Bikestrecken
Trail-Erhebung in Kufstein bringt Debatte ins Rollen

Mögliche Bike-Trails oberhalb des Hechtsees und am Thierberg in Kufstein bringen Wald- und Seenbesitzer in Kufstein auf die Barrikaden.  | Foto: Krimbacher
4Bilder
  • Mögliche Bike-Trails oberhalb des Hechtsees und am Thierberg in Kufstein bringen Wald- und Seenbesitzer in Kufstein auf die Barrikaden.
  • Foto: Krimbacher
  • hochgeladen von Barbara Fluckinger

Die Stadt Kufstein überlegt, auf eigenem Grund beim Hechtsee und am Thierberg Bike-Strecken einzurichten. Das bringt Kritik seitens der angrenzenden Wald- und Seenbesitzer und eine emotionale Debatte. 

KUFSTEIN. Radwege gibt es in Kufstein einige, Angebote für sogenannte "Singletrails" sind aber in der Festungsstadt bislang nicht zu finden. Dabei handelt es sich um schmale Trampelpfade, auf denen man mit dem Mountainbike nicht nebeneinander fahren kann. 
Es ist dies ein Umstand den die Gemeinderäte Thimo Fiesel (Grüne) als Umwelt- und Forstreferent und Thomas Krimbacher (Wir Kufsteiner-VP) als Sportreferent ändern wollen. Sie legten in der Kufsteiner Gemeinderatssitzung vom 8. Februar bereits den Vorschlag vor, mehr Bike-Struktur oberhalb vom Hechtsee und am Thierberg in Kufstein zu schaffen – das auf städtischem Grund. In der aktuellen Projektphase wollen sie erheben, ob dies sportlich sinnvoll und naturverträglich umsetzbar ist. 

Kein Angebot in Kufstein

Man beobachte Druck seitens der Nutzer, der Bedarf und die Nachfrage würden immer größer, es gebe aber keine Antworten für die lokale Mountainbike-Szene, erklären die beiden Gemeinderäte den Anstoß für das Projekt. „Für Mountainbiker muss endlich ein attraktives und legales Streckenangebot geschaffen werden", so Krimbacher. Das Projekt beinhaltet zwei mögliche Singletrails durch einen Wald oberhalb des Hechtsees und mögliche Trails am Thierberg. Sie sollen das Naturschutzgebiet Kaisertal entlasten, wobei die Bike Trails möglichst naturbelassen geplant werden sollen. 

"Wir haben frühzeitig die Landesumweltanwaltschaft eingebunden, ein Amphibiengutachten beauftragt (Feuersalamander) und mit der Bezirksforstinspektion und 'Bergwelt Tirol miteinander' Kontakt aufgenommen, um alle potentiellen Knackpunkte im Blick zu haben",

erklärte Fiesel öffentlich dazu auf sozialen Medien. Auf Begehungen der Referenten mit dem Förster, den ÖBF Dienstleistungen (Projektbegleiter) und dem Amphibienspezialist des Landes folgten eine Präsentation der Planungsgrundlage im Umweltausschuss und eine Beratschlagung im Sportausschuss. Die Planungsphase, die im Gemeinderat mit 19:3 Stimmen angenommen wurde, läuft derzeit. Auch Alternativen zu den möglichen Strecken am Thierberg werden erhoben.

Das Projekt für Mountainbike-Strecken in Kufstein ruft in der Erhebungsphase Kritik und Diskussionen auf den Plan.  | Foto: Krimbacher
  • Das Projekt für Mountainbike-Strecken in Kufstein ruft in der Erhebungsphase Kritik und Diskussionen auf den Plan.
  • Foto: Krimbacher
  • hochgeladen von Barbara Fluckinger

Waldbesitzer sehen Trails kritisch

Kritik gibt es jedoch schon bevor ein definitives Projekt am Tisch liegt. Die acht privaten Wald- und Seenbesitzer am Hechtsee und Thierberg stehen als "Nachbarn" dem Projekt ablehnend gegenüber, da ihrer Ansicht nach der Standort ungeeignet sei. Kürzlich hat einer der Besitzer zudem eine Petition gegen die Trails und zur "Rettung des Naherholungsgebietes Hechtsee/Thierberg" gestartet, was die Debatte in Kufstein weiter befeuert hat. Mehr als 1.000 Unterschriften langten bis Anfang Juni ein.

