"Mit der Gitarre auf dem Klo"

Foto: Noll
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WIZO sind der Inbegriff des Deutschpunks. Seit mehr als 25 Jahren machen sie bereits Musik. Schnell, laut und mit vielen Kraftausdrücken sorgten sie des Öfteren für Kontroversen. Am 8. Dezember statten WIZO mit ihrem neuen Album dem Komma Wörgl einen Besuch ab. Sänger Axel Kurth hat sich schon vorab für ein Interview zur Verfügung gestellt.

Euer neues Album – endlich ist es da! Wie hat sich eure Musik im Vergleich zu früher verändert?
Mir kommt vor, als würd ich das Gleiche machen wie eh und je. Verändert haben sich aber vor allem die technischen Möglichkeiten, die wir haben.

Was war von der technischen Seite her die krasseste Veränderung?
Wir haben ganz vieles auf den Kopf gestellt. Unsere erste Tournee haben wir z. B. noch mit Postkarten und Kassetten promotet. Und heutzutage sind im Internet irgendwelche Fakten ratzfatz nachgeschaut, die man früher mühselig hätte recherchieren müssen.

...und was ist trotz alledem gleich geblieben?
Mein Zorn, meine Motivation und die Tatsache, dass ich heute genauso gerne Punkrock mit verzerrter Gitarre und lautem Schlagzeug mache wie eh und je. Ich hatte durch die technischen Möglichkeiten auch nie das Bedürfnis, Dubstep oder Techno zu machen. Ich will Punkrock machen, das ist mein Ding.

Wie entstehen deine Songs? Hast du einen Ort der dich besonders inspiriert?
Ich schreibe viele Lieder mit der Gitarre auf dem Klo (lacht).

Eure Texte sind ja ein kleines bisschen softer als früher. Hat sich im Laufe der Jahre auch eure Einstellung zu bestimmten Themen geändert?
Wir sind alle älter geworden und heute schimpf ich nicht mehr einfach über irgendjemanden drauf los, der mich aufregt, sondern überlege mir, was dessen Motive sind und was dahintersteckt. Da seh ich den Unterschied – früher war man weniger reflektiert und direkter, heute überlegt man sich ein paar Sachen, aber die Einstellung ist gleich geblieben...

Wie ist eigentlich das Cover zu eurem neuen Album entstanden?
Ähm, da hab ich ´nen Stift genommen und hab das gemalt (lacht). Ich fand ja CD-Covers nie so besonders sexy, und wir wollten diesmal eigentlich keinen Tonträger im herkömmlichen Sinne mehr rausbringen und haben uns intensiv mit anderen Vermarktungswegen auseinandergesetzt. Schlussendlich sind wir dann doch wieder beim Album gelandet. Und dann dachte ich mir, wenn wir schon ein Cover brauchen, dann mal ich wieder selber eins.

Was ist in der Zeit zwischen 2005 und 2009 passiert, als es kein WIZO gab? Du hast ja trotzdem diverse Musikprojekte fortgeführt: Hast du auch irgendwann eine völlige musikalische Auszeit eingelegt?
Jein. Nach der WIZO-Abschiedstour ging‘s mir gar nicht gut. Da hab ich schon ein bisschen gebraucht, bis ich mich selber wieder musikalisch gefunden habe. Wobei, so lange hat‘s auch nicht gedauert, bis ich wieder wusste, dass ich immer Punkrock machen will. Hab mich dann auch sehr viel mit allen möglichen anderen Sachen beschäftigt, z. B. Musik für Filme, Theater und Fernsehen gemacht und hab mich mit komischen kommerziellen Projekten rumgeärgert. Ich wusste dann aber recht schnell, dass meine Ausdrucksform der Punkrock ist. Also kurz, schnell, knackig und laut.

Und was haben deine Bandkollegen so getrieben? Hattet ihr in dieser Zeit viel Kontakt?
Ja, wir hatten noch Kontakt. Mein Schlagzeuger hat zwei Töchter gekriegt, der Basser von damals hat sich beruflich um was ganz anderes gekümmert. Und der Fratz, unser Manager und geheimes viertes Bandmitglied, mit dem war ich eigentlich immer zugange und wir haben ständig was ausgeheckt. Wir hatten z. B. immer wieder Stücke, die wir unter falschem Namen rausgebracht haben und so Sachen.

Wie würdest du reagieren, wenn WIZO plötzlich auf allen Radiosendern rauf und runter gespielt werden würde?

Das wär mir in der Tat nicht so recht. Ich hab mich aktiv dafür entschlossen, Subkultur zu sein. Also anders als der Mainstream. Ich will ja nicht dazugehören. Und das ist natürlich heutzutage widersprüchlich, weil Punkrock und verzerrte Gitarren haben ja schon lange den Weg in die Charts gefunden. Ich muss gestehen, dass ich auf dem neuen Album vorsichtshalber in jedes Lied etwas mit "Zombies" oder "Scheiße" reingebaut hab, damit es eben nicht im normalen Radiosender läuft.

Hat sich Punk und dessen Bedeutung in den letzten 25 Jahren für dich geändert?
Punk hat sich natürlich geändert, so wie sich alles geändert hat. Es ist auch nicht mehr so dramatisch heute, mit bunten Haaren durch ‘ne Kleinstadt zu laufen. Und die Bedeutung von Punk ist auch was anderes geworden, weil es früher eine ganz neue Jugendprotestkultur war, und heute ist es was fürchterlich Altmodisches. Für uns persönlich hat sich da eigentlich nichts geändert. Punk hat ja ganz vielschichtige Bedeutungen. Etwa, dass man sein Leben so lebt, wie man selber fühlt und will, und man sich frei macht von den Erwartungshaltungen, Statussymbolen, Karrieredenken und dem Ellbogen-Getue um einen rum. Punk heißt für uns, dass wir lieber die Sachen so machen, wie wir sie wollen, und dafür auch nach wie vor bereit sind, die Konsequenzen zu tragen.

Am 8. Dezember gebt ihr ein Konzert in Wörgl. Was willst du deinen Tiroler Fans schon vorab verraten?

Kommt auf unser Konzert! Wir spielen eure und unsere Lieblingslieder, die alten und die ganz alten, aber natürlich auch ein paar von den neuen. Wir legen uns ins Zeug und wir werden uns den Arsch abfreuen, wenn es euch gefällt. Und es wird eng und heiß werden und dunkel und laut. Und mit guten Chancen auf blaue Flecken und klingelnde Ohren und auf verlorene Schuhe und durchgeschwitzte Klamotten!

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