Ein Meier war der oberste Verwalter eines Landguts. Meier konnten versuchen, von Hörigen zu höhergestellten Dienstleuten aufzusteigen. Der Meier konnte so vom Verwalter zum Pächter werden. Viele wohlhabende heimische Bauernhöfe stammen von solchen Meierhöfen beziehungsweise Meierhofbauern ab.
Der Zehethof oder Zehetner schließlich war jener Hof, wo man den Zehent für den Grundherrn abliefern musste. Unter Zehent versteht man eine Steuer in Form von Geld oder Naturalien – ursprünglich der zehnte Teil des Ertrages –, die an einen geistlichen oder weltlichen Herrn abgeliefert wurde.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.