Filmland Kärnten 2019

Im Off-OFF-der Filmgeschichte. Landesmeisterschaft der Kärntner Filmautor_innen 2019

Immer wieder flammt im Umfeld des K3 Film Festivals die leidenschaftliche Diskussion um den Kurzfilm auf. Wer oder was sind die Macher dieser Filme? Wie können die Regisseurinnen und Regisseure der Kurzfilm adäquat positioniert werden, denn längst sind die Grenzen zwischen Kunst- und Kommerz, Anspruch und Trivialität, Professionalität und reiner Passion fließend geworden, außer in Österreich, dort pflegt man/frau/FestivalleiterInnen/FilmemacherInnen noch immer das altbekannte Lagerdenken mit der künstlerischen Kleingeistigkeit der 1. Republik. (1918-1938!)

Die Landesmeisterschaft der Filmautor_innen Kärntens am 22. und 23. März 2019 in Völkermarkt bietet nun eine Art Standortbestimmung aus dem Lager der, im wahrsten Sinne des Wortes unabhängigen Filmemacher_innen, die ein gemeinsames Ziel vereint: das Streben nach „dem klaren Bild, dem ungetrübten Sinn“, der große Franz Grillparzer frohlockt verzückt in seiner Gruft.

25 Titel wettstreiten an zwei Tagen um die ausgelobten Preise der Landesmeisterschaft. Die Laufzeit der Filme bewegt sich zwischen 24 min, „Die Unruhe'Stifter'“ eine Gemeinschaftsproduktion des FC Völkermarkt und 2,12 min, „Glück“ von Friedrich Pichler aus Villach. Eine inhaltliche Gliederung, zum Beispiel nach Spielfilm oder Dokumentarfilm, Reportagefilm, Animation usw. gibt es nicht, zumindest ist sie im Programm nicht ausgewiesen. Der ganze Wettbewerb scheint nach dem Vorbild vergleichbarer Kulturfestivals aufgezogen zu sein, eine Fachjury aus den eigenen Reihen ist aufgerufen ihr Machtwort zu sprechen. Auf Filmjournalisten, Filmhistorikern und/oder Filmemacher/Filmproduzenten aus der professionellen Liga und/oder andere Personen aus der Kulturszene, z.B. Schriftsteller oder Musiker, wird ganz verzichtet. Immerhin gibt es eine ganz lustige Nebenschiene, den sogenannten „Minutencup“, in dem 8 Filme im direkten K.O. System gegeneinander antreten, bis der Siegerfilm ermittelt ist. Wer das macht und nach welchem Kriterium das erreicht wird, erfährt der unbedarfte Besucher der Webseite filmautoren.at nicht, was darauf schließen lässt, dass vergleichbare Veranstaltungen (fast) ausschließlich von Stammgästen und Szeneinsidern besucht werden.

Hier wäre schon einmal der erste, ganz entscheidende Hebel anzusetzen: während sich das K3 Film Festival ein ausführliches, zweisprachiges Programmheft mit Infos zu den Filmen, Cast, Crew, Genre und Inhalt leistet, spielen diese wichtigen Informationen, für ein eventuell interessiertes Publikum von außen, bei der Landesmeisterschaft 2019 keine Rolle. Die Damen und Herren Filmautor_innen kennen sich scheinbar bestens und fühlen sich in ihrer selbstgewählten, künstlerisch geschützten Werkstatt wohl, Unbekannte von außen sind unerwünscht, es könnte sich um „Unkenrufer“ handeln. In sektiererischer Weise scheut man die Öffentlichkeit.
Das alles sagt aber noch nichts aus über die Qualität der präsentierten Filme, denn, immerhin wagen es die Damen und Herren hinter ihrem Werk sich einer Jury zu stellen und treten so an eine kleine, aber filminteressierte Gemeinschaft und sei sie noch so spießig.

Eines muss man allerdings der Organisation der kleinen Filmschau neidlos zugestehen: Die Filmautoren.at sind Teil eines eigenen, allerdings geschlossenen Netzwerks, das praktisch völlig unbekannt und von der bürgerlichen Filmkritik ignoriert, weltweit aktiv ist und so für eine weite Verbreitung der Filme innerhalb des Netzwerks sorgt, etwas, das die angesehen Festivals, wie z.B. die Diagonale, Festival des österreichischen Staatsfilms, nicht schaffen.

