St. Leonhard wird zum Quartier

Das Gasthaus St. Leonhard in Kundl soll zum Asylwerberquartier werden. | Foto: Haun
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KUNDL (flo). In ungefähr zwei bis drei Wochen sollen 60 Flüchtlinge das Traditionsgasthaus St. Leonhard neben der Wallfahrtskirche beziehen. Aus diesem Grund fand dort am vergangenen Donnerstag, dem 7. Jänner, ein stark besuchtes Bürgerforum statt, in dem Georg Mackner (Tiroler Soziale Dienste GmbH, TSD), Bürgermeister Anton Hoflacher und Gasthofeigentümer Jakob Unterrainer der Bevölkerung Rede und Antwort standen.

Zu Beginn betonte Bürgermeister Hoflacher, dass Harald Bachmeier, der Geschäftsführer der TSD, ihm in einem Gespräch am 23. Dezember zusicherte, in St. Leonhard nur Familien mit Kindern und keine alleinstehenden Männer unterbringen zu wollen. Seit letzten März verhandelte Eigentümer Unterrainer mit der TSD, die das Gebäude auch bauphysisch prüfen ließ, bevor der Vertrag im Dezember unterzeichnet und in den vergangenen Wochen konkrete Details beschlossen wurden. Gewerblich genehmigt sind maximal 74 Gäste im Traditionsgasthof. Rund zehn Familien mit insgesamt 60 Personen aus Syrien, Afghanistan, Eritrea und Somalia sollen hier nun Obdach finden.

Auf drei Jahre, Verlängerung möglich

Abgeschlossen wurde der Mietvertrag vorerst auf drei Jahre, allerdings könne sich der Eigentümer vorstellen, ihn eventuell einmal zu verlängern und das Gebäude danach komplett abzureißen.
Die in St. Leonhard untergebrachten Asylwerber werden dort als Selbstversoger leben, wofür Erwachsene pro Monat 240 Euro zur Verfügung gestellt bekommen, um sich Lebensmittel und Kleidung zu kaufen. Pro Kind bekommen sie einen Zuschuss von 60 Euro monatlich. Deshalb wird auch die Küche des Gasthofs umgebaut, die TSD stellt Betten und Waschmaschinen zur Verfügung.
Der Gasthof liegt rund 2,5 Kilometer vom Kundler Ortszentrum entfernt, die Distanz soll entweder zu Fuß oder mit Fahrrädern zurückgelegt werden.

Bedenken wegen Kirche

Einige Nachbarn zeigten sich verärgert über die Flüchtlingsunterkunft vor ihrer Haustür, Ortsbauern-Obmann Markus Unterrainer, der auf der gegenüberliegenden Straßenseite des Gasthofs wohnt, meinte beispielsweise: "Ich hoffe, dass es funktioniert und dass ich auch weiterhin meine Ruhe habe und meine Kinder in Ruhe vor unserem Haus spielen können!"
Auch Vize-Bürgermeister Michael Dessl wohnt in unmittelbarer Nähe und betonte: "Ich glaube, dass es gemeinsam schaffbar ist, aber keiner darf Einbußen in seiner Lebensqualität oder Sicherheit haben!"
Einige weitere merkten an, dass in der angrenzenden Wallfahrtskirche St. Leonhard täglich die Mittagsglocken läuten und auch einmal pro Monat ein Gottesdienst dort stattfindet und dies eventuell auch ein Problem mit dem angrenzenden Flüchtlingsquartier verursachen könnte. Weiters wurden Rufe laut, dass die Bevölkerung und vor allem die Nachbarn früher hätten informiert werden müssen und nicht vor vollendete Tatsachen gestellt werden hätten sollen.

Dienststelle bleibt nicht dauernd besetzt

Auf die Frage, ob der Kundler Polizeiposten wegen des neuen Flüchtlingsheims nun wieder dauerhaft besetzt wird, antwortete Bezirkspolizeikommandant Walter Meingassner: "Nein, dazu sehen wir keinen Grund, denn es gibt im Bezirk Kufstein 25 Asylheime mit ungefähr 550 Asylanten und bisher gab es noch keinen Vorfall mit den Asylanten!" Georg Mackner versicherte den Anwohnern, dass rund um die Uhr ein Betreuer und am Abend auch Security im Quartier sein werde.
Mit den 60 Flüchtlingen in St. Leonhard hätte Kundl mit seinen rund 4.200 Einwohnern seine Quote von 1,5 Prozent erfüllt.
Derzeit sind in ungefähr 140 Gemeinden Tirols um die 5.500 Asylwerber untergebracht, allerdings steigt die Zahl stetig.

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