Handkes Weggefährte
Deshalb sagt Literatur-Nobelpreisträger Medientermin ab!
Bis morgen weilt der angehende Literatur-Nobelpreisträger Peter Handke in Griffen. Die WOCHE Kärnten sprach mit seinem Weggefährten Valentin Hauser, der Handke während seiner Besuche in der Heimat stets begleitet. Er erklärt auch, weshalb ein für heute angesetzter Medientermin kurzfristig abgesagt ist, was für jede Menge Aufregung sorgt.
GRIFFEN. Griffen, eine Marktgemeinde mit knapp 3.500 Einwohnern in Kärnten, befindet sich aktuell im Ausnahmezustand: Der angehende Literatur-Nobelpreisträger Peter Handke, der berühmteste Sohn der Gemeinde, weilt gerade auf Heimaturlaub.
Vom Flughafen abgeholt
„Bürgermeister Josef Müller und ich haben ihn gestern vom Flughafen abgeholt“, erzählt Handkes langjähriger Freund und Weggefährte Valentin Hauser im Gespräch mit der WOCHE Kärnten. Der Rummel um seine Person war ihm (noch) nicht anzumerken. „Wir haben uns in einem Lokal vier Stunden lang gemütlich unterhalten“, erzählt Hauser.
Kritische Fragen
Als Handke gestern Abend im Gemeindeamt eintraf, löcherten ihn die bereits wartenden Journalisten auch mit Fragen zu seiner viel diskutierten Pro-Serbien-Literatur. Sie beriefen sich auf die Dankesrede von Saša Stanišić bei der Verleihung des Deutschen Buchpreises, der Handkes Literatur zu Serbien scharf kritisiert und wörtlich gesagt hatte: „Ich tu's auch deswegen, weil ich das Glück hatte, dem zu entkommen, was Peter Handke in seinen Texten nicht beschreibt.“
Gespräch abgebrochen
Handke brach daraufhin das Gespräch mit den Journalisten ab, nicht ohne zuvor selbst Kritik an ihnen zu üben. Hauser kann das Verhalten des angehenden Literatur-Nobelpreisträgers nachvollziehen: „Peter Handke ist immer offen für qualitätsvolle Fragen. 95 Prozent der Fragen haben sich aber nicht mit Literatur befasst, sondern mit Vergangenheit und Politik“, stellt Hauser, der Handke nicht von der Seite weicht, klar. Sein Nachsatz: „Handke ist Schriftsteller und kein Politiker!“
„Nobelpreis dazwischen gekommen“
Laut Hauser ist Handke dankbar und schätzt die Verleihung des Nobelpreises sehr. Kritischen Fragen von Journalisten, denen er vorwirft, keines seiner Werke gelesen zu haben, möchte er sich jedoch nicht stellen. Dass Handke einen für heute geplanten Medientermin kurzfristig absagte, liegt, so Hauser, nicht nur an der gestrigen Konfrontation mit Journalisten: „Der Heimaturlaub in Griffen ist wochenlang geplant gewesen, um private Dinge zu erledigen. Der Literatur-Nobelpreis ist in Wahrheit dazwischen gekommen.“
Bis Donnerstag in Kärnten
Bis morgen wird Hauser seinen Freund noch begleiten. „So lange, bis er am morgigen Donnerstag wieder ins Flugzeug steigt und zurück nach Paris fliegt“, verrät Hauser. Paris ist der Lebensmittelpunkt des Schriftstellers. Unterbrochen nur dann, wenn er für wenige Tage seine Heimat Griffen besucht. Und ihn Bürgermeister Josef Müller und Valentin Hauser bereits freudig auf dem Flughafen erwarten.
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