KAC Magazin 2023
Der rot-weiße Weg zur maximalen Leistungsfähigkeit
Der Rekordmeister überlässt bei der Arbeit zum Erfolg nichts dem Zufall – auch nicht das Training abseits des Eises. Das KLAGENFURTER Jungs-Magazin das Off-Ice-Training unter die Lupe genommen.
KLAGENFURT. Die Zeiten, in denen der Sommer bei den Eishockeyspielern als „Beach and Bunny Time“ galt, sind längst vorbei. Wenn die Rotjacken im August in das gemeinsame Eistraining einsteigen, liegen bereits drei Phasen des Off-Ice-Trainings hinter ihnen, denn die Vorbereitung zur neuen Saison startet im Mai. Seit 2016 setzt der EC-KAC bei der Planung und beim Monitoring des Trockentrainings auf die Expertise der deutschen Profis rund um Robert Mager, Anton Blessing und Felix Schwan von „Allout Performance“.
Streben nach Effizienz
In den Sommermonaten wird die Basis für die kommenden intensiven Monate des Ligabetriebs gelegt. „Eishockey ist in vielerlei Hinsicht sehr intensiv, auch hinsichtlich der mentalen und physischen Kosten. Der Sommer ist dazu da, die Kosten aufzufangen und die Spieler auf die neuen Kosten vorzubereiten. Worum es uns geht, ist die 168 Stunden der Woche so effektiv wie möglich zu nutzen“, erklärt Performance Director Anton Blessing. Dabei setzt man auf einen Mix aus gemeinsamen Trainingseinheiten mit dem Team an fünf Tagen pro Woche und Einheiten, die sich am individuellen Bedarf der jeweiligen Spieler orientieren. Anhand eines athletischen Profils, das von Allout Performance erstellt wird, werden gemeinsam mit dem Spieler die Schwerpunkte erarbeitet. Blessing: „Die Spieler müssen in einem physisch guten Zustand sein und brauchen von allem – wie Ausdauer, Kraft oder Beweglichkeit – etwas. Wenn es aber darum geht, die Potentialentfaltung voranzutreiben, werden im Sommer spezifische Schwerpunkte gesetzt.“ Auf drei Belastungswochen folgt stets eine Regenerationswoche.
Coaching in der Ferne
Auch die Imports müssen sich im Sommer natürlich auf die Saison vorbereiten. Die Vollprofis organisieren sich hier meist selbst, wie der Performance Director erklärt: „Recht viele Spieler haben eigene Trainingsgruppen oder Coaches zu Hause. So können sie sich bestmöglich auf die kommende Saison vorbereiten. Mit den Spielern und ihren Perfomance Coaches sind wir stets in Kontakt und tauschen uns über Trainingsinhalte, Trainingsinterventionen, Fortschritte und den Zustand der Spieler aus.“ Haben die Spieler in ihrer Heimat diese Optionen nicht, dann gibt es von Allout Perfomance entsprechende Trainingspläne und eine Beratung zur idealen Umsetzung der Trainingsinhalte.
Intensive Testwoche
Um für die Trainingssteuerung im weiteren Saisonverlauf eine genaue Basis zu erhalten, unterziehen sich alle Kaderspieler am Ende des Sommertrainings einer umfangreichen Testreihe. Um alle leistungslimitierenden Faktoren ausschließen zu können, geht es für die Spieler nicht nur zur sportmedizinischen und leistungsdiagnostischen Überprüfung, sondern auch zum Optiker und zum Zahnarzt. Das Gym im Kabinentrakt wird für die Testreihe zu einem Assessment-Center von Allout Performance. Das Stresslevel, die individuelle Körperkomposition, Beweglichkeit, Stabilität, das Kraftniveau von Ober- und Unterkörper und die athletische Explosivität: Es gibt beinahe nichts, was von den Performance-Profis nicht untersucht wird. Nach den individuellen Gesprächen über die Potenzialentwicklung und die Trainingsgeschichte mit den einzelnen Spielern wird zu jedem ein eigenes Profil erstellt.
Nach dem ersten Bully
Wenn der erste Puck fällt, wird auf das Off-Ice-Training aber nicht vergessen. „Hier hat sich im Rahmen der Professionalisierung viel getan, das Training wird natürlich weitergeführt, aber es wird angepasst. Der Fokus liegt auf dem, was am Eis passiert, das Off-Ice-Training wird darum herumgeplant“, gibt Blessing einen Ausblick. Zentral ist das Aufrechterhalten des erarbeiteten Niveaus im Off-Ice-Bereich und das Weiterführen der individualisierten Trainingspläne. Intensive Tests wie im Sommer wird es aber nicht mehr geben: „Aufgrund der Eishockeysaison, in der es ja keine Winterpause gibt, bietet sich kein Zeitpunkt für eine ganze Testbatterie an.“ Mit dem Trainer- und Ärzteteam ist man aber im ständigen und regelmäßigen Austausch und es wird sofort gemeldet, wenn bei einem Spieler zum Beispiel ein Leistungsabfall auffällt. So geht im hektischen Alltag des Spielbetriebs keine Information verloren.
Spieler als Mensch
Trotz all der exakten Pläne und Analysen wird bei Allout Performance aber auf einen wichtigen Aspekt besonderer Wert gelegt: auf den Spieler als Mensch, der selbstbewusst sein eigenes Körpergefühl einschätzen kann. Der Experte gibt einen tiefen Einblick in das Betreuungs-Konzept:
„Wir glauben, dass selbstbewusste Menschen das größte Potenzial haben, ihre maximale Leistungsfähigkeit, Anpassungsfähigkeit und Widerstandsfähigkeit zu manifestieren. Es geht uns darum, unsere Schützlinge auf unterschiedlichen Ebenen zu betrachten. An erster Stelle steht der Mensch mit all dem, was ihn umgibt und beeinflusst. Dann gibt es den Spieler. Wir wollen nicht den stärksten Athleten im Kraftraum ausbilden, sondern dafür sorgen, dass unser Team gewinnen kann – nachhaltig und langfristig. Deswegen achten wir darauf, was notwendig ist, um als Spieler das maximale Potential entfalten zu können. Dann gibt es noch den Athleten. Hier schauen wir uns an, welche die athletischen Grundpfeiler sind, um das Spiel auf bestmögliche Art spielen zu können. Deswegen freut es mich gerade in Klagenfurt, wo wir schon lange aktiv sind, dass es mittlerweile einige Spieler gibt, die viel Selbstbewusstsein dahingehend entwickelt haben, dass sie auf physischer und psychischer Ebene erkennen, was sie brauchen, was ihnen guttut oder was nicht. Es ist gerade im Profisport so wichtig, die Athleten auch als Menschen zu betrachten.“
So vorbereitet und begleitet steht dem nächsten Titel der Rotjacken eigentlich nicht mehr viel im Wege!
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