Interview
Warum Tagesmütter im Bezirk Kufstein auch Ersatzmütter sind

Seit dem 1. April ist Hannelore Sparber Leiterin der Aktion Tagesmütter/-väter in Kufstein. Sie wünscht sich für die Zukunft, dass die Tätigkeit der Tagesmütter mehr gewürdigt wird.  | Foto: Barbara Fluckinger
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  • Seit dem 1. April ist Hannelore Sparber Leiterin der Aktion Tagesmütter/-väter in Kufstein. Sie wünscht sich für die Zukunft, dass die Tätigkeit der Tagesmütter mehr gewürdigt wird.
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Die Tätigkeit als Tagesmutter ist auch und vor allem eine Herzensangelegenheit, erklärt die neue Leiterin der Aktion Tagesmütter/-väter in Kufstein, Hannelore Sparber, im Interview.

KUFSTEIN (bfl). Hannelore Sparber hat im April die Leitung der Aktion Tagesmütter/-väter in Kufstein übernommen. Sie kümmert sich nun vor allem um die Verbindung zwischen Eltern, Tagesmüttern, Gemeinden und Ämtern. Derzeit stehen in 14 verschiedenen Gemeinden des Bezirks Kufstein insgesamt 21 Tagesmütter zur Verfügung, zwei weitere sind in Ausbildung, die ab Juli ihren "Dienst" antreten können. Einige der aktiven Tagesmütter sind bereits mehr als 25 Jahre dabei. Warum für sie alle die Tätigkeit als Tagesmutter mehr als nur ein "Beruf" ist und was genau eine Tagesmutter bzw. ein Tagesvater macht, davon erzählt Sparber im Interview mit den BEZIRKSBLÄTTERN. 

BEZIRKSBLATT: Sie haben mit 1. April die Leitung der Tagesmütter in Kufstein übernommen. Wie hat sich für Sie die Einarbeitungsphase bisher gestaltet? 
Hannelore Sparber:
Es hat sich sehr gut gestaltet, weil sowohl die Tagesmütter als auch meine Vorgängerin, wie auch die Kolleginnen in Innsbruck und in den anderen Bezirken alle sehr hilfsbereit sind und weil jeder mit einer Freude und Engagement dabei ist. Das ist das Schöne daran, dass man einfach merkt, dass das für jeden eine Herzensangelegenheit ist, und nicht einfach eine Arbeit, die man macht.

BB: Wie sind Sie zu Ihrer Funktion als Leitern der Aktion Tagesmütter gekommen?
Sparber:
Es gab eine Online-Ausschreibung und ich habe schon immer den Wunsch gehabt, mit Menschen zu arbeiten oder eine sinnvolle Tätigkeit zu haben, bei der es nicht nur darum geht, wie viel man im Monat verdient oder wie die Umsätze sind.

BB: Was genau macht eine Tagesmutter bzw. ein Tagesvater?
Sparber:
Eine Tagesmutter arbeitet von zu Hause aus. Im Normalfall werden Kinder – vom Baby bis zum 14-jährigen Kind – zur Tagesmutter gebracht. Größere Kinder gehen auch selber nach der Schule zur Tagesmutter. Sie betreut dann die Kinder von zu Hause aus gleich wie sie eigene Kinder betreuen würde. Das passiert in einem familiären Umfeld, wobei nicht mehr als vier Kinder gleichzeitig betreut werden dürfen. Damit ist die Tagesmutter eine Ersatzmutter. Das ist auch das Schöne, dass sie sich wirklich intensiv um die Kinder kümmert und einfach eine Ansprech- und Bezugsperson da ist, die dann wirklich weiß, was mit dem Kind los ist, und die auf das Kind eingehen kann.

Sparber kümmert sich vor allem um die Verbindung zwischen Eltern, Tagesmüttern, Gemeinden und Ämtern.  | Foto: Barbara Fluckinger
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BB: Hat sich die Rolle der Tagesmütter im Laufe der Zeit verändert? Werden sie dieser Tage mehr gebraucht, wie früher?
Sparber:
 Einerseits gibt es jetzt seitens der Gemeinden mit Kindergärten und mit Krabbelstuben Angebote, aber dennoch sind die Tagesmütter mindestens so wichtig wie früher. Heutzutage ist einfach die Berufstätigkeit der Erziehungsberechtigten eben von beiden Teilen noch wichtiger. Es ist auch das Wohnen teurer geworden. Die ganzen Umstände, dass Eltern arbeiten müssen oder auch wollen, führen dazu, dass man dafür dann einfach die Kinderbetreuung braucht. Hier können die Tagesmütter einen guten Beitrag leisten, weil sie auch andere Zeiten anbieten können wie Kindergärten oder andere öffentliche Betreuungseinrichtungen. 

BB: Sind derzeit alle Tagesmütter im Bezirk voll ausgelastet? Ist der Bedarf so hoch, dass man mehr Tagesmütter im Bezirk gebrauchen könnte? 
Sparber:
 Ja, man könnte schon mehr Tagesmütter gebrauchen. Eine Tagesmutter muss auch nicht voll ausgelastet sein und vier Kinder gleichzeitig betreuen. Wichtig ist, dass wir in den verschiedenen Bereichen Tagesmütter zur Verfügung haben. 

BB: Stellt die Pandemie auch für die Tagesmütter im Bezirk eine besondere Herausforderung dar?
Sparber:
 Es ist natürlich schon eine große Herausforderung. Wir haben nun auch zu Hause Tests, damit sich die Tagesmütter regelmäßig testen mit Selbsttests oder den öffentlichen Tests, damit man auf Nummer sicher gehen kann. Es kann aber natürlich trotzdem passieren, dass jemand infiziert ist oder Kinder infiziert sind, dann muss auch hier eine Tagesmutter in Quarantäne. Da sind wir dann froh, dass andere Tagesmütter Vertretungen übernehmen oder sich in der Zeit nach Möglichkeit die Eltern um die Kinder kümmern. Es ist relativ viel Flexibilität erforderlich. 

BB: Sind die Tagesmütter im Bezirk Kufstein meist selbst auch Mütter?
Sparber:
 Größtenteils haben die Tagesmütter selber Kinder und bleiben glücklicherweise danach auch größtenteils dabei, weil sie merken, wie schön es ist, mit den Kindern zu arbeiten, die Kinder zu Hause zu betreuen und den Kindern das Familiäre zu geben, das sie vermissen würden, wenn die Mutter oder der Vater arbeiten gehen muss.  

BB: Gibt es etwas, das sie in Zukunft als Leiterin der Zweigstelle Kufstein verstärkt umsetzen wollen?
Sparber:
 Ich denke, dass die Tagesmütter mehr gewürdigt werden sollten. Eine Tagesmutter leistet viel und ist mit viel Herz und Einsatz dabei. Ich denke, es sollte ein wenig mehr publik gemacht werden, wie gut die Kinder betreut werden und, dass es für eine Tagesmutter auch eine Herzensangelegenheit ist, dass die Kinder eine Betreuung erfahren, in der sie sich familiär wohlfühlen.

Mehr über die Aktion Tagesmütter/-väter und die Zweigestelle Kufstein finden Sie auf www.atmtv.at.

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