"Es fehlt den Waldbesitzern (...) jegliches Verständnis für die im Schutzgebiet geplanten Mountainbike-Trails, die in ihrer Attraktivität mit keinem einzigen der 115 Mountainbike-Trails in Tirol konkurrieren können",

erklärt Richard Labek stellvertretend für die Besitzer. Diese sind also dagegen, dass Trails in einem "geschützten und ursprünglich erhaltenen Erholungs- und Wandergebiet" in das Gelände bzw. Wald "geschlagen" werden. Die geplanten Strecken seien jeweils viel zu kurz, um attraktiv zu sein. Im Gegensatz zu anderen Trails gebe es keine Aufstiegshilfe und auch Infrastruktur fehle, weil beispielsweise Parkplätze am Hechtsee im Sommer kaum mehr verfügbar seien. Wanderwege, die mit den Trails kreuzen, müssten aus Sicherheitsgründen gesperrt werden, befürchten die Besitzer. 

Foto: Barbara Fluckinger

Fiesel und Krimbacher: Prüfen Umsetzung

Die Kritik der "Nachbarn" verursacht bei Fiesel und Krimbacher Kopfschütteln. Man mache im besagten Gebiet derzeit eine Machbarkeitsstudie und die ökologischen Gutachten. Bis Herbst sollen die Erhebungen abgeschlossen sein. Das bedeute aber nicht, dass man das Projekt dort auch definitiv umsetzen oder "durchdrücken" werde, erklärt Fiesel. Es gebe Zweifel, ob Trails dort attraktiv wären und ob eine Verlagerung – weg vom Kaisertal – überhaupt stattfinden würde.
Unabhängig vom Ergebnis der laufenden Studie, würde das Projekt in jedem Fall noch einmal alle Gremien durchlaufen. "Wir haben immer gesagt, wenn wir keinen ausreichenden Verlagerungseffekt bekommen, setzen wir das Projekt nicht um", betont Fiesel. Aufstiegshilfe brauche es für die Zielgruppe für "Singletrails" – im Gegensatz zu jener für Downhiller – auch keine. Wenn ein Trail einen Wanderweg kreuzen würde, müsste ersterer so gebaut werden, dass es zu keinem Konflikt zwischen Wanderern und Bikern komme. 

Kritik wegen "Niveau" der Debatte

Die beiden Gemeinderäte kritisieren jedoch die Art und Weise, mit welcher die Wald- und Seenbesitzer gegen das Projekt vorgehen, sowie das Niveau der Debatte und orten persönliche Angriffe gegen sie und Fraktionsmitglieder. Sie fordern mehr Sachlichkeit und weniger Polarisierung. Fiesel glaubt, dass es den Anrainern nicht vorwiegend um den Naturschutz sondern um Eigeninteressen gehe. Die Wald- und Seenbesitzer sowie die Ersteller der Petition widersprechen dieser Behauptung vehement, ihnen gehe es um den Naturschutz: "Außer, dass es hier um die Zerstörung eines Naherholungs- und Wandergebietes geht, haben die privaten Waldbesitzer keinerlei andere persönliche Interessen", erklärt Labek gegenüber den REGIONALMEDIEN KUFSTEIN. 

Was sagst du zur Erhebung rund um mögliche Bike-Trails in Kufstein?

Weitere Beiträge aus und rund um Kufstein findest du hier.
Aktuelle Nachrichten aus dem Bezirk Kufstein gibt‘s hier.

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren:

Stadt Kufstein macht mobil im Sport
Kufstein denkt über "Gesundheit unlimited" nach
Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.