Echte Musik ist wichtig

Herbert Zimmermann – ein Tiroler in Bayern mit echter Musik

Herbert Zimmermann, geboren 1978 in Reith bei Kitzbühel, trat als Spätberufener ins Reich der Musiker. Er ist zwar seit 1989 Mitglied der BMK Reith bei Kitzbühel, verfolgte aber zuerst eine Karriere im Tourismus, die 1999 durch die Einberufung zum Militär unterbrochen und zugleich beendet wurde. Angetreten bei der Militärmusik stellte sich nach kurzer Zeit die Frage, ob sich ein Studium als 21-jähriger noch lohnt. Zur Jahrtausendwende sollte sich dann seine berufliche Laufbahn doch noch einen neuen Weg suchen, und mit dem Beginn des Studiums bei Andreas Lackner am Tiroler Landeskonservatorium begann sein musikalischer Weg. Schon zu Beginn des Studiums spielte er in zahlreichen Orchestern wie 2003 im Gustav Mahler Jugendorchester. 2005 wurde er in die Akademie des Symphonieorchesters vom Bayerischen Rundfunk aufgenommen. Ebenso spielte er im Orchestra Mozart unter der Leitung von Claudio Abbado, auch das Mitwirken im berühmten Barockorchester Concentus Musicus Wien unter der Leitung von Nikolaus Harnoncourt sei erwähnt. Nach einem Jahr in Berlin als Wechseltrompeter im Konzerthausorchester suchte er den Weg Richtung Heimat und kam im September 2007 zurück zum Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, bei dem er nun ein fest engagiertes Mitglied ist.
ART: War für dich schon immer klar, dass du Orchestermusiker werden möchtest?
ANTWORT: Nein absolut nicht. Ich hätte mir das als Teenager gar nicht vorstellen können. Beim Neujahrskonzert habe ich immer gleich weggezapped im TV. Ich wollte einfach nur in die Tourismusschule und dann zur Militärmusik.
ART: Was bedeutet die Trompete für dich?
ANTWORT: Eigentlich ist die Trompete ein Werkzeug und es kostet oft viel Zeit bis man ein perfektes Instrument gefunden hat. Bis zur Rente hoffe ich zumindest eines gefunden zu haben. Orchestertrompeter benötigen mind. 7 verschiedene Arten.
ART: Investierst du viel Zeit für deinen Job?
ANTWORT: Natürlich – es ist nicht nur Proben- und Konzertzeit die gerechnet wird. Man muß sich auch vorbereiten, üben, organisieren und oft weit reisen.
ART: Wie ist das, wenn eine neue Probenphase beginnt?
ANTWORT: Das ist zumeist das Anstrengendste, da noch viel gearbeitet werden muß. Glücklicherweise haben wir jede Woche ein neues Programm, da wird es nie langweilig.
ART: Hattest du schon Auslandskonzerte?
ANTWORT: Das ist bei uns oft auf dem Programm. Tokyo und NY sind die Standartziele, die sich jährlich abwechseln. China bzw. auch Korea und Taiwan sind immer interessierter an Klassik und geben dafür viel Geld aus. Russland hat wunderschöne Konzertsäle und auch sonst was zu bieten. Wo ich noch nicht war, komme ich sicherlich nochmal hin bis zur Rente. Im Frühjahr geht es für mich das erste Mal nach Südamerika, worauf ich mich sehr freue! Die Steaks dort gibt es nicht unter 500g und um nur E 5.–. Da ist mein Frühstück, Mittag- und Abendessen gesichert. Das Essen ist uns Musikern immer eins der wichtigsten Dinge, besonders auf Reisen.
ART: Hat ein Profi noch Lampenfieber bei Auftritten?
ANTWORT: Auf jeden Fall! Der Eine mehr, der Andere weniger. Manche zeigen es nicht, aber man spürt das. Wenn ich gut vorbereitet bin, genieße ich das Lampenfieber sogar und die Spannung, die es produziert. Im Dienst kommt es aber nur mehr selten vor, die regelmäßigen Liveübertragungen im Radio oder TV bekommt man schon gar nicht mehr mit.
