Im Portrait
Hubert Salcher: "Mir wurde das Holz quasi in die Wiege gelegt"

Hubert Salcher im Gespräch mit den BEZIRKSBLÄTTERN in den Privaträumen in Auffach.
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  • Hubert Salcher im Gespräch mit den BEZIRKSBLÄTTERN in den Privaträumen in Auffach.
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Dreifach feiert Hubert Salcher heuer Jubiläum: Seit 45 Jahren ist der Auffacher nun als "Holz- und Verzierungsbildhauer" aktiv, seit 25 Jahren betreibt er das "erste Tiroler Holzmuseum" in der Wildschönau und zudem feiert er dieses Jahr seinen 65. Geburtstag.

WILDSCHÖNAU (nos). Seit er fünf Jahre alt war, lässt Hubert Salcher das Thema Holz nicht mehr los. Da begann er mit seinen ersten Schnitzversuchen. Doch eigentlich ist er von Geburt an mit dem Werkstoff vertraut, denn das Haus, in dem sich sein Holzmuseum befindet und in dem er auch selbst mit seiner Lebensgefährtin lebt, hat seine Familie eigenhändig gebaut – natürlich komplett aus Holz. Es ist auch Salchers Geburtshaus. Bis 1911 fand sich in direkter Nähe eine "Auf-fach", ein Triftholz-Sammelplatz.

Es ist kein Zufall, dass gerade in Auffach das Thema Holz so allgegenwärtig ist, schon der Ortsname selbst weist auf den Stapelplatz hin. Hier wurden getriftete Baumstämme aus dem Bach gefischt und "aufgefacht". Die Forstarbeit war neben der Landwirtschaft und dem Bergbau über Jahrhunderte der einzige Broterwerb im Hochtal. Die Not verleitete viele Wildschönauer in die Neue Welt, Dreizehnlinden war ihr Ziel. In dieser Zeit errichtete Salchers Vater, ein Schustermeister, hier das Holzhaus und damit eines der ersten Gewerbehäuser des Hochtals.

Alles – wirklich Alles – zum Thema Holz

Sechs Ebenen umfasst das Holzhaus heute, im Sommer will Salcher hier einen Lift einbauen, um es barrierefrei zu erschließen. Das ist bisher nicht für alle 59 Räume möglich, die neben seiner Privatwohnung auch zigtausende Exponate rund um das Thema Holz in allen nur denkbaren Facetten beherbergen. 19 Ausbauten nahm der umtriebige "Holzkopf" bislang vor.
Allein die 347 Holzfenster und 75 Holztüren wären schon sehenswert. Oder die zehntausenden Zündholzschachteln aus aller Welt. Oder die Schau zu den heimischen Baumarten, ihrer Biologie und ihren Verwendungsmöglichkeiten. Doch der Sammler hat noch viel mehr zusammengetragen: Spielzeuge, Sportgeräte, Werkzeug, selbst geschnitzte Kleidungsstücke – ja, sogar die alte Schusterwerkstatt seines Vaters, der Lederschuhe mit Holzsohlen vernagelte, kann hier besichtigt werden. Inklusive einer lebensgroßen, aus Holz geschnitzten Figur.
Kurios ist auch der kleine, natürlich komplett aus Holz gefertigte Sakralraum, der sich in einer der vielen Nischen des Hauses versteckt: In der wohl kleinsten Hochzeitskapelle der Welt, zumindest Europas, fanden auch tatsächlich bereits drei Trauungen statt, erzählt der Auffacher.
Im Freien findet sich neben einer Garteneisenbahn und vielen Exponaten auch eine Baumhütte, die besonders bei den jüngeren Besucher bestens ankommt. Die können im Herzen des Holzmuseums auch selbst Hand anlegen und in einer Werkstatt ihre eigenen Erfahrungen mit dem vielfältigen Werkstoff sammeln. Bislang unfallfrei, wie Salcher freudig betont. Als gelernter "Holz- und Verzierungsbildhauer" weiß er seine Leidenschaft zu vermitteln. Damit hat er auch schon die nächste Generation im Haus angesteckt: Salchers Tochter setzt sich selbst in ihrer Ausbildung mit Holz auseinander und hält damit auch die Hoffnung ihres Vaters aufrecht, dass das "erste Tiroler Holzmuseum" in der Familie bleibt. Salcher erlernte das Handwerk bei Sepp Hutterer in Wörgl, in der Fachschule fand er später keine Aufnahme.

Auf dem Holzweg

Das informative und teils kuriose Sammelsurium hölzerner Exponate lockt Interessierte aus Nah und Fern ins Hochtal. "Einer ist sogar einmal extra aus Sibirien gekommen", erzählt Hubert Salcher. Mit thematisch verwandten Einrichtungen im Alpenraum soll nun eine gemeinsame Karte und Werbelinie entstehen, um das vielfältige Holzthema noch besser unter die Leute zu bringen. Ein Drittel der Museumsbesucher komme aus dem Ausland, so Salcher, auch Schulklassen aus der Region nutzen seine Einrichtung immer wieder gerne.
In der Wildschönau findet sich auch ein eigener "Holzthemenweg" mit 14 Stationen, wo etwa historische Holzzäune, Bienenhäuser oder Mühlen zu erwandern und zu bestaunen sind.

Mehr zum "ersten Tiroler Holzmuseum"

Ab 22. Mai und bis Mitte Oktober 2019 ist Hubert Salchers "erstes Tiroler Holzmuseum" wieder von Dienstag bis Freitag 10 bis 17 Uhr sowie samstags von 10 bis 12 Uhr geöffnet. Außerhalb dieser Zeiten sind Besuche nach vorheriger Vereinbarung möglich. Der Eintritt kostet pro Person 8,50 Euro, ermäßigt 7 Euro. Kinder bis 1 Meter Körpergröße kommen bei freiem Eintritt ins Haus. Nähere Informationen dazu finden Sie online auf der Website des Museums.

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