Defibrillator-Zustellung per Drohne
Raffinierte Retter mit Rotoren
Die Universität Klagenfurt und die Medizinische Universität Graz erforschen gemeinsam den Einsatz von Drohnen in Sanitätseinsätzen. Im Bodental wurden jetzt erste Testflüge absolviert.
KLAGENFURT/BODENTAL. Stellen Sie sich vor, Ihre Begleitperson erleidet während einer Wanderung einen Atem-Kreislaufstillstand. Wenn im Gebirge ein Notfall eintritt, ist schnelle Hilfe oft nur schwer verfügbar. Dort, wo Helikopterflüge aufgrund mangelhafter Sichtverhältnisse oder fehlender Landemöglichkeiten nicht mehr möglich sind, könnten zukünftig Flugdrohnen Teil der Rettungskette werden. So lautet die Vision des Projekts „TREATED“ der Universität Klagenfurt und der Medizinischen Universität Graz, das eine automatische Zustellung von Defibrillatoren mittels Drohnen zu Personen mit Atem- Kreislaufstillstand in unwegsamem Gelände erforscht.
Testflüge im Bodental
Um diese potenziell lebensrettende Idee möglichst bald in die Praxis umzusetzen, fanden Ende August Testflüge von der Märchenwiese im Bodental auf die Ogrisalm in rund 1600 Metern Höhe statt. „Es gibt bereits zahlreiche theoretische Daten zum Einsatz von mit Defibrillatoren bestückten Drohnen, die praktischen Erfahrungen belaufen sich jedoch auf kleine Pilotversuche. Mit dem aktuellen Projekt versuchen wir, neben technischen Aspekten auch die Qualität der Hilfe vor Ort zu beurteilen“, erklärt Projektleiter Christian Wankmüller von der Universität Klagenfurt, der gleichzeitig auch Referent für Forschung und Innovation beim Roten Kreuz Kärnten ist. Bei dem Test wurde über eine Flugdistanz von zwei Kilometern ein Defibrillator zum Notfallort geflogen, an welchem eine Herzdruckmassage von einem Ersthelfer simuliert wurde. „Unser Konzept hat gut funktioniert. Die Genauigkeit der Koordinaten war punktgenau“, zeigte sich Wankmüller nach dem Test zufrieden.
Vollautomatischer Einsatz
Verbesserungspotenzial wurde bei der Netzabdeckung der Mobilfunkanbieter verortet, mit welchen man noch Rücksprache halten müsse. „Wir haben bei einem unserer Mobilfunkanbieter die Leitstelle über 144 nicht erreicht, bei einem anderen Anbieter hat es jedoch funktioniert“, lautete die Erkenntnis.
Das Konzept sieht einen Betrieb der Drohnen ohne menschliche Intervention vor, der Zielort soll vollautomatisch per Standortdaten des ausgehenden Notrufs angeflogen werden. „Aus mathematischen Modellen wissen wir, dass eine flächendeckende Einführung unseres Konzeptes zu viel schnelleren Versorgungszeiten führt“, so Wankmüller. Den Beginn der Implementierung erwarte man in drei bis fünf Jahren. Damit eine derartige Versorgung ermöglicht werden kann, müsse aber auch die Austro Control eingebunden werden, um Kollisionen mit anderen Luftraumobjekten bei Einsätzen zu vermeiden. Generell gilt: Je schneller ein Defibrillator zum Einsatz kommt, desto höher die Überlebenschancen und desto geringer die Folgeschäden. Unterstützt wird das Projekt vom Roten Kreuz Kärnten, dem Drohnenhersteller Air6 Systems und Zoll Medical Österreich.
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