"I wü frei sein"

Wolfgang Ambros
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WAIDRING (navi). Von Ruhm und Reichtum träumte der kleine Wolfgang nicht, als er mit Freunden in den Wäldern nach Wildhasen jagte und mit selbst gemachtem Pfeil und Bogen einen davon erlegte und ihn bei der benachbarten Jägerfamilie, verheimlicht vor den strengen Eltern, verspeiste.

Die musikalisch bewegten 1960er-Jahre bringen das ‚Planet‘ inklusive Wolfsgraben bei Wien, wo Wolfi aufwächst, mit Rock‘n‘Roll, Twist und Rock in Schwung. In der Dorf-Bierstub‘, neben der lauten Jukebox, dreht die künftige Austropop-Legende oft den Hula-Hoop-Reifen von den Fingerspitzen weg bis nach unten und wieder rauf. Dabei murmelt er die für ihn noch unverständlichen, dem Englischen ähnlichen Reime.

Sein Vater liebt Beethoven und sieht seinen Sohn Geige spielend, dieser jedoch bittet penetrant um eine Gitarre. „Mit Wehmut schenkte mir mein Papa mit 13 Jahren eine hässliche rote Gitarre – trotzdem war dies das schönste Weihnachtsgeschenk in meinem Leben“, so Ambros

Nach Bob-Dylan-Songs sich selbst beigebrachten Akkorden wird gespielt und gesungen. Das Gitarrespielen macht ihn frei und beflügelt; die Schule leidet, er fliegt vom Gymnasium. Nach dem Hauptschulabschluss verlässt er das elterliche Nest und geht nach Wien in die HAK, wo er seiner ersten großen Liebe begegnet und die Bandbreite der Liebe mit all ihren Höhen und Tiefen als junger Mann kennenlernt. „Eveline war meine einzige Motivation, weshalb ich in der Schule blieb. Eines Tages ging sie weg und kam nicht wieder. Da hab‘ ich die Schule geschmissen,“ erinnert sich Wolferl mit einem besonderen Leuchten in den Augen.

Alles dreht sich

Ambros‘ Leben dreht sich wie eine Vinylplatte im Kreis: um seinen Job beim Wiener Musikhaus ¾, seine Gitarre und seine Freunde aus dem Café Hawelka.
Plötzlich bekommt Wolfgang ein Jobangebot vom angesagtesten Londoner Schallplattengeschäft „One Stop Records“ und sagt sofort zu. Dort zählen u. a. Mick Jagger, Eric Clapton und Jimi Hendrix zu den Kunden. Sein Englisch wird besser und die Londoner Rockszene, inklusive Liebe, Rausch, Beats und Guinness, überwältigt den noch naiven Wiener Buben, der einfach, wie er ist, im berühmten Roundhouse vorspielen wollte und eine Absage einkassierte, mit der Begründung: “Wer will dir schon zuhören?!“

Bei Nacht und Nebel verlässt er London mit längst abgelaufenem Visum und leeren Taschen und geht zurück nach Wien. Im Hawelka trifft Ambros seinen alten Kumpel Joesi Prokopetz, der als junger Dichter gerade auf der Dialektwelle reitet, und bekommt von ihm ‚Da Hofa‘ zum Lesen. In nur wenigen Stunden bekommt Joesis Werk eine musikalische Seele von Ambros verpasst – ein Hit wird geboren. „Dank einer gut betuchten Freundin, einer Gräfin, die hoffnungslos in mich verliebt war, konnten wir ein professionelles Demo im Studio aufnehmen und bei den Plattenfirmen vorzeigen. Es gab jede Menge Absagen, niemand wollte das Lied produzieren, außer der kleinen Plattenfirma ‚Amadeo‘. Ich sagte zu – ich hatte ja keine Wahl,“ erinnert Ambros sich schmunzelnd. Von 0 auf Platz 1 in der Hitparade schoss das Lied in der ersten Woche nach der Veröffentlichung und hielt sich dort acht Wochen lang!

Der Erfolg und die damit verbundene finanzielle Unabhängigkeit bringen Spaß ohne Maß mit sich. Plötzlich wird dem neu gebackenen Star seine geliebte Freiheit jedoch genommen, er wird eingemustert. Wie ein wildes, im Käfig gefangenes Tier fühlt er sich beim Militär. „Nutzlos, grau und widerlich fand ich die Zeit bei der Armee. Ich wollte raus – koste es, was es wolle!“, offenbart sich der Sänger. In der Kaserne erfährt er, dass heiratende Soldaten für 3 Tage beurlaubt werden. Daraufhin heiratet Ambros, um sich für 72 Stunden „freizukaufen“. Kurz danach simuliert er Schmerzen im Nierenbereich und wird medizinisch untersucht. „Die Untersuchung war so schmerzhaft, dass ich bedauerte, damit angefangen zu haben,“ so Ambros. „Plötzlich rennt der Arzt mit den Röntgenbildern rein und schreit: „Mein Gott, Sie Armer! Ihre Niere, Sie haben nur eine Niere! Gott sei Dank, dass sie sehr groß ist. Nun, vom Militärdienst werden Sie sicher freigestellt.“ „Am nächsten Tag war ich ein freier Mensch. Als Erstes rief ich den Joesi an, der sich auch des Militärs ‚erfreute‘; er las mir „Tagwache“ vor. Daraus entstand eine bereits legendäre Abmus­terungshymne,“ so der stolze und freiheitssüchtige Musiker. Eine große Karriere hatte begonnen...

Seit 43 Jahren genießen die unzähligen Fans seine großartigen Werke, ‚umarmt‘ von seiner charismatischen Authentizität. Seit 10 Jahren lebt Wolfgang in Waidring, umgeben von freiheitsliebenden Menschen und der freien Natur.

Fotos: Schilling Kogler, F. Neumayr, Schweinöster

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