Neue Methoden
Mit Antikörpern die Schmerzen im Kopf bekämpfen
Dr. Sonja-Maria Tesar hat mit dem KLAGENFURTER über aktuelle Erkenntnisse bei der Behandlung von Migränepatienten gesprochen.
In Kärnten leiden rund 73.000 Menschen unter Migräne – zweifelsohne kann von einer Volkskrankheit gesprochen werden. Seit mehr als 6.000 Jahren gibt diese vielschichtige neurologische Erkrankung Medizinern Rätseln auf, jedoch wird diese mehr und mehr entmystifiziert und neue Behandlungsmethoden schaffen Betroffenen eine Verbesserung der Lebensqualität.
Neue Behandlungsmethode
„Seit 2018 stehen uns neue spezifische prophylaktische Möglichkeiten – die monoklonalen CGRP-Antikörper – zur Verfügung. Dabei werden Antikörper gespritzt“, sagt Neurologin Sonja-Maria Tesar, Leiterin der Kopfschmerzambulanz am Klinikum Klagenfurt, Wahlärztin in Klagenfurt und Vizepräsidentin der Österreichischen Kopfschmerzgesellschaft (ÖKSG). Die Antikörper-Therapie hat sich sensationell bewährt. Doch nicht für alle Betroffenen ist diese prophylaktische Methode geeignet. „Die Antikörper-Therapie ist für die Gruppe bestens geeignet, die mehr als vier Migränetage pro Monat im Kopfschmerzkalender dokumentiert haben, drei herkömmliche Vortherapien der Substanzklassen wie z.B. Antidepressiva oder Betablocker, verschrieben bekommen haben, oder auch letztgenannte Therapien abbrechen mussten, da Nebenwirkungen aufgetreten sind oder aber, wenn Kontraindikationen bestehen“, führt die Neurologin weiter aus.
Kaum Nebenwirkungen
Alle drei Antikörper wurden in Studien an vielen tausenden PatientInnen untersucht und verfügen über eine ausreichend wissenschaftliche Datenbasis. „Wir wissen, wenn man auf diesen Angriffspunkt des CGRP anspricht, hat man eine hervorragende Wirkung – und das bei kaum vorhandenen Nebenwirkungen. Die Antikörper werden vom Patienten selbst entweder via Pen oder Subkutan gespritzt“, erklärt die Expertin. Nach einmaliger Verordnung des Facharztes können sie dann durch den Hausarzt verschrieben werden.
Zentrale Rolle: Kopfschmerzkalender
Generell wird zwischen primären Kopfschmerzen, zu denen man auch die Migräne zählt, und den sekundären Kopfschmerzen, denen Erkrankungen wie z.B. Hirnblutung oder ein Tumor zugrunde liegen können, unterschieden. Bei der Behandlung der Migräne wird auf eine multimodale Therapie, die von Medikation über Atemübungen bzw. Entspannungstechniken und/oder Ausdauersport bis hin zum Führen eines Kopfschmerzkalenders reicht, gesetzt. Das Führen eines Kopfschmerzkalenders nimmt eine zentrale Rolle ein, da eine Migräneattacke über einen Zeitraum von mehreren Tagen andauern kann und man generell nicht Attacken, sondern Migränetage zählt.
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