Aschermittwoch der ÖVP
"Dann können wir Uni in Karl-Marx-Uni umtaufen"
Rund 700 Gäste fanden sich am Mittwochabend zum "Politischen Aschermittwoch" der ÖVP in der Messehalle Klagenfurt ein. Verbale Attacken gegen die Politkonkurrenz.
KLAGENFURT. Die Tradition des Politischen Aschermittwochs ließ die Kärntner ÖVP am Mittwochabend nach coronabedingter Pause wieder aufleben. 2019 kam Vitali Klitschko noch mit Kanzler Sebastian Kurz nach Klagenfurt. Diesmal war der ehemalige deutsche Bundespräsident Christian Wulff als Stargast dabei, der an einem Tisch zusammen mit VP-Spitzenkandidat Martin Gruber und Kanzler Karl Nehammer Platz nahm.
"Herbert Kickl Spitzenkandidat"
Politischer Aschermittwoch, das heißt verbale Attacken auf die Polit-Konkurrenz. Noch ein wenig mehr, als dies im Wahlkampf ohnehin der Fall ist. Also sprach VP-Clubobmann Markus Malle im Gespräch mit Moderator Peter L. Eppinger: "Ich möchte nicht, in jeder Situation jemanden an meiner Seite haben, der mir sagt, was ich tun darf und was nicht." Gemeint war Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) und dessen Wahlslogan "Immer an deiner Seite". Zu FP-Spitzenkandidat Erwin Angerer fiel Malle ein, dass man ihn "trotz der Plakate nicht kennt und deshalb jetzt Herbert Kickl Spitzenkandidat in Kärnten" sei. Zu den Umfragen, die für die Volkspartei mit Blick auf den 5. März nicht unbedingt Gutes verheißen, meinte der VP-Politiker: "Die Stimmung ist besser, als die Umfragen."
"Substantielle Gefährdung"
Als erster Redner betrat Christian Wulff die Bühne. Zuerst wurde es weltpolitisch, war der Krieg in der Ukraine Thema: "In Russland wird seit vielen Jahren Hass gegen unsere Werte verbreitet." Man müsse "sehr wachsam sein, gegen einen wiederaufkommenden Nationalismus". Es werde "gezündelt und provoziert". In Österreich gebe es laut Wulff "ein Phänomen": "Ihnen geht es so gut, wie noch nie", so Wulff in Richtung der Österreicherinnen und Österreicher. Was denn nun das "Phänomen" laut Wulff wäre? "Lage gut, Stimmung mies", dass sei laut dem Ex-Präsidenten "eine substantielle Gefährdung".
"Promi-Millionenshow" um "schwarze Fockn"
Anschließend wurde mit der VP-EU-Abgeordneten Simone Schmiedtbauer eine "Promi-Millionenshow" auf der Bühne in der Messehalle durchgespielt. Eine der zwei Fragen: "Als was wurde die ÖVP Kärnten auf geheimen Tonbandaufnahmen vom Landesvorstand der FPÖ Kärnten bezeichnet?" Die Antwortmöglichkeiten: "Schwarze Kätzchen", "Schwarze Bären", "Schwarze Fockn" oder "Schwarze Stier". Schmiedtbauer setzte auf das Publikum als Joker, das für "Schwarze Fockn" votierte. Mit Blick auf die geleakten Aufnahmen, stimmte diese Antwort.
Kanzler: "Gschwind noch was trinken"
Bundeskanzler Karl Nehammer in Richtung seiner wahlkämpfenden Landespartei: "Mit erhobenen Hauptes können wir in die Hausbesuche gehen." Als Erklärung für seine Aussage zählte Nehammer die Unterstützungsleistungen der Bundesregierung auf. Man müsse "Lösungen finden" und "nicht verzweifeln". Klimaaktivisten ließ er ausrichten: "Wer von sich behauptet, er sei die letzte Generation, der solle Geschichte studieren." Zu Martin Gruber sagte Nehammer: "Als ich ihn kennenlernte, habe ich einen Menschen getroffen, der ein starkes Wertefundament hat." Nehammer forderte die Zuhörer im Saal auf: "Gschwind noch was zu trinken, Wahlkampfmaterial ausfassen, in die Häuser gehen und erzählen, dass es einen Mann gibt, der sich einsetzt."
Gruber: Bildungsbereich "linkslink eingefärbt"
Ein angriffslustiger Martin Gruber kam - dramaturgisch gerecht in Szene gesetzt - als finaler Redner auf die Bühne. Eine Frontalattacke ritt der der VP-Spitzenkandidat gegen den Kärntner Bildungsbereich: "Der gesamte Bildungsbereich ist linkslink eingefärbt. Wenn das so weitergeht, können wir die Alpen Adria Universität umtaufen in Karl-Marx-Uni." Gruber weiter: "Da werden nicht nur Genderstudies unterrichtet, jetzt haben sie sogar den Bereich der antikapitalistischen Systemkritik eingerichtet. Da wundern wir uns, dass wir keine Fachkräfte bekommen. Wir bilden uns ein Heer von Jugendlichen aus, die von Work-Life-Balance träumen." Gerhard Köfer sei für Gruber der "bestverdienende Politiker Kärntens, mit der schlechtesten Leistungsbilanz". Noch zehn Tage würden bleiben, um Kärnten "eine starke Mitte" anzubieten. Man solle laut Gruber "alle Umfragen vergessen", man werde "weiterkämpfen".
Was machten andere Parteien?
Der politische Aschermittwoch der ÖVP war am Mittwoch die mit Abstand größte politische Veranstaltung in Kärnten. Die Freiheitlichen teilten den Abend auf. Es gab fünf kleine Termine. FP-Spitzenkandidat Erwin Angerer weilte etwa im Gasthaus Puck in Maria Saal. Die SPÖ lud zu einer Pressekonferenz mit dem Thema "Gesunde Zukunft" in die Parteizentrale. Einen politischen Aschermittwoch verweigerte Landeshauptmann Peter Kaiser. Wohl nicht zufällig ließ er Mittwochfrüh auf seinem Facebook-Profil den Slogan "Echte Politik braucht keine Show" posten.
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