Vom Reiz des Unscheinbaren: Tag der Artenvielfalt im Nationalpark Kalkalpen
Tier- und Pflanzenarten, die im intensiv bewirtschafteten Alpenvorland schon verschwunden sind, kann man im Nationalpark Kalkalpen noch zahlreich finden.
BEZIRK. 22 Experten, vorwiegend Zoologen, machten jüngst beim Tag der Artenvielfalt im Nationalpark mit. Dabei gilt es in einem eingegrenzten Gebiet so viel Pflanzen- und Tierarten wie möglich zu finden und zu bestimmen.
Diesmal wurden das Gebiet der Haidenalpe und der Rossau im nordwestlichen Bereich des Sengsengebirges in einer Höhe von 1.250 bis 1.400 Meter in Augenschein genommen. Dieses Gebiet zeichnet sich durch eine hohe Natürlichkeit aus und so verwundert es nicht, dass die Kenner von Pilz-, Orchideen-, Käfer-, Schmetterlings-, Libellen-, Wildbienen-, Spinnen- und Fledermausarten trotz feuchter Witterung einige hundert Arten nachweisen konnten. Besonders erfreulich ist der Nachweis des Kopfhorn- und Rehschröters, zweier seltener Hirschkäferarten und des endemischen Laufkäfers „Jurineis Grabläufer“. Weiters konnten sieben Orchideenarten, über sechzig Pilz- sowie fast alle Amphibien- und Reptilienarten festgestellt werden. Noch sind nicht alle Funde ausgewertet, denn ein großer Teil der Pilz- und Insektenarten sind nur mit einem Mikroskop exakt zu bestimmen.
"Eine Insel der Vielfalt"
Zu den Schmetterlingen hielt der Schmetterlingsspezialist Patrick Gros fest, dass das Untersuchungsgebiet als eine Insel der Vielfalt bezeichnet werden kann. „Hier findet man noch zahlreiche Schmetterlingsarten die in Gebieten mit hohem Nutzungsdruck, beispielsweise im Alpenvorland völlig verschwunden sind. Viele Arten sind Spezialisten und leben z.B. nur in Hochmooren, andere in Magerwiesen, oder sie benötigen lichtungs- und strukturreiche Wälder. Manche Raupen fressen ausschließlich an bestimmten, oft nur lokal vorkommenden Pflanzenarten. Hier im Nationalpark Kalkalpen kommen diese Lebensräume eng verzahnt und nebeneinander vor“, resümierte der Spezialist.
Martin Schwarz entdeckte etliche seltene Wildbienen und Schwebfliegen und der Spinnenexperte Alexander Rief konnte ebenfalls eine beachtliche Menge seiner achtbeinigen Schützlinge nachweisen. Auf der Haidnalpe fand er eine Spinnenart, die ausschließlich Ameisen jagt und von diesen lebt. Er erzählte von Spinnen, die im Rudel jagen und warum es Spinnen gibt, die wie Ameisen gehen.
Bei der Abschlussbesprechung im Gasthof Federlehner wurden die reichhaltigen Funde besprochen und darüber diskutiert, ob Flächen wie die Haidnalpe, ein einstiges Weidegebiet, und die Rossau, ehemals Waldweidegebiet, der Sukzession überlassen werden sollen. Die überwiegende Meinung der Experten sprach sich für gezielte Pflegemahden der einst von Menschen genutzten Flächen aus, um die Artenvielfalt auf einem ähnlich hohen Niveau wie derzeit zu halten.
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