Was unterscheidet nun die Filme der Filmautor_innen Kärntens von den Werken der „hochgelobten“ Staatskunst?
Eine mögliche Definition wäre wie folgt:
• Ein professioneller Film ist jeder Film, der mit der Absicht hergestellt wird, ihn weitmöglichst, gegen Bezahlung, gewinnbringend zu verbreiten.
• Ein unabhängiger Film ist jeder Film, der mit der Absicht hergestellt wird, ihn weitmöglichst zu verbreiten, aber die Gewinnabsicht steht nicht im Vordergrund. Stellen sich Gewinne ein (z.B. in Form von Filmleihmieten, TV-Abrechnungen, Tantiemen, Preisen auf Filmfestivals usw.) werden diese selbstverständlich angenommen und in weitere Projekte investiert. Im Vordergrund steht ein künstlerischer und/oder inhaltlicher Schwerpunkt, der nur außerhalb der Regeln, des traditionellen, meist staatlich-planwirtschaftlich organisierten Filmschaffens, umzusetzen ist.
• Ein Amateurfilm ist jeder Film, der mit der Absicht hergestellt wird, ihn nur im kleinsten Kreis zu zeigen, der keine Gewinnabsicht aufweist, der keinen eigenständigen Inhalt anzubieten hat (z.B. Fanfilme), der rein epigonale Absichten transportiert, oder sonst im privaten Bereich anzusiedeln ist, wie Urlaubsfilme, Hochzeitsreportagen, Geburtstagsfilme, Dokus über lokale Veranstaltungen, die rein der Erinnerung dienen, die aber z.B. für ein lokales Museum von großen Wert sein können.
• Und noch einen Pluspunkt können die Filmautoren_innen für sich verzeichnen: während die Filmemacher aus der Profiliga einen Millionenflop nach dem anderen im Filmlager deponieren, der Marktanteil des österreichischen Films liegt im Inland bei zirka 6 %, im Ausland ist er unmessbar gering, und diese Leute ungeniert, ungehindert und ohne Konsequenzen befürchten zu müssen, laufend mehr Fördergelder fordern, kommen die Filmautoren_innen mit vergleichsweise bescheidenen Fördermitteln aus, die meistens aus lokalen, bestenfalls regionalen Kulturbudgets stammen. Fakt ist, die Filmautoren_innen kommen für ihre Filme, aber auch für ihr Festival zum großen Teil mit eigenen Mitteln auf, was im österreichischen Film keinesfalls selbstverständlich ist.

Was tun? Die geneigte Leserin/der geneigte Leser ist aufgerufen, sofern an Filmen aus Kärnten interessiert, der Landesmeisterschaft 2019 einen KRITISCHEN Besuch abzustatten und sich in die Diskussion einzubringen, aber auch das K3 Film Festival soll seiner Pflicht nicht entlassen werden und seine Filmauswahl für die Ausgabe 2019 kritisch überdenken, es genügt eben NICHT nur in Ktn. geboren worden zu sein, aber ganz wo anders zu leben, um einen Film aus Kärnten hergestellt zu haben. Und auch die Organisation der Filmautoren_innen soll ihren Standpunkt kritisch überdenken und sich nach außen öffnen. Die erste Republik ist 1938 untergegangen, das Lagerdenken ist nur noch ein unnützer Anachronismus.

In diesem Sinn: Gute Unterhaltung mit interessanten Filmen in Völkermarkt & Film ab!
Link: zur VÖFA (Verband österreichischer Filmautoren):

Liste der Filmtitel, die an der Landesmeisterschaft 2019 teilnehmen.
1 Der Pfälzer Wald Cordula und Eckhart Kuglin FK Klgft. 18
2 Mike Sponza "Made in the Sixties" Gerhard Obersteiner CCC Klgft. 8
3 Die Heilquelle bei St. Leonhard M.Kraiger & BZ Bad Eisenkappel FC Vkmt. 4
4 Einfach zum Nachdenken R. Lamprecht Gem.Prod. CCC CCC Klgft. 16
5 Ein großer Tag für den Artenschutz Gerhard Heidler FK Spittal 7
6 Vom Lebensbaum zum Kunstraum Wilhelm Hafner FK Ferlach 21
7 Nicht mein Himmel Jaqueline Rauter FK Villach 18
8 Glück Friedrich Pichler FK Villach 2'12"
9 Kürbiscremesuppe YCC Gemeinschaftsproduktion FK Villach 8
10 Der Teufel in Trögern M. Kraiger & BZ Bad Eisenkappel FC Vkmt. 5
11 Argentinien-Land der Gegensätze Anton Oberhofer FK Klgft. 15
12 Kornet Rilke Friedrich Pichler FK Villach 4'40"
13 Expedition Franz-Josef-Land Werner Breiter FC Vkmt. 23
14 Rhythmus von Banda Neira Jonst Hunger CCC Klgft. 9
15 So wird man 100 CCC Klgft. 11
16 Die Unruhe'Stifter' Gem. Prod. FC Völkermarkt FC Vkmt. 24
17 Mord in der Manege A. Bitzan & A. Leitner FK Villach 7
18 Mama Christina Rauch FK Villach 7
19 "Sonkran" Paul Kraiger FC Vkmt. 8'5"
20 Der Ritter von Rechberg M.Kraiger & BZ Bad Eisenkappel FC Vkmt. 5
21 Attraktion in 3D A. Oberhofer & R. Wagner FK Klgft. 7
22 Zeit - Geschichten Klaus Hofer FC Vkmt. 20
23 Roll A. Bitzan & A. Leitner FK Villach 4
24 Nordspanien Anton Oberhofer FK Klgft. 15
25 Hochwasser in Kärnten Albert Rom FK Klgft. 7