ART: Darf die Trompete auch mit in den Urlaub?
ANTWORT: Bei mir normalerweise nicht, aber mein letzter Urlaub ist auch schon 3 Jahre her. Viele meiner Kollegen üben auch im Urlaub mindesten eine Stunde.
ART: Fühlst du dich noch als Tiroler?
ANTWORT: Noch? Was denn sonst ... Die Kollegen kennen jetzt auch alle die Titelmelodie der Piefke-Saga :)))
ART: Du bist Mitglied bei der BMK Reith bei Kitzbühel. Bleibt bei deinem Job noch Zeit für Blasmusik?
ANTWORT: Glücklicherweise immer wieder. Meine Kameraden dort sind auch nicht böse, wenn ich bei Proben nicht dabei bin, obwohl ich gern auch zu Proben erscheine. Das ist einfach gemütlich und entspannt.
ART: Du hast „SchwarzSeeBlosn“ in‘s Leben gerufen. Warum?
ANTWORT: Ich war zu Besuch beim Roman Rindberger von MnozilBrass am Attersee. Der macht das mit Blasmusikkollegen auch jeden Mittwoch im Sommer. Ich dachte es wäre ein schöner „Stammtisch“ für Profimusiker, als auch eine Gelegenheit traditionelle Musik zu pflegen und der Schwarzsee ist dafür perfekt. Es muß sowieso etwas mehr „echte Musik“ nach Kitzbühel. Die Playbackmusiker verdienen sich dumm und dämlich und in der Kultur wird nur noch der Rotstift angesetzt.
ART: NoPhilBrass und Veranstaltungen wie „SchwarzSeeBlosn“ – ist das Ausgleich zum Orchesterleben?
ANTWORT: Könnte man so sagen. Das SchwarzSeeBlosn mache ich ja ehrenamtlich und auch die Musiker dort spielen für Übernachtung und Verpflegung.
Bei NoPhilBrass zu spielen hingegen ist hoch anspruchsvoll und benötigt besondere Ausdauer und Energie. Das märchenhafte Musiktheater (Das tapfere Hörnchen), welches ich letztes Jahr schrieb, ist wirklich ein super Ausgleich und erfreut die Kinder ebenso wie uns. Jugendarbeit und musikalische Integration ist auch lebenswichtig für unser kulturelles Dasein. Mit dem Hörnchen werden wir jetzt auch auf Tour durch Bayern gehen, gefördert vom BR. Eine Woche täglich 2 x. Es wird weiters Ende März in Kitzbühel aufgeführt, wo wir dann auch unser kammermusikalisches Programm spielen. Das solltet ihr hören und sehen!
ART: Du spielst beim Cäcilienkonzert mit der Stadtmusikkapelle Kufstein ein Trompetenkonzert von Alfred Reed. Warum?
ANTWORT: Weil ich es darf! Ich freue mich sehr über die Anfrage und das Stück ist sehr schwer, aber auch genial zu spielen. Leider gibt es dazu viel zu wenig Gelegenheiten.
ART: Wie kam diese Idee zustande?
ANTWORT: Ich spielte den Reed einmal bei einem Wettbewerb, da kam einige Zeit später der ehemalige Bezirkskappelmeister auf mich zu und fragte, ob ich es auch mit dem Bezirksblasorchester Brixental aufführen würde, was auch geschah. Thomas Scheiflinger kam nun der Gedanke mich zu fragen. Da Thomas mit mir zusammen studiert hat, freute mich das besonders!
ART: Wie gefällt dir das Stück?
ANTWORT: Es ist technisch gleichzusetzen mit dem sehr schwierigen Solotrompetenrepertoir im klassischen Bereich. Auch für die Blasmusikkappelle ist es sehr anspruchsvoll. Das Ergebnis ist aber wirklich hörenswert und sehr abwechslungsreich. Schöne Melodine und fetzige Rhythmen.
ART: Freust du dich darauf?
ANTWORT: Ich werde brav üben müssen, aber die Freude wird siegen. Interview: Andrea Scheiflinger

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.