Wundervolle, unterschätzte Tiere
Die Stadttauben hungern im Lockdown
Über Jahrhunderte lebten Tauben und Menschen Seite an Seite, diese Vögel wurden gezüchtet, versorgt und ausgesetzt, wenn sie nicht mehr „von Nutzen“ für den Menschen waren.
KREMS. Zusätzlich „stranden“ immer wieder sogenannte Brief-und Hochzeitstauben sowie Tauben aus Wettflügen in den Städten. Oft werden sie als ‚Ratten der Lüfte‘ oder sogar als Schädlinge bezeichnet. Es handelt sich nicht um Wildvögel, sondern um ausgesetzte Haustiere.
Die sehr intelligente Tierart meistert komplexe Problemstellungen und ist in der Lage visuell Gesichter und Geschlechter zu unterscheiden.
Tauben fehlt das Futter
Der Lockdown macht den Vögeln das Leben schwer, sie können kaum Futter finden.
Tauben sind Körnerfresser (Taubenfutter gibt es in jeder Tierhandlung), finden jedoch kaum artgerechtes Futter und ernähren sich stattdessen von dem, was ihnen sonst zur Verfügung steht (Speisereste, Zigarettenstummel, Abfall, uvm.).
Erschreckend ist, dass die Stadttaube in guter Haltung bis zu 20 Jahre alt werden kann , in der Stadt lebend, werden sie jedoch nicht älter als 4 Jahre.
Krankheitsüberträger?
Immer wieder wird vor Tauben als Krankheitsüberträger gewarnt, doch sie sind genauso gesund wie alle anderen Vögel (oder Wildtiere und Haustiere), die Krankheiten an denen sie leiden sind wirtsspezifisch, sodass sich Menschen tatsächlich nicht anstecken können.
Die falschen Behauptungen über Taubenkrankheiten wurden bereits von Gerichten verboten.
Es ist traurig, dass Schädlingsbekämpfungsfirmen immer noch Angst vor Tauben schüren.
„Eine gesundheitliche Gefährdung durch Tauben ist nicht größer, als die durch Zier-und Wildvögel sowie durch Nutz- und Liebhabertiere“ – Präsident des Bundesgesundheitsamtes, 1989 (diese Aussage wurde 2001 durch das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin noch einmal bestätigt).
Gefährlich: Taubenspikes
Am Bahnhof Krems halten sich einige Tauben auf, doch infolge der vielen angebrachten Taubenspikes (lange Metallspitzen) werden sie gehindert zu landen, die Tauben bleiben hängen und müssen häufig mit aufgerissenen Körperteilen noch mehrere Wochen existieren, bis sie qualvoll daran sterben. Es gibt bereits viele Petitionen, die das Anbringen von Taubenspikes unter Strafe stellen wollen, nicht nur Tauben sondern auch andere Vögel verletzen sich dadurch oft oder verenden an Ort und Stelle.
Verletzungen bei Vögeln werden leider nur sehr selten in Tierkliniken behandelt.
Doch es existieren viele Stadttaubenhilfen, Gruppen die sich für Tauben einsetzen, bei der Pflege kann vieles falsch gemacht werden, also bitte immer Experten um Rat fragen, falls sie sich entschieden haben einer kranken Taube zu helfen. Da sie keine Wildvögel sind, sondern ausgesetzte Haustiere, sollten die Pfleger sie nicht einfach wieder fliegen lassen, sie brauchen eine Endstelle, wo sie leben dürfen und gefüttert werden.
Bescheidener Vogel
Viele meinen auch, die Stadttaube müsste unbedingt in die „Freiheit“, was aber das Los der Freiheit ist, habe ich ihnen hoffentlich schon ein bisschen nähergebracht. Das Haustier Taube braucht zum Glücklichsein ebenso wenig diese vermeintliche Freiheit, wie der Hund das Revier eines Wolfes. Perfekt wäre ein eigener kleiner Taubenschlag im Garten oder eine riesige Voliere, aber bitte eine Taube niemals alleine halten, sie brauchen einen Partner und leben stets monogam.
"Tauben machen Dreck"
Es heißt auch oft, Tauben machen so viel Dreck, Tauben sind eine Plage, Tauben gibt es in der Überzahl. Wir machen viel mehr Dreck! Mit unserem Plastik, unserem Müll, unseren Autos, der Kleidung, die wir verschwenden und wieder wegschmeißen.
Wir machen den Dreck, der bisschen Taubenkot ist nicht schlimm und keinesfalls ätzend, der pH-Wert liegt im leicht sauren Bereich, ähnlich der menschlichen Haut.
Als vernünftige und effektive Lösung, haben sich in vielen Städten betreute Taubenschläge bewiesen, dort können die Stadttauben gezielt angesiedelt, direkt kontrolliert und bestandsreguliert werden.
Zusätzlich werden die gelegten Eier im Taubenschlag, gegen Gipseier getauscht, um eine Überzahl an Tauben zu verhindern.
Ziel sollte keine Vernichtung, sondern ein kleiner und vor allem gesunder Taubenschlag sein, denn auch Stadttauben zählen zur Artenvielfalt unserer Siedlungen. Einzig und allein, die städtischen Verantwortlichen haben über eine Errichtung eines Taubenschlags zu entscheiden.
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