Der neue Hader-Film
In der Provinz läuft der schwarz-humorige Schmäh
Mit Kärntner Beteiligung: Daniela Matschnig aus Klagenfurt und der gebürtige Villacher Produzent Michael Katz haben ihren Teil für den neuen Hader-Film "Andrea lässt sich scheiden" beigetragen. MeinBezirk.at hat mit Josef Hader über den Charme der Provinz, weibliche Cowboys und die Bedeutung von Kreisverkehren gesprochen.
NIEDERÖSTERREICH, KLAGENFURT, VILLACH."Daniela hatte als Aufnahmeleiterin wirklich keinen leichten Job – wir tun zwar so, als ob der Film in einem kleinen Umkreis spielt, in Wirklichkeit haben wir viele Drehorte aus ganz Niederösterreich zusammengesucht", findet Josef Hader lobende Worte für die 1. Aufnahmeleiterin Daniela Matschnig.
Michael Katz: ein Villacher und Oscar-Preisträger
Michael Katz hat ebenso einen wesentlichen Teil für den Erfolg des neuen Hader-Films beigetragen. Katz ist seit 1987 in der Wega Film, deren Miteigentümer er ist, beschäftigt. Seit 2004 ist er als Produzent für eine große Anzahl von sehr erfolgreichen Kinofilmen verantwortlich. Katz wurde 2013 für "Amour" von Michael Haneke in der Königsklasse "Bester Film" für einen Oscar nominiert und erhielt den Preis für den besten fremdsprachigen Film.
Düster, aber witzig
In seinem zweiten Film zeigt Hader neue Seiten auf, der Humor gestaltet sich viel subtiler, die Dialoge gestalten sich weniger ausufernd, dafür aber umso pointierter. In "Andrea lässt sich scheiden" spielt Hader einen schrulligen Religionslehrer mit einem Alkoholproblem. Empfinden sämtliche potenziellen Scheidungskandidaten, die sich den Film ansehen, diesen als ungewohnt düster? "Man denkt bei Kabarettisten immer an reine Komödien. Mir war es wichtig, dass in dem Film große Probleme vorkommen. Wenn Haneke den Film gemacht hätte, hätten wahrscheinlich alle gesagt, wie lustig der Film ist", sagt Hader. "Leute vom Land fanden den Film bisher ziemlich unterhaltsam, weil sie viele Kleinigkeiten im Umgang wiedererkennen."
Eine Frau als selbstbestimmter Cowboy
Der Kabarettist lässt in seiner Rolle als Georg, der Schauspielerin Birgit Minichmayr den Vortritt. War diese starke Figur beabsichtigt und wie viel hat Birgit Minichmayr dazu beigetragen? "Andrea ist eine Frau, die Schwierigkeiten am Land bekommt, weil sie gewisse Erwartungen nicht erfüllt. Birgit marschiert wie ein Cowboy durch den Film und macht Dinge, die früher nur Männern erlaubt waren. Zum Beispiel ein Pokerface aufzusetzen, während sie innerlich brodelt. Sie darf unergründlich sein wie ein Westernheld. Es ist auf alle Fälle ein Film über eine ungewöhnliche Frau, die selbstbestimmt leben will", sagt Hader. Spannend an Andrea: Sie wirkt unnahbar, trotzdem verspürt man den Drang, wissen zu wollen, was in ihr vorgeht, welche Entscheidung sie als nächstes trifft.
Seltsam sind die Menschen überall
Darf man lachen, wenn Nordic Walker in Ausübung ihres Sport der Witwe ihr Beileid aussprechen? Immer wieder ertappt man sich bei Szenen, wo einem das Lachen unpassend vorkommt. Keinesfalls dürfe man den Film als Warnung vor einer falsch verstandenen Idylle vom Leben am Land verstehen. Hader: "Wenn ich Wilde Maus, der in der Stadt spielt, und den aktuellen Film vergleiche, muss ich sagen, dass ich mit den Menschen immer gleich umgehe. Ich habe gezeigt, wie seltsam die Menschen in der Stadt sind, jetzt zeige ich halt Menschen vom Land."
Hader, ganz fragil
Diesmal spielt Hader eine sehr dünnhäutige Figur mit der man Mitleid hat, ihr aber einfach nicht böse sein kann. Was noch auffällt: Die Dialoge sind karg, dafür aber umso pointierter. "Das war die Idee von 'Andrea lässt sich scheiden', bei 'Wilde Maus' reden sich die Städter vieles schön, die Verlogenheit der Stadt kann mit mit vielen Dialogen gezeigt werden, am Land ist das anders: Ich wollte eine Gegend schildern, wo die Menschen viel Zeit haben aber nicht soviel reden.", beschreibt Hader die Dialoge.
Dorfidylle trifft auf Dokumentarfilm
Daher rücken Schauplätze und die Landschaft ins humoristische Bild, treten anstelle von üppigen Dialogen. "Wir haben wirklich lange für Schauplätze, wie den Zwiebelkreisverkehr gesucht, uns war auch wichtig, dass wir nichts Lustiges hinbauen, es sind reale Schauplätze, fast wie in einem Dokumentarfilm", so Hader. Das Gasthaus mit der Holzvertäfelung, der Kreisverkehr mit der rosa Zwiebel und die ausufernde Dorfdiskothek, wo einsame Herzen tanzen, erzählen ihre Geschichte, authentisch, wortkarg aber mit viel Schmäh.
Die Handlung
Andrea, eine Polizistin in der niederösterreichischen Provinz, möchte ihre unglückliche Ehe beenden und in St. Pölten eine neue Stelle als Kriminalinspektorin beginnen. Nach einer Geburtstagsfeier läuft ihr der Noch-Ehemann betrunken vors Auto. Im Schock begeht Andrea Fahrerflucht. Dann erlebt sie mit Erstaunen, wie jemand anderer ihre Schuld bereitwillig auf sich nimmt: Franz, ein Religionslehrer und trockener Alkoholiker, hält sich für den Täter und wird auch von allen anderen im Dorf dafür gehalten.
Zur Sache
Der Cast: Andrea: Birgit Minichmayr, Franz: Josef Hader, Georg: Thomas Schubert, Walter: Robert Stadlober, Andreas: Vater: Branko Samarovski. ist eine Produktion der Wega Film Produktion (VeitHeiduschka und Michael Katz) in Co-Produktion mit Golden Girls Film, gefördert mit den Mitteln des Österreichischen Filminstituts, Filmfonds Wien, FISA und dem Land Niederösterreich in Zusammenarbeit mit dem ORF (Film/Fernseh-Abkommen). In Klagenfurt läuft "Andrea lässt sich scheiden" im Neuen Volkskino Klagenfurt und im Wulfenia Kino Klagenfurt, jeweils ab 23. Februar 2024.
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