Interview
Franz Morak gibt in Wörgl noch einmal "alles"

Der ehemalige Punkrock-Sänger und Schauspieler Franz Morak gibt am 21. September mit seinem Programm "morak/alles – Abend mit Clowns" im Wörgler "Komma" noch einmal "alles". | Foto: Barbara Fluckinger
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Punkrock-Sänger Franz Morak spricht über seine 2018 erschiene CD "Leben frisst rohes Fleisch" und verrät, was Besucher in Wörgl bei seinem Programm "morak/alles" erwartet.

WÖRGL (bfl). Er ist zurück. Der ehemalige Punkrock-Sänger und Schauspieler Franz Morak wagte im vergangenen Jahr ein Comeback und wird am 21. September mit seinem Programm "morak/alles – Abend mit Clowns" im Wörgler "Komma" noch einmal "alles" geben. Im Interview mit den BEZIRKSBLÄTTERN verrät er, was ihn zur Rückkehr auf die Bühne bewogen hat und warum es in seinem Programm auch und vor allem um Clowns geht.

BEZIRKSBLÄTTER: Herr Morak, Sie waren Schauspieler, Punkrock-Sänger, Songwriter und Kulturpolitiker und haben im letzten Jahr nach 25 Jahren mit der Veröffentlichung Ihrer neuen CD ein Comeback in die Musik gewagt. Wie kam es dazu?
Franz Morak:
Ich habe in den letzten Jahren immer wieder geschrieben und dabei sind Sachen herausgekommen, wo ich mir gedacht habe, das sollte man wieder vertonen – das ist der erste Beweggrund. Der Zweite war, dass ich beim sporadischen Reinhören in meine alten Werke gesagt habe: "Eigentlich möchte ich nicht, dass die verloren gehen." Irgendwie sind sie heute noch sehr erlebbar und möglich.
Dann habe ich gesagt, ich möchte so etwas machen wie die gelbe Box, also alle Sachen, die ich musikalisch gemacht habe, in einer Box versammeln und das von Weggefährten und Kritikern beschreiben lassen. Teil davon ist die letzte Platte, die "Leben frisst rohes Fleisch" heißt. Das ist ein Erlebnisbericht, bei dem man zurückschaut und davon erzählt, wie einem die Lebenszeit abhandenkommt.
Außerdem habe ich im "Spiegel" ein Foto vom Saturn gesehen, das von einer Sonde gemacht wurde. Das hat mir einen Blick auf die Welt gegeben und wenn man darauf eingeht, dann weiß man, wie verloren wir sind, denn im ganzen Weltall wird uns niemand finden. Das hat mich irgendwie richtig gepackt und ich habe daraufhin begonnen, diese Schallplatte mit einer Schöpfungsgeschichte zu beginnen.

BEZIRKSBLÄTTER: Warum haben Sie sich dafür entschieden noch einmal in die Musik einzusteigen?
Franz Morak:
Es ist natürlich auch so, dass man irgendwie Sehnsucht entwickelt. Ich habe eine dreißigjährige Abstinenz davon gehabt. Man entwickelt wieder eine Sehnsucht, die alten Freunde wieder aufzusuchen und zu finden. Im Grunde ging es auch darum, das wieder neu zu lernen. Als ich die ersten Platten gemacht habe, war ich ja dreißig und war quasi Schauspieler. Mir war es nun wichtig eine Bestandsaufnahme des "Heute" mit denselben Leuten zu machen.

BEZIRKSBLÄTTER: Sie waren ein Extrem-Punkrock-Sänger, der sich kein Blatt vor den Mund nimmt, und später Kulturstaatssekretär. Das erscheint auf den ersten Blick doch etwas widersprüchlich. Wie lässt sich das vereinen?
Franz Morak:
Ich war sehr lange am Theater und bin irgendwann an einen Punkt gelangt, wo ich gesagt habe, ich möchte jetzt etwas anderes machen. Und da kam der Herr Busek auf mich zu und hat mich gefragt, ob ich für ihn Kulturpolitik machen möchte. Ich bin 1994 ins Parlament gekommen und habe Zeit gehabt, mich dort auf das sogenannte Jahr 2000 vorzubereiten. In der Musik würde man also sagen, ich habe die "Backline" kennengelernt. Ich habe also das kennengelernt, was im Grunde wichtig ist für jeden Politiker, nämlich wie die Umgebung ausschaut und wie die Leute sind, die dich in der Politik begleiten. Die Umgebung, das Büro ist das Wichtigste in der Politik. Von einem sogenannten Kritiker, der immer weiß wie's besser geht, bin ich zu einem geworden der sagt, machen wir's besser. Ich würde das auch jedem raten, weil man plötzlich ein anderes Verhältnis zur Politik bekommt. Für mich war das eine sehr spannende Zeit.

