Umfangreichstes Restaurierungsprojekt in OÖ
Zehn Millionen Euro für Generalsanierung der Stiftskirche Kremsmünster

Abt Ambros Ebhart, Landekonservatorin Petra Weiss und Projektleiter Baumeister Peter Griebaum geben Einblick ein den Abbau eines Seitenaltars.  | Foto: Diözese Linz, Kienberger
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Die Generalsanierung der Stiftskirche ist für die nächsten Jahre das größte Projekt und die größte Herausforderung des Klosters Kremsmünster. Die Laufzeit beträgt insgesamt zehn Jahre, investiert werden rund zehn Millionen Euro.

KREMSMÜNSTER. Die Stiftskirche Kremsmünster stellt das bedeutendste sakrale Bauwerk Oberösterreichs auf mittelalterlichem Fundament dar. 2027 jährt sich das Gründungsdatum des Klosters zum 1.250 Mal, gleichzeitig wird das 750-jährige Bestehen der Stiftskirche gefeiert. Zum Jubiläum im Jahr 2027 soll die Stiftskirche in neuem Glanz erstrahlen.

Die letzte Renovierung fand 1977 statt. Seither sind erneut Schäden aufgetreten, die dringend behoben werden müssen, um die Kirche zu erhalten. Aufgrund der Mängel im gesamten Kirchenbereich wurde im Jahr 2019 eine umfassende Befundung in Auftrag gegeben, die einen dringenden Handlungsbedarf ergaben. Erforderlich sind eine ganze Reihe an – teil s sehr aufwändigen – Maßnahmen. Im Spätsommer 2021 begann man mit statischen Sicherungsarbeiten im Dachraum und an den Gewölbedecken. Die Turmfassade wurde ebenfalls schon in Angriff genommen. Jetzt haben die umfangreichsten und kostenintensivsten Arbeiten im Inneren der Kirche begonnen, die vor allem eine große Herausforderung für die Seelsorge der Pfarre und für das geistliche Leben der Klostergemeinschaft bedeuten.

"Wir müssen dafür sorgen, dass unsere Kirche auch während der langwierigen und schwierigen Arbeiten wenigstens in Teilbereichen genutzt werden kann und die Menschen unserer Stiftspfarre Gottesdienste feiern können."
Abt Ambros Ebhart

"Die Renovierung unserer Stiftskirche ist vor allem eine große seelsorgliche Herausforderung", informiert Abt Ambros Ebhart. Immerhin ist die Kirche während der Sanierung zu zwei Dritteln gesperrt. "Gott sei Dank gibt es Kirchen und Räume, in die wir ausweichen können – auch außerhalb des Klosterbereichs." So wird am 11. Juli die Priesterweihe von P. Anselm in der Filialkirche Kirchberg stattfinden. Die Kirche Heiligenkreuz und im Kloster selbst die Michaelskapelle und die „Akademische Kapelle“ wie auch der Kaisersaal werden für die liturgischen Feiern verwendet werden. "Es ist meinen Mitbrüdern und mir ein großes Anliegen, dass durch die Renovierung das geistliche und spirituelle Angebot nicht auf der Strecke bleibt und die Seelsorge nicht behindert ist."

Abt Ambros Ebhart, Petra Weiss, Baumeister Peter Griebaum  | Foto: Diözese Linz, Kienberger
  • Abt Ambros Ebhart, Petra Weiss, Baumeister Peter Griebaum
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Finanzielle Herausforderung

Mit Kosten, die derzeit auf zehn Millionen Euro geschätzt werden, ist die Generalsanierung der Kirche auch eine finanzielle Herausforderung. "Wir sind dankbar, dass uns die Diözese Linz, das Land Oberösterreich und das Bundesdenkmal finanziell unterstützen", so der Abt. Dennoch muss das Stift rund 40 Prozent der Kosten selbst aufbringen. "Dabei hilft uns ein Sponsorenkomitee, das um Spenden für die Renovierung der Stiftskirche wirbt".

