Jugend ist Zukunft

Die Orchesterlandschaft dafür ist umfangreich

Günther Klausner ist gelernter Industriekaufmann und war acht Jahre Solotrompeter und Ensembleleiter der Militärmusik Tirol. Zu der Zeit absolvierte er das Studium am Tiroler Landeskonservatorium, Fach Trompete. Weiters belegte er Studien am Höheren Europäischen Institut für Blasorchester in Trient/Italien und besuchte diverse Meisterkurse und war am Management Center in Innsbruck. Seit 2005 leitet er die Landesmusikschule Kufstein und Umgebung und ist nach mehreren Kapellmeistertätigkeiten in Nord- und Südtirol seit 2006 musikalischer Leiter der Swarovski Musik Wattens.

ART: Wie wichtig ist die Jugend für die Vereine?
GÜNTHER KLAUSNER: Sie ist nicht nur wichtig, sondern essenziell. Wir bilden die Kinder, speziell bei Bläsern, ja nicht nur zum Spielen für zuhause aus. Sondern natürlich auch für die Blasmusikszene. Gerade in diesem Bereich wird intensiv mit den Musikkapellen zusammengearbeitet.
ART: Ist der Bläsersektor bereits ausgeschöpft?
KLAUSNER: Was Schülerzahlen betrifft, sind wir gut aufgestellt. Natürlich gibt es aber die „Exoten“ wie Oboe, Fagott und das tiefe Blech. Da versuchen wir dann, zB über einen Zeichenwettbewerb oder Vorstellung in den Schulen, den Kindern diese Instrumente näher zu bringen. Letztes Jahr hat ein Schüler ein Probejahr auf der Oboe gewonnen. Besonders erfreulich ist, dass er geblieben ist und weiter lernt.
ART: Gibt es etwas vor der Jugendmusik?
KLAUSNER: Es gibt das Unterstufenblasorchester (UBO), welches auch zwei Jahre sehr gut funktioniert hat. Heuer ist es sich leider nicht ausgegangen. Im Herbst, mit Schulbeginn, wird es aber wieder ein Fixpunkt sein.
ART: Welches Ziel hat das Unterstufenblasorchester?
KLAUSNER: Die Einführung und das Vorbereiten der Kinder für die Jugendmusik. Es ist wichtig, dass sie bereits im Orchesterbereich Erfahrung sammeln können. Was es heißt, im Ensemble zu spielen, mit einem Dirigenten zu arbeiten; Führung zu übernehmen oder sich auch unterzuordnen. Und natürlich, gerade am Anfang, die Motivation für das Instrument zu bekommen.
ART: Wer darf bei dem UBO mitspielen?
KLAUSNER: Alle Schüler sollen bereits nach dem ersten, spätestens aber nach dem zweiten Lernjahr aufgenommen werden. Meine Grundvorstellung wäre, dass alle den Orchesterbereich durchlaufen. Dann können sie ja immer noch später entscheiden, ob es für sie der richtige Weg ist.
ART: Ist das wichtig für die Stadtmusikkapelle?
KLAUSNER: Natürlich. So kann von Anfang an ein Kontakt aufgebaut werden und alle lernen den Verein kennen.
ART: Die Jugendmusik ist dann bereits die nächste Stufe?
KLAUSNER: Und somit die Vorbereitung der Jugendlichen für die Musikkapelle.
ART: Wie wichtig ist es, die Eltern einzubinden?
KLAUSNER: Sehr wichtig und es funktioniert auch gut. Gerade bei Projekten helfen sie gerne mit. Die Wertigkeit dafür ist schon vorhanden. Wichtig ist, eine Gemeinschaft zu bilden, wo Kinder sagen: Da will ich mitmachen!
ART: Viele Schüler verlassen nach der zweiten Übertrittsprüfung die Schule. Warum?
KLAUSNER: Grundsätzlich ist es in der Musik wie im Sport. Die Fluktation nach oben wird immer mehr. Viele sind dann schon in den Kapellen und haben somit neben Schule, Beruf auch noch weitere Verpflichtungen und immer weniger Zeit. Bei einigen ändern sich auch einfach die Interessen. Viele machen die zweite Prüfung nur noch, weil es eine Vorgabe der Vereine ist.
ART: Wie kann man dem Problem entgegnen?
KLAUSNER: In der Blasmuisk gibt es den großen Vorteil gegenüber anderen Bereichen, wie zB bei den Streichern, eine Szene zu haben. Alleine durch die Tradition, wie sie auch in Kufstein durch die Stadtmusikkapelle gelebt wird. Trotzdem liegt noch einiges brach.
ART: Gibt es einen Auftrag an den Verein?
KLAUSNER: Es ist wichtig, dass sich, ganz allgemein, die Vereine mehr dafür einsetzen, dass ihre Mitglieder länger in der Schule bleiben um die Qualität zu sichern bzw. noch zu steigern.
ART: Sagt das der Schulleiter oder der Kapellmeister?
KLAUSNER: (lacht) Das sage ich jetzt auch durch meine Erfahrung als Kapellmeister. Daher weiß ich einfach, dass die Vereine heutzutage sehr gefordert sind, auch für ihre Jugend zu laufen und da komm ich um die Musikschule als den Partner der Ausbildung nicht vorbei.
ART: Das heißt, die Zusammenarbeit zwischen der Stadtmusikkapelle und der Schule wird gewünscht?
KLAUSNER: Unbedingt. Der Jugendreferent muss sich einfach um die Jugend kümmern. Genauso, wie es ein Jugendbetreuer zB beim Fußball tun muss. Um dem Kind zu vermitteln, ich werde gebraucht, der Verein freut sich auf mich. Das kann eine Schule nicht alleine übernehmen. Dadurch wird auch die Sinnhaftigkeit, warum er die Orchesterlandschaft schon so früh durchlaufen soll, nochmals verstärkt.
ART: Wann soll ein Verein mit der Mitgliedersuche beginnen?
KLAUSNER: Es ist wichtig, eine Plattform für die Jüngsten aufzubauen, sodass ich die Kinder und Eltern so früh wie möglich an mich, den Verein, binden kann.
ART: Was ist also wichtig für die Jugendarbeit im Verein?
KLAUSNER: Die gute Zusammenarbeit zwischen Schule und Verein. Dass man sich auf einer Augenhöhe begegnet und jedem seine Aufgaben bewusst sind, sodass das Kind und das Fachliche auf beiden Seiten im Mittelpunkt stehen.
Interview: Andrea Scheiflinger

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