BEZIRKSBLÄTTER: Ihr 2018 erschienenes Album heißt „Leben frisst rohes Fleisch“, ebenfalls in dem Jahr erschienen ist eine CD-Box zum Gesamtwerk „morak/alles“. Was genau findet der Hörer auf diesen beiden Alben?
Franz Morak:
Im Grunde sind alle meine Tondokumente, die ich im Lauf meines Lebens gemacht habe, auf der CD-Box vereint. Die großen Auseinandersetzungen, die wir in unserem Leben führen, sind immer über Geld und über Aufmerksamkeit und das ist eigentlich der Inhalt der Geschichte auf "Leben frisst rohes Fleisch". Es ist im Grunde ein Album, das heute niemand mehr macht. Es ist eine richtige Geschichte und fängt damit an, dass ich sage: "Schickt jetzt die Clowns auf die Bühne", weil sonst hält das ja gar keiner aus. Dann werden bestimmte Lebenssituationen beschrieben, wie der "Red Carpet", der Verlust der Beziehung, wie tun sich die Männer mit dem neuen Feminismus und die persönliche Befindlichkeit. Im Grunde genommen geht es also um das, was die Menschen immer bewegt, egal ob das jetzt die Achtzigerjahre, ob das 2000 oder ob das 2019 ist. Es sind die Themen, die wirklich die Menschheit seit ewigen Zeiten bewegt haben und darüber schreiben alle meine Lieder.

BEZIRKSBLÄTTER: Der Ausblick, den Sie auf „Leben frisst rohes Fleisch“ bieten, ist also ein trostloser?
Franz Morak:
Ich würde sagen, das ist extrem subjektiv. Deswegen kann man das ja nicht heranziehen und sagen "so ist es jetzt auf der Welt". Ich will ja niemandem einreden, dass ich meine, ich weiß, wie es ausschaut. Das sind im Grunde subjektive Annäherungen an das, was mich betrifft.

BEZIRKSBLÄTTER: Nun laden Sie mit ihrem Programm „morak/alles“ zu einem „Abend mit Clowns“. Warum braucht es hierbei „Clowns“?
Franz Morak:
Die Clowns meiner Jugend waren relativ klar, wie der weiße und der rote Clown oder der Harlekin. Plötzlich sind dann daraus der Joker oder der Clown Pennywise aus Stephen King's "Es" geworden. Wir haben den lieben Gott abgeschafft und den Teufel auch. Es gibt aber nach wie vor Gut und Böse. Die Frage ist nun, ob diese bösen Clowns Überhand über das nehmen, was wir mit dem Begriff "Clown" verbinden. Alle Lieder, die ich geschrieben habe, sind im Grunde eine Auseinandersetzung mit diesem Spießrutenlauf der Gegensätze durch das eigene Leben. Und das kann auch lustig sein.

BEZIRKSBLÄTTER: Worauf können sich Besucher in Wörgl freuen?
Franz Morak:
Das Programm ist ein Ritt durch einen Teil meiner Lieder. Es sind 18 Lieder, die ich singen werde und es sind neue und alte. Es sind sicher Lieder dabei, die die Leute noch kennen, aber es sind auch neue Lieder dabei und ich hoffe, die Leute haben eine positive Erfahrung, wenn sie sie zum ersten Mal hören. Aber wir haben einen großen Mix durch all diese fünf Alben, die ich gemacht habe.

BEZIRKSBLÄTTER: Singt es sich in Zeiten des Wahlkampfs anders? Spielt das für Sie (noch) eine Rolle?
Franz Morak:
Ich habe die wunderbare Gabe, wenn ich etwas für mich fertiggemacht habe, ist das für mich abgehakt. Ich mache keine Wahlkämpfe. Ich bin in einem Alter, in dem man sagt: "In meinem Alter dürfen nur Leute in die Politik, die Konrad Adenauer heißen."

BEZIRKSBLÄTTER: Das heißt es wird für Sie keine weiteren Comebacks geben – sprich in der Theaterwelt oder in der Politik?
Franz Morak:
Nein, wir machen jetzt Musik. Solange mir die Leute zuhören, schauen wir, dass wir Musik machen und ich hoffe, dass sie mir in Wörgl zuhören werden.

Das Interview führte Barbara Fluckinger.

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