Interview
Rauchfangkehrerin lebt Beruf über den Dächern von Scheffau

Rauchfangkehrermeisterin Nadya Prem (re.) aus Scheffau mit ihrer Tochter Elya, die ebenfalls das Handwerk erlernt.  | Foto: Barbara Fluckinger
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  • Rauchfangkehrermeisterin Nadya Prem (re.) aus Scheffau mit ihrer Tochter Elya, die ebenfalls das Handwerk erlernt.
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Das Handwerk in die Wiege gelegt bekam die Scheffauer Rauchfangkehrermeisterin Nadya Prem. Sie teilt ihre Leidenschaft mit ihrer Tochter und ist auf den Dächern der Region unterwegs.

SCHEFFAU (bfl). Bereits als kleines Kind kletterte die Scheffauerin Nadya Prem mit Leidenschaft auf Dächer und Bäume. Heute ist sie als Rauchfangkehrermeisterin – sowie ihre Tochter – beruflich auf den Dächern der Region unterwegs. Im Interview mit den BEZIRKSBLÄTTERN verrät sie, was genau sie an ihrem Beruf fasziniert.

BEZIRKSBLÄTTER: Dir wurde das Rauchfangkehren wie du selbst sagst „in die Wiege gelegt“. Wie lange ist das Rauchfangkehren in deiner Familie bereits Tradition? 
Nadya Prem:
Die Firma wird schon in dritter Generation von unserer Familie geführt, das seit ca. 1951. Ich bin also mit dem Beruf des Rauchfangkehrens großgeworden. 

BB: Wann hast du dich dazu entschieden diese Tradition fortzuführen?
Prem:
Ich wusste schon ganz früh, dass ich einmal in die Fußstapfen meines Opas und Vaters treten werde.

BB: Was ist für dich das Faszinierende, das Besondere an deinem Beruf?
Prem: Dass der Rauchfangkehrer ein altes Glückssymbol ist, faszinierte mich schon ganz früh. Dabei gilt er noch bis heute als ein Glücksbringer, und zwar aus einem einfachen Grund: Früher kam es einer Katastrophe gleich, wenn der Kamin verstopft war oder schlecht zog. Die Feuerstätte war der Mittelpunkt des Hauses. Darum war der Besuch des Kaminkehrers war auch so wichtig. Er reinigte den Kamin nach dem Motto "Weg mit dem 'Pech', her mit dem Glück!". 

BB: Wie ist es, diesen Beruf in einer Männerdomäne auszuüben? Gibt es da oft „überraschte“ Gesichter, wenn eine Rauchfangkehrerin vor der Tür steht?
Prem:
Nein, denn auch das Rauchfangkehrerhandwerk ist längst keine Männerdomäne mehr. Tatsächlich entscheiden sich immer mehr Mädchen und Frauen für diesen tollen Beruf. Wichtig sind Fleiß, Verantwortungsbewusstsein, aber auch ein freundlicher Umgang mit dem Kunden. Und dann natürlich noch die Schwindelfreiheit, die ist auch eine Voraussetzung. 

BB: Wann und warum hat sich auch deine Tochter dazu entschieden, Rauchfangkehrerin zu werden?  
Prem:
Ich war sehr überrascht und erfreut, dass sich meine Tochter Elya kurzfristig dazu entschieden hat, in meine Fußstapfen zu treten. Vom ersten Tag an hatte sie große Freude an ihrem Arbeitsalltag: die Bewegung an der frischen Luft, die Besuche der verschiedenen Haushalte, dazu der Umgang mit den Kunden, die Vielseitigkeit ihres verantwortungsvollen Berufes. Auch der Gedanke daran, dass sie für di eUmwelt einen guten Beitrag leistet, gefällt ihr sehr gut. Die Freude an ihrem Beruf hat sich auch ihrem Gesellen Thomas Haselsberger zu verdanken.

BB: Wie sieht dein typischer Arbeitsalltag aus? Wie viele Kamine „bearbeiten" du und deine Tochter pro Tag?
Prem:
Um 6 Uhr starte ich mit dem Sonnengruß, um mich auf den neuen Tag vorzubereiten. Die meiste Zeit arbeite ich im Büro, aber es macht mir mehr Freude, direkt beim Objekt zu arbeiten und Kundenkontakt zu pflegen. Mein Highlight des Jahres ist die Almrunde, wo wir zu abgelegenen Almhütten auch mal zu Fuß oder mit den Ski hinfahren müssen.
Meine Tochter arbeitet hauptsächlich am Objekt mit ihren Gesellen. Wie viele Heizungsanlagen wir am Tag bearbeiten ist sehr unterschiedlich, es hat mit dem Brennstoff und mit der Größe der Anlage zu tun. Die Dauer der Arbeit an Heizungsanlagen von Wohnblöcken, Einfamilienhäusern, abgelegenen Almhütten oder großen Firmenobjekten ist sehr unterschiedlich.

BB: Welches Gebiet bearbeitest du mit deinem Betrieb und wie viele Mitarbeiter beschäftigst du?
Prem:
Ich bearbeite das Gebiet von Ellmau, Scheffau, Söll und einen Teil von Bruckhäusl. Neben mir und meiner Tochter gibt es in der Firma noch drei Mitarbeiter sowie meine Mutter Margit Prem. Wir sind ein sehr kleiner Familienbetrieb und wir ziehen alle an einem Strang. Unser Motto lautet: "Einer für alle, alle für einen". Eine gute Firma funktioniert nur mit verlässlichen, selbständigen und vertrauenswürdigen Mitarbeitern. Ich bin sehr froh so ein tolles Team zu haben.

BB: Wie steht es um die Zukunft des Berufs Rauchfangkehrer(in)?
Prem:
Natürlich hat sich schon einiges zum alten Berufsbild des Rauchfangkehrers geändert. Die handwerkliche Tätigkeit und die Techniken rund um das Rauchfangkehrern reichen bis ins Mittelalter zurück. Das Schleifen der Kamine zählt jetzt zum UNESCO-Weltkulturerbe. Heutzutage nutzen wir Kaminfachleute moderne Messgeräte neben den Kehrarbeiten. Wir kontrollieren und warten alles rund ums Heizen. Wir überprüfen auch alle abgasführenden Teile sowie Verbrennungseinrichtungen auf Sicherheit und Dichtheit.
Für uns Kaminfachleute ist der Umweltschutz ein ganz wichtiges und zentrales Thema. Alternativ zu denken bedeutet, Bestehendes zu verbessern und neue Technologien zuzulassen, und zwar im Einklang mit unserem Planten. So wie sich die Welt weiter dreht, so gehen auch wir Kaminfachleute mit der Zeit und neuen Technologien und lernen immer gern dazu. Im Grunde geht es um den Umweltschutz, Energieeinsparung und die Sicherheit der Menschen. Ich glaube, was in der Zukunft bleibt, ist das Heizen mit Holz. Holz ist erneuerbar und Co2- neutral und braucht zum Wachsen Sonnenlicht und Kohlendioxid. Das Feuer des Holzes gibt uns eine wunderbare Wärme, die uns ein Gefühl von Geborgenheit, Heilung und Schutz gibt. Wie unbeschreiblich schön ist es, nach dem Snowboarden am warmen Kachelofen zu liegen.
'Wohltätig ist des Feuers Macht, wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht' (Schiller-Zitat, Anm.). 

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