„Ohne Solidarität wird es nicht gehen“
Der bekannte Motivationscoach Manfred Winterheller über Ängste und das Besinnen auf christliche Werte.
WOCHE: Haben Sie ein Rezept gegen die Krise?
Manfred Winterheller: Das ständige Feststellen bekannter Tatsachen hilft nichts. Gleiches gilt für die Menschen, die sagen, dass sie es kommen sahen. Sich jetzt als beste Unke zu positionieren ist kindisch. Wir müssen uns der Situation mit Mut und Energie stellen.
Nehmen Sie diese Energie in ihren Seminaren wahr?
Ich erlebe Angst, wie ich sie noch nie zuvor erlebt habe. Es sind gestandene Leute, die diese Angst haben. Ich werde gefragt, ob man diesen Menschen und vor allem Jugendlichen etwas Positives sagen darf. Ich frage: wann, wenn nicht jetzt? Die Menschen brauchen das jetzt; meine Aussagen sind jetzt richtiger denn je. Und ich spüre es auch am Zulauf in meinen Seminaren.
Was sagen Sie diesen Menschen?
Es ist keine Kunst zu sagen, dass alles beschissen ist. Auch wir beten nichts gesund, sondern ich sage: Alles ist möglich, greifen wir es an! Krisen sind immer psychologische Ereignisse – sie sind Angst. Jeder jammert, dass niemand Geld ausgibt, tut es aber selbst auch nicht. Wer jetzt in Lethargie verfällt, verhindert das Wahrnehmen der eigenen Chancen.
Wo und für wen sehen Sie Chancen in der Krise?
Jeder kann etwas tun, aber man muss kämpfen. Vielleicht müssen wir uns auch einschränken. Aber das ist ja kein Problem, es geht uns ja gut. Jeder Schmerz bietet die Chance, die eigenen Kräfte zu erkennen, und sich zu erinnern, woran man glaubt. Aus Bequemlichkeit tun wir das selten, wenn alles gut läuft.
Was wünschen Sie sich für die nächste Zeit?
Ich wünsche mir Bescheidenheit und ein bisschen Demut. Wir sollten die Gier hintanstellen – wenn es wieder gutgeht, kommt sie ohnehin zurück. Wir sollten uns auch auf unsere christlichen Werte besinnen. Für Einzelne wird die Zeit hart, denen müssen wir helfen.
Das setzt Solidarität voraus – gibt es sie?
In einigen Firmen erlebt man sie noch, aber insgesamt gibt es die Solidarität noch nicht. Die sinnlosen Schuldzuweisungen rauben uns die Kraft. Ich wünsche mir gemeinsames Ärmelaufkrempeln für den Aufschwung. Die Frage lautet: Haben wir Politiker, die sich das jetzt auch sagen trauen?
Also ist alles gar nicht so schlimm?
Was ist geschehen? Gier und menschliche Dummheit haben wieder einmal alles in den Abgrund gerissen. Das ist bereits tausendfach passiert – und wir Menschen werden es naturgemäß überstehen.
G. Leitner
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