Die Belastungen steigen
Der 'Pflegepersonalschlüssel' wird in den Bezirksalten- und Pflegeheimen erfüllt, dennoch fehlt Personal.
BEZIRK (sta). Im Bezirk Kirchdorf stehen aktuell 598 Heimplätze in vier Bezirks- und zwei Gemeindealtenheimen zur Verfügung. Die Arbeit für das Personal wird nicht einfacher – ganz im Gegenteil.
Ein Fachsozialbetreuer, der seit mehr als zwei Jahrzehnten in einem der Alten- und Plegeheime arbeitet und anonym bleiben möchte, sieht dringenden Handlungsbedarf: "Als ich angefangen habe, war es mein absoluter Traumberuf. Jetzt würde ich es nicht mehr machen. Der 'Pflegepersonalschlüssel' muss dringend den Rahmenbedingungen angepasst werden – das wäre ein erster Schritt in die richtige Richtung. Wir haben immer mehr Aufgaben zu erfüllen, bekommen aber kein Personal mehr. Unsere Überstunden häufen sich, wir können diese aber nicht abbauen. Die Folge ist, dass sich auch die Krankenstände als Folge der Überlastung häufen. Es hapert hinten und vorne." Nicht nur psychisch sind die Mitarbeiter gefordert, sondern auch physisch. "Bei einem Nachtdienst legen wir bis an die 20 Kilometer zu Fuß zurück. Das haben wir mit einem Schrittzähler ermittelt", so der Mitarbeiter des Heimes. Der sogenannte "Pflegepersonalschlüssel" regelt, wie viel Personal notwendig ist. Er wird in allen sechs Alten- und Pflegeheimen im Bezirk Kirchdorf erfüllt. "Dieser stammt allerdings aus dem Jahr 1996 und sollte doch einmal evaluiert werden", so Karl Schachinger, Leiter des Sozialhilfeverbandes (SHV) Kirchdorf. "Die personelle Situation im Bereich der Pflege hat sich in letzter Zeit etwas zugespitzt. Derzeit sind etwa in Kirchdorf nicht alle 128 Heimplätze belegt. Da besteht Bedarf sowohl an Diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegern, als auch bei Pflegefachassistenten, Fachsozialbetreuern und Heimhelfern. Leider ist es so, dass sich immer weniger Menschen für Berufe in der Pflege interessieren", so Schachinger. "Wir sind in Kirchdorf aber trotzdem in der Lage, rund um die Uhr eine Pflege durch Diplomkräfte sicherzustellen", betont der Obmann des SHV Kirchdorf, Bezirkshauptmann Dieter Goppold.
Der Pflegeregress auf Angehörige zur Finanzierung der Heimkosten wurde mit 1. Jänner 2018 abgeschafft. "Das hat bisher aber keine großen Veränderungen bei der Vergabe von Plätzen in unserem Bezirk verursacht", so Karl Schachinger.
Demenz beherrscht den Alltag
Die Alten- und Pflegeheime in Windischgarsten, Micheldorf, Kirchdorf und Kremsmünster werden vom Sozialhilfeverband (SHV) verwaltet. Gemeinsam mit den zwei Heimen in Ried im Traunkreis und Grünburg, die von der Gemeinde geführt werden, leben 598 Menschen in den Einrichtungen. Etwa 80 Prozent der Bewohner leiden an Demenz – eine große Herausforderung für die 430 Beschäftigten, von denen viele nur in Teilzeit arbeiten. Ab der Pflegestufe 4 kann man sich für einen Platz anmelden. Bei den Pflegestufen null bis drei ist eine "Pflegebedarfs-Objektivierung" notwendig. Derzeit gibt es im Bezirk Kirchdorf 27 offene Heimplätze.
Das jährliche Budget des Sozialhilfeverbandes Kirchdorf beträgt etwa 57 Millionen Euro. Die SHV-Mitarbeiter sind vorwiegend in den Bezirksalten- und Pflegeheimen beschäftigt. Sie beauftragen aber unter anderem auch die mobilen Dienste, die im Bezirk von Caritas, Volkshilfe, Rotem Kreuz und Hilfswerk geleistet werden.
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