Einkünfte der Bauern steigen wieder an

- Landesrat Martin Gruber (rechts) und Landwirtschaftskammer-Präsident Johann Mößler, hier beim Rindfleischfest in den Ossiacher Tauern, appellieren: „Regionale Qualität kaufen!“
- hochgeladen von Peter Michael Kowal
Der „Grüne Bericht 2017“ zur Lage der Kärntner Land- und Forstwirtschaft belegt: Die Einkünfte der Bauern steigen wieder an, dennoch stellen im Jahresschnitt 295 Land- und Forstwirte ihren Betrieb ein. Kritik hagelt es von der FPÖ!
Zuversichtlich und nachdenklich zugleich präsentierten am heutigen Montag Landesrat Martin Gruber (ÖVP) in seiner Funktion als Agrarreferent und Landwirtschaftskammer-Präsident Johann Mößler den Landwirtschaftsbericht des Jahres 2017 zur Lage der Kärntner Land- und Forstwirtschaft, kurz „Grüner Bericht“ genannt. Mit Zuversicht, weil die durchschnittlichen Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft je Betrieb ein Plus von 8,7 Prozent (%) auf 25.072 Euro im Vergleich zu 2016 verzeichneten. Für diese positive Entwicklung waren sowohl Ertragssteigerungen (+ 0,6 %) als auch Reduktionen im Aufwand (- 2 %) in wesentlichen agrarischen Bereichen ausschlaggebend.
Nebenerwerbsanteil von 67 Prozent
Dennoch: „Die hohen Einkommensverluste seit dem Jahr 2010 sind noch nicht ausgeglichen“, betont Landesrat Gruber. Darin sieht er auch den hohen Anteil an Nebenerwerbsbauern von 67 % begründet. Konkret: 67 von 100 Bauern können es sich nicht leisten ausschließlich von der Landwirtschaft zu leben. Nachdenklich stimmt Landwirtschaftskammer-Präsident Johann Mößler vor allem, dass durchschnittlich 295 Land- und Forstwirte im Jahr den Betrieb aus Kostengründen einstellen müssen. Mit einem Anteil von 66 % prägen Bergbauernbetriebe die Land- und Forstwirtschaft in Kärnten. Sie garantieren die Pflege benachteiligter Gebiete, haben allerdings aufgrund der aufwendigeren Bewirtschaftung geringere Einkommen.
Heimische Produkte kaufen
Der Appell von Gruber und Mößler: Die Konsumenten haben mit ihrer Kaufentscheidung die Entwicklung der Land- und Forstwirtschaft in der Hand. „Indem sie Qualitätsprodukte aus Kärnten kaufen“, präzisiert Mößler. Jeder kann somit seinen Beitrag leisten, um das „Bauern-Sterben“ zu verhindern und Produkt-Importe aus dem Ausland zu minimieren.
Investitionen um 10 Prozent gestiegen
Die Land- und Forstwirte seien jedenfalls bereit Geld für Nachhaltigkeit in die Hand zu nehmen. „Die Investitionsfreudigkeit ist 2017 in Kärnten um 10 Prozent auf 170,6 Millionen Euro gestiegen“, zitiert Landesrat Gruber aus dem Jahresbericht. Investiert wird in Wirtschaftsgebäude, Maschinen und Geräte sowie in Grund und Boden. Die Grundlage für den Jahresbericht sind die Angaben von 177 Land- und Forstwirten, die repräsentativ über ganz Kärnten verteilt sind.
Reaktion der FPÖ
Kritik hagelt es von FPÖ-Chef Klubobmann Gernot Darmann und dem Vizepräsidenten der Landwirtschaftskammer, Manfred Muhr. „Der Monatslohn eines durchschnittlichen Bauern bzw. einer bäuerlichen Arbeitskraft in Kärnten liegt knapp über der Mindestsicherung. Der Grund für diese unhaltbare Situation liegt in der verfehlten Agrarpolitik in den letzten Jahrzehnten“, betont Darmann. Die ÖVP Kärnten habe in den letzten Perioden alle Agrarlandesräte gestellt, aber leider notwendige Maßnahmen und Aktivitäten zur Stärkung des Bauernstandes vermissen lassen.
Situation sei fataler!
Die Einkommenssituation der Bauern sei leider viel fataler, als von Gruber und Mößler heute dargestellt, da das angeführte durchschnittliche Einkommen von rund 25.000 Euro je Betrieb nicht das tatsächlich verfügbare Einkommen darstellt. „Von diesem Betrag müssen noch die Sozialversicherungs-Beiträge abgezogen werden, weil diese als Privatausgaben geführt werden. Dann schaut die Situation ganz anders aus. Real verfügen unsere Bauern nicht einmal über das Einkommen aus dem Jahr 2012“, geben Darmann und Muhr zu bedenken.
ZUR SACHE
In Zahlen: In Kärnten gibt es genau 17.475 land- und forstwirtschaftliche Betriebe mit einem Nebenerwerbsanteil von 67 Prozent (%). 39.288 Beschäftigte arbeiten in der Land- und Forstwirtschaft, das sind durchschnittlich 2,3 Personen je Betrieb (rund 88 % Familienarbeitskräfte).
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