Wie bleibt Medizin top?
Klares Signal bei der WOCHE-Diskussion zum Thema „Top-Medizin in Kärnten“: Sparen ja, aber nicht beim Personal.
Zum Thema „Top-Medizin in Kärnten – Wirklichkeit oder Ziel?“ diskutierte eine hochkarätige Runde im neuen Klinikum Klagenfurt am Wörthersee. Kabeg-Vorstand Ines Manegold, Ilse Oberleitner, Chefin der Landessanitätsdirektion, Philipp Prattes vom Pharmaunternehmen „ratiopharm“, NR Martin Strutz (Ex-Kabeg-Aufsichtsrat), Johann Klocker (Leiter der Hämato-onkologischen Ambulanz in Klagenfurt) sowie die Primarii Dietmar Geissler (Leiter der 1. Medizinischen Abteilung in Klagenfurt) und Harald Wimmer (Vorstand der Abteilung für Innere Medizin am LKH Villach) sprachen über die Zukunft der medizinischen Versorgung und deren Finanzierbarkeit. Moderiert wurde der Gesprächsabend von WOCHE-CR Uwe Sommersguter.
Top-Medizin bedeutet für Wimmer „ausreichend Personalressourcen – Mitarbeiter, die Zeit haben, die Patienten zu behandeln.“ Er warnt vor einem „Zurückfahren der Ressourcen“. Medizin sei auch ein „wichtiger Wirtschaftsfaktor“, die Wertschöpfung enorm. Top-Medizin sollte „so zentral wie notwendig und so dezentral wie möglich“ zur Verfügung gestellt werden, so Geissler.“ Prattes unterstreicht, dass das „österreichische Gesundheitssystem weltweit zu den besten gehört“. Die „Führungsposition“, die sich Kärnten mit dem neuen Klinikum erarbeitet habe, gelte es auszubauen, betont Strutz. Er plädiert dafür, über den Tellerrand hinaus zu blicken: „Der Gesundheitsmarkt ist ein internationaler. Warum nicht Patienten nach Kärnten importieren?“ Umgekehrt soll „heimisches Know-How exportiert werden“.
Strutz zur Finanzierbarkeit: „Die Budgets sind natürlich angespannt. Es ist aber alles eine Frage der Gewichtung.“ Beim Personal zu sparen, wäre der falsche Weg. Das „LKH neu“ sei bereits ein Schritt in die richtige Richtung, Mittel effizienter einzusetzen. Das „Halten der Versorgungsqualität und die Leistbarkeit für alle“ sind auch für Oberleitner entscheidend. „Es geht nicht um die Frage, ob wir uns das leisten können, sondern ob wir es wollen.“
Einsparungspotenzial sei auch von Medikamentenseite möglich, glaubt Prattes. „Bis zu eine Milliarde Euro“ könnte man durch richtige Medikamenteneinnahme („Compliance“) sparen. Ökonomen und Politiker sollten sich an einen Tisch setzen, betont Wimmer, um „gezielter zu investieren“ und „Leerläufe“ im Gesundheitssystem, wie das Einführen der elektronischen Patientenkarte, zu vermeiden.
Manegold macht klar, dass es um „Angebotsplanung“ gehe – „Verschwendung“ sei passé. Man müsse sich die Frage stellen, welche Leistungen künftig an welchem Ort und in welcher Tiefe angeboten werden sollen. Kleinere Spitäler zu schließen, wäre falsch – „diese Diskussion sollte rasch beendet werden“, betont auch Strutz. Gewisse Häuser sollten sogar „noch ausgebaut werden“. Eine wichtige Einsparungsmaßnahme könne nur „die Reduzierung der Krankenkassen sein“.
Unter „ökonomischer Verantwortung“ versteht Wimmer, dass Ärzte auch wissen sollten, wie viel was kostet. Klockers Vision ist es, „den Konnex zu den Niedergelassenen zu finden“. Geissler plädiert dafür, dass sich Ärzte wieder auf ihre „Kernkompetenzen“ konzentrieren sollten – „weg von der Dokumentationswütigkeit“, weniger Administration.
Oberleitner betont, dass Gesundheitspolitik Gesellschaftspolitik sei. „Es geht um Patienten, die keine Lobby haben“ – chronisch Kranke etc.: „Wir brauchen niederschwellige Angebote.“
S. Glanzer
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.