(K)eine schöne Bescherung: 50+ und auf Arbeitssuche
Bei der älteren Generation nimmt die Arbeitslosigkeit im Bezirk weiter zu.
KLOSTERNEUBURG / TULLN (bt/mp). Niederösterreich, derzeit ein Winter- und Jobwunderland – zumindest auf den ersten Blick. Denn obwohl der Wirtschaftsmotor heuer Fahrt aufgenommen hat, gibt es für eine spezielle Gruppe keine guten Nachrichten zu Weihnachten: Bei den Über-50-Jährigen ist die Arbeitslosenquote im November um 0,7 Prozent gestiegen. Auch im Bezirk Tulln sind die älteren Arbeitnehmer die Sorgenkinder des Arbeitsmarktservice (AMS).
Generation 50+ profitiert nicht
Gegenüber dem November des Vorjahres sind im Bezirk um 179 oder 6,6 Prozent Personen weniger arbeitslos. Zu begründen ist das durch das hohe Wirtschaftswachstum von drei Prozent. Davon profitieren alle Altersgruppen, mit Ausnahme der Personen über 50, wie Tullns AMS-Chef Hans Schultheis erklärt. Hier ist die Arbeitslosigkeit um 1,5 Prozent auf 931 Beschäftigungslose gestiegen. "Wir konzentrieren unsere Schwerpunkte und Vermittlungsaktivitäten besonders auf langzeitarbeitslose Frauen und Männer dieser Altersgruppe. Ohne Unterstützung ist hier die Jobsuche schwierig und die Gefahr längerer Beschäftigungslosigkeit groß", meint Schultheis dazu.
Kleinregionale Projekte gefragt
"Die neue Bundesregierung hat verlautbaren lassen, die 'Aktion 20.000' zurückzunehmen oder zu redimensionieren", bangt die Tullner Landtagsabgeordnete Doris Hahn um jenes Pilotprojekt, das 20.000 Über-50-Jährige wieder in den Arbeitsmarkt eingliedern soll. Die Entwicklung bezeichnet sie als "dramatisch". Als Lösungsansatz nennt Hahn die Koppelung der 'Aktion 20.000' mit kleinregionalen Konzepten. Für den Bezirk schlägt sie vor: "Gemeinden könnten sich zusammenschließen und einen Neunsitzer-Bus anschaffen. Sie könnten ihn von Personen 50+ befahren lassen und Versorgungslücken im Fahrplan schließen."
Fachkräfte immer willkommen
Die Zahl der beim AMS als sofort besetzbar gemeldeten offenen Stellen im Bezirk ist im Jahresvergleich um 38,6 Prozent auf 345 gestiegen. „Vor allem bei Vollzeitstellen beobachten wir einen Anstieg“, analysiert Schultheis.
Thomas Schmidt, Inhaber des Wirtshauses "Zum Markgraf" beim Klosterneuburger Kollersteig, würde jederzeit Arbeitnehmer über 50 in seinem Betrieb aufnehmen. "Ich hatte zwei Damen, wobei jedoch beide aus dem Unternehmen ausschieden. Mit Anfang nächsten Jahres fängt hier aber wieder ein Koch an, der ebenfalls die 50 schon überschritten hat. Der ist aber wirklich fit – fast fitter als ich," lacht Schmidt. Beworben hatten sich auch schon Jüngere, die aber teilweise mit 30 Jahren etwa aufgrund des Zigarettenkonsums körperlich weniger leistungsfähig waren, erinnert sich der Gastronom. "Wenn die mit 50+ noch wollen, dann sind die meistens auch gut drauf. Außerdem haben sie schon eine gewisse Lebenserfahrung und sind meist gelassener im Stress."
Zur Sache
Ende November waren 2.981 Personen beim AMS Tulln als arbeitslos oder in Kursen vorgemerkt. Das sind um 179 Personen oder 6,6% weniger als im November 2016. Das macht -78 bzw. -6,1% Frauen, -101 bzw. -6,9% Männer, -63 bzw. -19,4% Jugendliche bis 24. Nur die Arbeitslosigkeit der Generation 50+ ist gestiegen: Um +14 bzw. +1,5% auf 931 Beschäftigungslose.
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