Ein gutes neues Jahr auf Chinesisch

Bereits zum dritten Mal gastierte das Orchester aus dem Reich der Mitte in Erl.
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  • hochgeladen von Barbara Fluckinger

ERL (bfl). Sehr gut gefüllt zeigte sich der Konzertsaal im Festspielhaus Erl am Sonntag, den 29. Jänner, als das Chinese Orchestra des China National Opera und Dance Drama Theater zum großen chinesischen Neujahrskonzert lud. Zum dritten Mal gastierte das Orchester aus dem Reich der Mitte in Erl und zeigte, dem Namen des Programmes getreu, alle "Schätze unseres Landes." Es war eine fulminante musikalische Eröffnung des Jahres des Hahns, die mit prächtigen Kostümen und Originalinstrumenten das alte China hochleben ließ.
Die traditionellen Instrumente auf der Bühne des Chinese Orchestra mögen auf den ersten Blick ausgefallen und exotisch wirken, sind bei näherer Betrachtung aber doch den in der westlichen Hemisphäre beheimateten Instrumenten ähnlich. Wenn man den Worten des Moderators folgte und versuchte die Musik mit der Seele und dem Herzen zu hören, so zeigte sich, dass die Musik, egal wo, immer mit der selben Sprache spricht.

Reise durch China
Unter der Leitung von Dirigentin Hong Xia begann das Orchester den ersten Teil mit dem traditionellen Orchesterstück "Jasminblüte", ursprünglich eine volkstümliche Weise, und entführte das Publikum auf eine Reise durch China.
Das Highlight des ersten Konzertteiles bildete das Stück "Die Große Mauer", ein Violinenkonzert in vier Sätzen. Dabei stellte die Solistin Yang Wenna ihr Können auf der Erhu, der chinesischen Violine, unter Beweis. Es heißt im fernen Osten, die Erhu könne Geschichten erzählen. So mag Wenna's Erhu vom Alltag im ländlichen China und der imposanten Großen Mauer berichten, die sie im ersten Satz mit leisen, feinen Geigenklängen der anderen Art umschrieb. Der zweite Satz könnte von ungeahnten Abenteuern im Kampf um die Mauer und deren Schutz gehandelt haben, mit seinen bewegten, schwungvollen Klängen, die bald in unheilvoll drohende Akkorde umkippten. Die beiden letzten Sätze zeichneten sich durch ein Spannung erzeugendes Zusammenspiel von Erhus und Bässen aus, welches sich in wohlige Klänge auflöste. Man schien dabei einer traurigen, mitunter heiteren, Geschichte über ein altes, unendliches Land zu lauschen. Die Solistin holte aus der chinesischen Violine unglaublich hohe Tonfolgen heraus und erntente tobenden Applaus.

Malerisch und tragisch
Nach der Pause stellte das Orchester mit "Die Vollendung des Bildes", einem Konzertstück für Zheng und Streichorchester, das nächste chinesische Instrument vor. Die Zheng ist ein altes, klassisches Instrument aus der chinesischen Musik, welches auch als "Urahne" der chinesischen Zither bezeichnet wird und seinen Ursprung in der Zeit der Streitenden Reiche (481 bis 256 vor Christus) wiederfindet. Die Solistin Lei Dianyun entführte die Zuhörer mit fließenden Klängen ins Reich der Mitte und schaffte es ihnen mit zarten Saitenklängen die Landschaften fast bildlich, malerisch vor Augen zu führen. Es erschien dabei so, als ob das Saiteninstrument mit der Tonvielfalt eines Klaviers und die Virtuosin mit der Fingerfertigkeit eines ostasiatischen Malers vergleichbar wäre.
Das darauffolgende Stück "Schnee auf der Gebrochenen Brücke" erzählte die tragische Geschichte von Liebenden, die sich heimlich auf einer Brücke treffen und dabei den Wunsch äußern, dass der Himmel sie in Schnee hüllt. "Erzähler" und Soloinstrument dabei war die Bambusflöte. Auch sie ist ein altes Instrument, wurden doch bei Ausgrabungen Knochenflöten aus dem Jahre 5000 vor Christus gefunden. Der Solist Huang Kai zeigte die volle Bandbreite seiner Bambusflöte – von quirlig verspielt und dramatisch düster bis hin zum repetitiven Ende, das wie ein akustisches Winken mit der Hand zum Abschied wirkte. Kai erntete dabei besonders viel Applaus.
Das Orchester beendete den offiziellen Konzertteil mit dem traditionellen "Jahr für Jahr in Hülle und Fülle". In der ersten Zugabe zeigten die Musiker mit einem Augenzwinkern, wie Johann Strauss auf chinesisch klingt und ernteten dafür tosenden Applaus. Das Konzert in Erl war zweifellos ein würdiges Einläuten des Jahres des Hahns.

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