Ärger über Brandschutz-Murks und TSD-Stellungnahme

Wer stellt im Flüchtlingsheim den Brandmelder aus? Fahrlässig findet das nicht nur die Feuerwehr. | Foto: Reiter
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REITH iA (nos). "Es ist einfach traurig, dass wir uns nur immer wieder über die Medien als Feuerwehr wehren können.", resümiert Martin Reiter, Feuerwehrmann in St. Gertraudi. Seit Jahren rücken er und seine Kameraden immer wieder zum von der Tiroler Soziale Dienste GmbH (TSD) betreuten Flüchtlingsheim "Landhaus" aus, weil die Brandmeldeanlage Alarm schlägt. So auch am Freitag, dem 22. September. Als die Feuerwehr eintrifft, will keiner der Bewohner etwas davon gewusst haben: "Bei der Frage was war, hat keiner eine Ahnung. Die Befragten im Asylheim sind sich einig: 'Da war nichts!' Nach der Frage nach dem Hausmeister die Antwort: 'Ist keiner da!' Auf die Frage, wer die Brandmeldeanlage zurückgesetzt hat: 'Keiner!' Vermutlich geistert es im Asylheim?!", ärgert sich Reiter.

"Beim Nachforschen, welcher Brandmelder angeschlagen hat, findet man im ganzen Haus, in Hausgängen, auf Treppen und im Aufenthaltsraum unzählige Zigarettenstummel. Im Haus herrscht Rauchverbot, wie überall Schilder verkünden, aber es schert keinen, auch nicht den Heimleiter", erzählt Reiter weiter. "Ein Asylsuchender mit Frau und Kleinkind schildert mir und zwei daneben stehenden Polizisten sein Leid: Es ist eine Gruppe von Asylanten, die ständig Alkohol trinkt, in den Gemeinschaftsräumen raucht und immer wieder Frauen – auch seine – sexuell belästigt. Er habe sich schon an den Heimleiter gewandt, doch der meinte nur, im Aufenthaltsraum könnten sie schon rauchen. Er habe sich an die Polizei in Strass gewandt, doch die ist dafür nicht zuständig. Er bittet uns, ihm zu sagen, an wen er sich wenden könne. Wir können ihn nur vertrösten, denn wir haben es die letzten 15 Jahre nicht geschafft, denn bei jedem Hinweis auf Missstände im Heim wird man umgehend als Fremdenhasser oder Nazi bezeichnet. Durchstreift man das Heim, dann offenbart sich einem ein absoluter „Notstand“, überall Spinnweben, dreckige Sanitärräume, überquellende Abfalleimer und Aschenbecher, von Dreck schwarze Kästen und Ablagen. Auf gut tirolerisch ein Saustall wie er im Buche steht. Die Menschen im Heim sind auf sich alleine gestellt", befindet er.

"Was, wenn wirklich was passiert?"

"Und wir Feuerwehrmänner werden wieder einmal alleine gelassen und wenn wirklich etwas passiert – und das kann bei diesem desolaten Zustand bald einmal sein – dann sind sicher wir es, die Schuld an allem haben, und kein Heimleiter, kein Geschäftsführer der sozialen Dienste, keine Landesrätin Baur wird die Verantwortung übernehmen, nein, nur wir, weil wir es gewusst haben und vermutlich einmal zu wenig darauf hingewiesen haben!"

TSD: "Hausordnung wird regelmäßig kontrolliert und durchgesetzt"

Auf Anfrage der BEZIRKSBLÄTTER nahm die TSD Stellung zu den bedenklichen Vernachlässigungen im Landhaus.
"Wir sind zu dem Thema Brandmelder/Fehlalarme in intensiven Gesprächen mit dem Landesfeuerwehrverband um eine langfristige Lösung zu finden. Bis Ende September erwarten wir eine Rückmeldung des Landesfeuerwehrinspektors zu einer möglichen Adaptierung des Systems für unsere Einrichtungen und zur dementsprechenden Verordnung. Teil der bereits bestehenden Brandschutzmaßnahmen ist ein Rauchverbot, welches Teil der geltenden Hausordnung ist. Die Einhaltung des Verbots wird während der Woche durch die Betreuung überwacht. An den Wochenenden und während den Nachtstunden wird die Hausordnung und damit auch das geltende Rauchverbot durch regelmäßige bzw. anlassbezogene Kontrollfahrten der Group4 exekutiert.

Im Zuge des Rückgangs von Asylsuchenden in Tirol, ist es in vielen Einrichtungen der Tiroler Soziale Dienste GmbH zu personellen Umstrukturierungen gekommen. Dies bezieht sich auch auf die Unterkunft in St. Gertraudi, jedoch wurde Vorsorge getroffen, dass die Betreuung der Schutzsuchenden weiterhin sichergestellt ist. Es handelt sich im konkreten Fall um eine Selbstversorgungseinrichtung, für die keine 24-Stunden Betreuung vorgesehen ist.
Der Hausmeister ist an Wochentagen, während des Tages, für die Erledigung der regelmäßig anfallenden Arbeiten zuständig. Zu diesen Aufgaben zählt nicht die Bereitschaft im Alarmfall. Das Team in St. Gertraudi und der Leiter der Einrichtung genießen unser vollstes Vertrauen. In den letzten Jahren in denen der Einrichtungsleiter die Unterkunft St. Gertraudi führte, gab es nie Anlass zur Beschwerde. Der Beruf eines Flüchtlingsbetreuers / einer Flüchtlingsbetreuerin ist umfassend und herausfordernd. Die Vorwürfe und persönlichen Angriffe, die das Team in den Sozialen Medien dulden musste sind respektlos, verletzend und degradieren die wertvolle Arbeit die hier tagtäglich geleistet wird.

