Ernst Hildebrand verstorben
Zum Tod von Ernst Hildebrand
Ernst Hildebrand, 1923-2019: ein Nachruf von Ilse Gerhardt.
KLAGENFURT. Der Architekt, Galerist und Kunstpromotor Ernst Hildebrand ist am 13. Jänner im 96. Lebensjahr friedlich entschlafen ist. Der 1923 in Prag geborene Sohn einer Architektenfamilie studierte in Graz Architektur und holte sich seine ersten Meriten 1950 bis 1955 als Architekt in Basel, wo er die damaligen Avantgardekünstler Alfred Manessier und Hans Arp kennenlernte.
Nach Klagenfurt brachte ihn ein 1954 gewonnener Architekturwettbewerb für den zweistufigen Neubau des Landeskrankenhauses, der dann aber nicht ausgeführt wurde. Aber Hildebrand blieb in Klagenfurt, wo er ein erfolgreiches Architekurbüro betrieb. Er plante nach der "Vorstufe" von Roland Rainer sodann die Universität Klagenfurt, und wirkte als Kunstmäzen und Kärntner "Vater der Avantgarde".
In seiner Galerie in der Wulfengasse 14 präsentierte er als Pionier die europäische Moderne und machte die Klagenfurter erstmals mit der aufregenden Gegenwartskunst bekannt. In seinem privaten Domizil in der Schwalbengasse trafen sich in den Siebzigerjahren die damals führenden Linksintellektuellen, unter ihnen die ersten Universitätsangehörigen und zogen den Hass von bürgerlichen Medien an sich.
Ernst Hildebrand war ein stiller, überaus bescheidener Mensch, der nur mit seinen Taten den Ton angab. Durch ihn, den Betreiber von Kärntens erster Privatgalerie, lernten die Klagenfurter schon sehr früh das zeitgenössische Kunstgeschehen kennen.
Nach dem Umzug der Galerie in die Wiesbadenerstraße gründete Hildebrand den "Arbeitskreis der Galerie Hildebrand", der für alle Künste und Künstler offen war. Für seinen nimmermüden Einsatz würdigte ihn Bundespräsident Rudolf Kirchschläger 1977; 2014 erhielt Hildebrand den Würdigungspreis des Landes Kärnten.
Sein Gespür verrät auch die Hildebrands Kunstsammlung. Und natürlich seine Architektur. Zu erkennen an der LKH-Krankenpflegeschule, der Chirurgie oder einer Wohnanlage in der Klagenfurter Durchlassstraße und vielen anderen Bauten. Hildebrand war auch sozial ungemein engagiert. Seine oft von der Staatspolizei überwachten Veranstaltungen - Ausstellungen, Lesungen oder Vorträge - versprachen stets Brisanz und Aktualität. Nach dem Ende der Galerietätigkeit im Jahr 1984 gab es für diese Variante der Künstlerischen und geistigen Auseinandersetzung keine Nachfolge mehr. Um Ernst Hildebrand trauern seine Familie, ein großer Freundeskreis und Hunderte von Künstlern und Kunstfreunden.
Ilse Gerhardt
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