Einzigartige Bestände sichern

Die anstehende Restaurierung der Stiftskirche ist das derzeit umfangreichste Restaurierungsprojekt im Bundesland. "Bemerkenswert ist, dass die Stiftskirche ihre barocke Farbigkeit bis in die Gegenwart weiter tradiert hat, sodass die sensible Herangehensweise durch Reinigung und Überfassung mit Kalklasuren des Stucks und der Wandflächen gewählt werden konnte", erklärt Landeskonservatorin Petra Weiss. "Die Ölgemälde der Seitenaltäre müssen einer tiefergehenden Restaurierung unterzogen werden, da die Leinwände und die Malschichten bereits starke Schäden und Verschmutzungen aufweisen." Der tiefste Eingriff, so Weiss, erfolgt bei den Steinteilen der Seitenaltäre. Zahlreiche großflächige Salzausblühungen haben die Marmore derart in Mitleidenschaft gezogen, dass hier aufwendige Entsalzungmaßnahmen erfolgen müssen. All diese Erkenntnisse wurden im Rahmen von in den Jahren 2020 bis 2022 erfolgten umfassenden Befundungen und bauphysikalischen Untersuchungen gewonnen.

Eine Engelstatue aus der Barockzeit mit 1,5 Tonnen Gewicht wurde heruntergehoben. | Foto: Weymayer
  • Eine Engelstatue aus der Barockzeit mit 1,5 Tonnen Gewicht wurde heruntergehoben.
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"Harmonisches Ganzes bewirken"

Weiss: "Das wesentlichste Merkmal dieser Restaurierkampagne bedeutet die Wahrung des Alterswertes der Raumschale und der Ausstattung der Stiftskirche, also des überkommenen Erscheinungsbildes. Auch wenn die barocke Farbigkeit noch überwiegend wahrnehmbar ist, so haben die Jahrhunderte danach ebenfalls immer wieder in den Bestand eingegriffen. Nun gilt es ein harmonisches Ganzes zu bewirken. Die grundsätzlich konservierende Herangehensweise mit vereinzelten tieferen Eingriffen, etwa bei den Seitenaltären, kennzeichnet die Restaurierung der Stiftskirche in den nächsten Jahren."

Vier anspruchsvolle Jahre für die Innenrestaurierung

Aufgrund der beeindruckenden Dimensionen der Stiftskirche wird die Innenrestaurierung in vier Jahresetappen erfolgen. "Heuer haben die Arbeiten bereits im nördlichen Seitenschiff, im Mittelschiff sowie für die Orgelempore begonnen und werden 2024 fertiggestellt. In den Jahren 2025/26 folgen dann das südliche Seitenschiff, der Eingangsbereich und die Marienkapelle", erklärt der Projektleiter und Baumeister Peter Griebaum.

Am Beginn einer Etappe stehen jeweils die groben Arbeiten in der Sockelzone. Nach dem Abbau der Kirchenausstattung und dem Errichten von großflächigen Staubschutzmaßnahmen wird mit dem Zerlegen der Seitenaltäre begonnen. Dieser massive Eingriff ist notwendig, so Griebaum, da sich im Stein eine hohe Konzentration an bauschädlichen Salzen über die Jahrhunderte aufgebaut und Schäden verursacht hat.

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Raumklima derzeit zu warm und zu feucht

Für den reibungslosen Verlauf des Projektes ist eine gute Abstimmung der verschiedenen Handwerksbetriebe und ihrer Arbeiten notwendig. Allein an den zwölf Seitenaltären werden der Stein, das Ölgemälde, der Gemälderahmen, die Metallzierteile von jeweils spezialisierten Restauratoren bearbeitet. Die zu treffenden Maßnahmen der insgesamt zehn Gewerke werden im Vorfeld festgelegt und sollen im Endergebnis ein stimmiges Gesamtbild ergeben.
Das Raumklima der Kirche ist ein weiteres wichtiges und zu behandelndes Thema. Griebaum: "Derzeit ist es zu warm und zu feucht. Diese Verhältnisse begünstigen das Wachstum von Schimmel und Holzschädlingen, die beide bereits im Rahmen der Voruntersuchungen punktuell nachgewiesen werden konnten. Auch hierfür wurden umzusetzende Maßnahmen festgelegt, die das Klima langfristig positiv beeinflussen sollen."

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