Mangel an Mitarbeitern
Gehen der Gastronomie die Arbeitskräfte aus?

Die beliebte Skybar am Dach des Hotels Moser Verdino muss früher schließen. Der Grund: Es fehlen Mitarbeiter. | Foto: MeinBezirk.at
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  • Die beliebte Skybar am Dach des Hotels Moser Verdino muss früher schließen. Der Grund: Es fehlen Mitarbeiter.
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Abgespeckte Öffnungszeiten und weniger Tische, dafür mehr Briefe vom Exekutor: Zwei Klagenfurter Gastronomen berichten über die Auswirkungen des Fachkräftemangels. 

KLAGENFURT. "Die Überschuldung vieler unserer Mitarbeiter ist massiv, wir dürften Gehälter nicht mehr auszahlen. Es sind so viele Exekutionsschreiben bei uns eingelangt. Das wird wohl eine Auswirkung der Coronakrise sein", sagt Herbert Biber, Geschäftsführer von Le Burger Klagenfurt. Doch zahlreiche Exekutionsschreiben sind nur die Spitze des Eisberges, die die Gastronomen in der Region beschäftigen. Ein Problem, mit dem viele Gastronomen ringen, ist der Mitarbeitermangel. Dies führt so weit, dass Öffnungszeiten verringert oder ganze Bereiche von Betrieben nicht aufsperren können. "Ja, der erste Stock ist nur eingeschränkt verfügbar", bestätigt der Geschäftsführer des neuen Burger-Restaurants am Heuplatz. Von Montag bis Donnerstag können nur reservierte Gruppen speisen, von Freitag bis Sonntag ist der Bereich geöffnet. "Wir bräuchten zehn bis zwölf weitere Mitarbeiter, um auch den ersten Stock in Betrieb nehmen zu können. Alles andere wäre eine enorme Belastung für das Personal und wir könnten die Qualität nicht halten", sagt Biber. Viele halten der Belastung nicht stand, bei Le Burger besteht eine hohe Fluktuation. "Ich zahle gut und nach Leistung, wer gut arbeitet, bekommt auch gut gezahlt", sagt der Geschäftsführer der Burgerladens, der sich über einen Mangel an Gästen nicht beklagen kann: Rund 600 Gäste werden im neuen Burger-Restaurant am Heuplatz täglich bedient. Über den Standort und Klagenfurt findet Biber nur lobende Worte: "Die Stadt pulsiert, die Gastgärten der Lokale sind gut gefüllt."

Klagenfurter Skybar schließt früher

Schwenk ein paar Straßen weiter in das altehrwürdige Select Hotel Moser Verdino Klagenfurt, genauer gesagt in höhere Gefilde, in die Skybar Bar 19null7. Auch Hoteldirektorin Nathalie Lorenz zeichnet ein ähnliches Bild. Für sie steht fest: "Ich muss schauen, dass ich unsere Mitarbeiter nicht kaputtmache. Wir haben die Skybar kürzer geöffnet, damit wir unsere Mitarbeiter nicht verlieren." Derzeit hat die angesagte Bar 19null7 nur bis 21 Uhr geöffnet. Mit den Zeiten und den zwei Mitarbeitern, die die Gäste an der Skybar bedienen, muss Lorenz jonglieren. "Im schlimmsten Fall wird die Skybar eine Hotelbar (Anm.: Es hätten dann nur Hotelgäste Zutritt). Wir wollen aber weiterhin für alle offen halten", sagt Lorenz. Das Traditionshotel spürt den Fachkräftemangel mit voller Härte. Die Hoteldirektorin muss eine Balance zwischen dem Halten von Mitarbeitern sowie der Sicherstellung eines Ganzjahresbetriebes schaffen. Letzten Sommer hatte die Skybar bis 22 Uhr geöffnet. "Was viele vergessen: Man muss eine Stunde nach der Sperrstunde für die Mitarbeiter für die Nachbearbeitung dazurechnen", so die Hoteldirektorin. Auch Lorenz berichtet noch Corona-Nachwehen. "Vielen Arbeitskräften aus der Gastronomie hat das Trinkgeld gefehlt und sie haben umgeschwenkt", sagt Lorenz. Sollte es arbeitsrechtlich möglich sein, dass Menschen aus der Ukraine arbeiten können, würde das Hotel Moser Verdino das begrüßen.

Neues "Arbeitsmodell"?

Hinter vorgehaltener Hand wird über ein neues "Arbeitsmodell" gesprochen: Immer mehr suchen während der Arbeitslosigkeit geringfügige Stellen. Das scheint für die Zeit der Arbeitslosigkeit – immerhin sechs Monate – zu reichen. Außerdem ist es schwer, das wahre Stundenmaß während einer geringfügigen Beschäftigung zu kontrollieren. "Der Mitarbeitermangel betrifft die gesamte Gastronomie. Wir finden nicht einmal Lehrlinge. Die Politik muss sich da etwas einfallen lassen", sagt Biber abschließend.

Viele offene Stellen

"Wir haben im Tourismus eine erfreuliche Situation, weist dieser doch eine sehr gute Buchungslage auf", sagt AMS-Kärnten-Chef Peter Wedenig. Der Tourismus hat das Pandemiedefizit ausgeglichen. "Wenn wir den April 2019 und den April 2022 vergleichen, haben wir aktuell 1.313 Personen weniger als Arbeitssuchende vorgemerkt. Wir haben also in diesem Bereich 25 Prozent weniger Arbeitssuchende. Es ist auch zu einer Zunahme der offenen Stellen um fast 92 Prozent gekommen, im diesjährigen April hatten wir 1.547 offene Stellen in Kärnten. Im Vergleich dazu April 2019: Damals waren es 804 offene Stellen", teilt Wedenig mit. Ein Trend zeichnet sich ab: Die Betriebe sperren immer früher auf, es wird also mehr Personal benötigt, früher eingestellt. "In der Pandemie hat es eine Bewegung bei den Arbeitssuchenden gegeben, das kann man nicht verleugnen. Wir merken auch stark, dass Personal aus Slowenien und Ungarn fehlt. Durch Ukrainerinnen wird dies leicht abgefedert. Aktuell wurden 300 Beschäftigungsbewilligungen, 100 davon im Tourismus, ausgestellt", sagt Wedenig.

Nachwuchsproblem

Weiterer Grund: Der Tourismus hat ein Nachwuchsproblem. Betriebe wollen durch neue Arbeitsmodelle, wie 4- oder 5-Tage-Woche ohne Wochenenddienst, diesem Negativtrend entgegenwirken. Die Betriebe, die gute Rahmenbedingungen und gute Löhne anbieten, werden es schaffen, sich am Arbeitsmarkt gegen andere Arbeitgeber durchzusetzen. "Das AMS versucht mit Schulungen für Personen, die Interesse am Tourismus haben, Personal zu rekrutieren", sagt Wedenig.

Eigene Vermittler

In Klagenfurt und Villach hat das AMS sogar eigene Gastro-Teams zur Vermittlung. Da sich immer Menschen nach einer stabilen Beschäftigung umsehen, verlängern immer mehr Wörthersee-Betriebe die Öffnungszeiten. Das Saison-Arbeitsmodell geht immer weiter zurück. "Vielleicht wird man sich daran gewöhnen müssen, dass die Küche nicht immer offen hat", sagt Wedenig.

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