Wie in allen Unterkünften der Tiroler Soziale Dienste ist man auch in der Einrichtung Reith i. A. um Sauberkeit und Ordnung bemüht. Regelmäßig werden Reinigungsaktionen mit allen BewohnerInnen der Unterkunft durchgeführt. Der Einsatz der Feuerwehr fand während der Vorbereitungen für das Abendessen statt. Die übliche nachfolgende Reinigung der Küche war zu diesem Zeitpunkt noch nicht erfolgt."

"Eine glatte Lüge!"

"Wie die Fotos beweisen, handelt es sich beim Rauchen im Haus nicht um einen Einzelfall, sondern um eine 'Dauereinrichtung', da sich die Zigarettenstummel im ganzen Haus verteilt finden und es sich hier nicht um 'frische' Stummel handelt sondern um Tage, wenn nicht Wochen alte Stummel. Die letzte Kontrollfahrt dürfte somit Tage, wenn nicht Wochen zurückliegen. Oder es wird dahingehend einfach gar nicht kontrolliert. Das Rauchverbot wird nicht eingehalten, bei Eintreffen der FF roch es stark nach Zigarettenrauch und ein Bewohner machte uns darauf aufmerksam, dass das Rauchverbot nicht eingehalten, ja mehr noch, vom Heimleiter geduldet wird. Bisher war immer ein 'Hausmeister' aus den Reihen der Heimbewohner anwesend, der einen Zentralschlüssel und teilweise eine Standesliste hatte. Dies ist jetzt nicht mehr der Fall.

Der FF ist es somit unmöglich im Ernstfall Zimmertüren aufzusperren, um nach ev. "Opfern" zu suchen oder festzustellen, wieviele Personen sich im Gebäude befinden könnten.

Dass die Betreuer für die Flüchtlinge wertvolle Hilfe leisten, wurde seitens der FF niemals bezweifelt und auch nie diskutiert. Es ging und geht der FF stets nur um den Brandschutz und um nicht eingehaltene Regeln (Hausordnung) bzw. Rauchverbote oder Brandschutzbestimmungen! Und diese werden nicht eingehalten bzw. von der Heimleitung die Nichteinhaltung sogar noch gutiert. Hausgänge, Sanitäreinrichtungen usw. sind, wie die Fotos beweisen, derart verschmutzt, dass man annehmen muss, dass die TSD unter 'regelmäßig# wochen- wenn nicht monatelange Intervalle verstehen dürften. Besser gesagt: Hier wird gelogen!  Bei Eintreffen der Feuerwehr gegen 21.30 Uhr wurde in der Küche nicht gekocht, es befand sich niemand in der Küche. Es wurde seitens der FF auch nicht beanstandet, dass die Küche nicht gereinigt worden wäre, dies stünde der FF auch gar nicht zu. Schließlich hat die Sauberkeit der Küche nichts mit dem vorbeugenden Brandschutz oder Rauchverboten sondern mit Hygienevorschriften zu tun!"

Berechtigte Kritik bringt Hetze im Fahrwasser

Mit Bekanntwerden der jüngsten Missstände und der berechtigten Kritik der "Gairer" Feuerwehr an den vernachlässigten Brandschutzmaßnahmen im Heim, die im Ernstfall Menschenleben kosten können, gab's einigen Tumult in Sozialen Netzwerken, wie etwa auf Facebook. Dort finden sich teils ungustöse bis strafbare Kommentare. Martin Reiter stellte dort nochmals klar "dass wir in dieser Sache keinen Kontakt zur FPÖ hatten und haben. Wir wollen hier auch mit keiner Partei in Verbindung gebracht werden. Es handelt sich hier ausschließlich um die Dokumentation der von uns vorgefundenen Missstände, um bei einer ev. zukünftigen Katastrophe die Beweise vorliegen zu haben, dass wir darauf hingewiesen haben, die Verantwortlichen jedoch nicht reagierten. Dafür jetzt wieder als 'Ausländerhetzer' usw. dargestellt zu werden und mir verbieten zu wollen durch Bilder die Tatsachen zu beweisen grenzt doch wohl an Zensur und ist schlicht gesagt 'Inländerhetze'. Es ist auch kein Vergleich mit Privatwohnungen zulässig, denn hier handelt es sich um ein öffentliches Gebäude, das wir alle mit unseren Steuergelden mittragen. Außerdem werden hier zig Heimbewohner einer Gefahr ausgesetzt, die im schlimmsten Fall tödlich sein kann."

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