BB vor Ort
Kleine Stadt Rattenberg steht vor großen Herausforderungen

Das vom Tourismus florierende Städtchen war ob der Pandemie in den vergangenen zwei Jahren leerer als sonst. Nun soll es mit dem Glasthema neu bespielt werden.  | Foto: Barbara Fluckinger
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  • Das vom Tourismus florierende Städtchen war ob der Pandemie in den vergangenen zwei Jahren leerer als sonst. Nun soll es mit dem Glasthema neu bespielt werden.
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Die Glasstadt setzt künftig wieder vermehrt auf das Glasthema und will Synergien mit umliegenden Gemeinden nutzen.

RATTENBERG. Rattenberg gilt mit knapp 500 Einwohnern als kleinste Stadt Österreichs. Dennoch warten auf die Glasstadt dieser Tage große Aufgaben. Denn dank Sanierungen innerhalb des Ortes kommen neue Einwohner hinzu und der Zuzug in Rattenberg ist derzeit stark. Auf Grund dessen gilt es die Wasserversorgung für die nächste Zeit sicherzustellen – Quellen zu sanieren und neue Quellen zu suchen.
Es ist dies eines von mehreren anstehenden, fordernden Unterfangen, zumal die letzten Jahre für Rattenberg schwierige waren. Corona- und lockdownbedingt fielen für die Stadtgemeinde viele Einnahmen weg. Das vom Tourismus florierende Städtchen war ob der Pandemie leerer als sonst. Dabei ist der Tourismus eine der Haupteinnahmequellen für die Glasstadt. Anders als andere Gemeinden im Bezirk Kufstein verfügt die Stadtgemeinde innerhalb des Stadtgebiets kaum über Flächen, die für ein Gewerbegebiet nutzbar wären. Das schlägt sich auch in den Finanzen im Gemeindehaushalt nieder. 

Rattenbergs Bürgermeister Bernhard Freiberger will vermehrt mit umliegenden Gemeinden zusammenarbeiten und Synergien nutzen.  | Foto: Barbara Fluckinger
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Zusammenarbeit mit Nachbarn

Gerade deswegen gelte es, mit anderen Nachbargemeinden zusammenzuarbeiten und Synergien zu nutzen, erklärt Rattenbergs Bürgermeister Bernhard Freiberger im Gespräch mit den BEZIRKSBLÄTTERN. "Das muss man wieder viel mehr aufarbeiten. Es geht meiner Meinung nach nur miteinander", so Freiberger. So könne man zum Beispiel bei den Bauhöfen der Gemeinden Synergien nutzen.
Künftig soll auch ein Regionalmanager für Rattenberg und Brixlegg tätig werden und Leerstände in Handel und Gastronomie beheben. Eine wichtige Rolle dürfte dabei in Zukunft auch das angestrebte Konzept des "Albergo Diffuso" (wörtlich: "verstreutes Hotel") spielen. Gleichzeitig soll sich der Regionalmanager um das Thema Stadtentwicklung kümmern. "Generell muss man sich auch überlegen: Für was steht die Stadt und mit welchem Slogan tritt man auf", sagt Rattenbergs Bürgermeister Bernhard Freiberger

Glas als neues altes Hauptthema

Wiederaufleben lassen will die Stadt in der Zukunft jedenfalls vor allem das Glasthema. Ein Projekt dazu liegt mit "Rattenberg lebt Glas" bereits vor, dieses muss allerdings noch im Gemeinderat vorgestellt und behandelt werden. "Rattenberg ist eine Glasstadt und hat glasverarbeitende Betriebe", erklärt Freiberger. Zudem gibt es eine räumliche Nähe zur Glasfachschule HTL Kramsach. Genau diese Umstände sollen ins Zentrum gerückt werden.
Geplant ist dazu auch ein Glasmuseum, das laut Freiberger auf mehrere Plätze in der Stadt aufgeteilt werden könnte. Ein wesentlicher Punkt ist aber der Turm am Schlossberg, der das Glasmuseum auch zu einem echten Erlebnis machen soll. Konkret könnte dieser nach Möglichkeit begehbar gemacht und mit dem Glasthema bespielt werden. Eine erste Kostenschätzung für die Umsetzung des vorliegenden Konzeptes lag ursprünglich bei rund einer Million. Nach Corona und auf Grund der damit verbundenen gestiegenen Baukosten müsse man das Projekt aber noch einmal evaluieren, erklärt Freiberger. 
Dies ist ein Teil der Bestrebungen der Stadt, um weg vom Massentourismus zu kommen. Rattenberg will auf den Individualtouristen setzen, der eine "längere Verweildauer" mit sich bringt.

Glas könnte in Rattenberg bald noch mehr in den Fokus gerückt werden.  | Foto: Barbara Fluckinger
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Vandalismus bleibt Dauerbrenner

Ein Dauerthema für die Stadt ist nach wie vor der Vandalismus, den Rattenberg immer wieder zu spüren bekommt. Vor allem die öffentlichen WC-Anlagen sind Ziel von Jugendlichen, die diese regelmäßig demolieren und beschmieren. "Das hat man in der Corona-Zeit, als keine Schule war oder die Stunden beschränkt waren, ganz stark gemerkt. Es hält aber nach wie vor leider an", sagt Freiberger. Auch vor historischen Mauern am Schlossberg machen Vandalen keinen Halt und besprühen diese immer wieder. Das Problem: auch wenn die Täter festgemacht werden können, sind diese oft unter 16 Jahren und die Anklage wird fallen gelassen.
Der finanzielle Schaden bleibt dann der Gemeinde. Man habe im letzten Jahr drei solcher Anzeigen gehabt, die fallen gelassen wurden. Der Schaden alleine bei den öffentlichen WC-Anlagen habe sich laut Freiberger auf 20.000 Euro belaufen. "Man versucht nun alles so gut wie möglich vandalensicher umzurüsten", so Freiberger. Bei einer WC-Anlage ist dies bereits passiert. 

Ukraine: Rattenberg plant Benefizveranstaltung

Auch der Einsatz für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine ist der Stadt unter Federführung von Freiberger ein Anliegen. Freiberger fuhr kürzlich selbst in einem Hilfs-Convoy an die ukrainische Grenze, um Hilfsgüter anzuliefern. Dabei nahm er auch drei Geflüchtete mit nach Tirol, die nun in einer von ihm zur Verfügung gestellten Unterkunft untergebracht sind. Geflüchtete Familien sollen auch in Rattenberg weiterhin noch Platz finden. Freiberger spricht sich dafür aus, Geflüchtete innerhalb der Region zentral unterzubringen, das erleichtere die Abwicklung.
In der Turnhalle der Mittelschule wird es für die Ukraine zudem am 9. April ab 18 Uhr eine große Benefizveranstaltung mit einem Gala-Essen und musikalischer Umrahmung geben – veranstaltet von der Freiwilligen Feuerwehr Rattenberg. Insgesamt 450 Gäste sollen dort Platz finden und die Möglichkeit haben, Tische zu "kaufen", um so zu helfen. (bfl)

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