Vom Gebrauch zum Missbrauch - vom Genuss zur Sucht
Bei einem Workshop im Gemeindehaus der Klagenfurter Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen) referierte letzten Sonntag der Grazer Psychologe Dr. Roman Sander über Erziehungsfragen zur Vermeidung von Sucht im Kinder- und Jugendalter. Er zitierte einschlägige Studien, in denen ein erschreckender Anstieg der Abhängigkeit Jugendlicher von den Sozialen Medien, Handy und Internet aufgezeigt wird. In westlichen Wohlfahrtsstaaten nimmt der Umgang mit elektronischen Geräten bereits 95% ihrer Freizeitbeschäftigung ein. Während die Kommunikation über Facebook, WhatsApp und Co. überhand nimmt, verlieren die Heranwachsenden zunehmend die Fähigkeit zur nicht-elektronischen - direkten - Kommunikation. Jeder, der regelmäßig mit der Bahn oder dem Bus fährt, kennt das Bild von wartenden Menschen, die nicht mehr miteinander reden, sondern nur mehr mit ihrem Handy beschäftigt sind. Laut Studien gehen dabei grundlegende soziale Fähigkeiten und Errungenschaften verloren, wie Mitgefühl mit anderen, Zusammenhalt von Familien, Sich-Erholen-Können, selbständiges Denken und gezielte Entscheidungsfindung, einfaches Sich-Unterhalten, natürliche Gestik und Mimik uvm.
Das führt so weit, dass - wie eine Studie zeigte - eine Schulklasse, die - unter vorhergehender Ablieferung der Handys - in den Wald gebracht wurde, um hier einige Zeit zu verbringen, absolut überfordert war, weil die Schüler nicht wussten, was sie in der freien Natur anfangen sollten!
Um aus dem nützlichen "Gebrauch" unserer Elektronik nicht "Missbrauch" und aus dem willkommenen "Genuss" nicht "Sucht" werden zu lassen, riet Dr. Sander den Eltern, mit ihren Heranwachsenden über diese Gefahren immer wieder zu sprechen und gemeinsam Rahmen und Grenzen dafür festzulegen. Grundsätzlich sei es vor allem wichtig, von klein auf ein gutes, liebevolles und von gegenseitigem Vertrauen getragenes Verhältnis zu den Kindern aufzubauen. Auf dieser Basis könnten Eltern dann auch in den "kritischen Jahren" besser mit den von elektronischer Kommunikation (und der darin oftmals transportierten Gewalt und schädlichen pornographischen Inhalten) überfluteten Jugendlichen kommunizieren und ihnen helfen, sich aus drohenden Abhängigkeiten zu befreien bzw. diese gar nicht erst entstehen zu lassen.
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