Gemeinderäte beschlossen "Badl"-Kauf

Gemeinderat Alexander Atzl (Grüne) verlas als Immobilienausschuss-Vorsitzender den Beschluss zum Kauf des "Badls".
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  • hochgeladen von Sebastian Noggler

Die Stadt Wörgl kauft um 1.250.000 Euro von der "Eisenstein GmbH" das "Badl"-Areal. Dies beschloss der Gemeinderat mit knapper Mehrheit am 11. Dezember.

Drei Mal versuchten die Ankauf-Gegner den Beschluss zu verhindern. Schon zu Beginn der Sitzung reklamierte Freiheitlichen-Stadtrat Mario Wiechenthaler diesen Tagesordnungspunkt abzusetzen, da das Schätzgutachten zum Gelände erst am späten Nachmittag zu den Gemeinderäten gelangte. Das Gutachten bewertet das Areal mit 1.465.700 Euro, damit würde es "um 80 Prozent des Schätzwertes erworben", so Alexander Atzl (Grüne). Christian Huter (FWL) meinte "wenn ich über ein 1,25-Millionen-Euro-Projekt abstimmen soll und um 18 Uhr plötzlich ein Gutachten bekomme, kann ich auch gleich würfeln".
Auch mit einem Abänderungsantrag versuchten es FPÖ, UFW und SPÖ: Sie wollten statt des Ankaufs des "Badls" das Geld aus dem Verkauf der stadteigenen Mietshäuser in der Kranewitterstraße lieber 50/50 geteilt für Feuerwehr und Musikschule verwenden. Zuletzt forderten sie noch eine namentliche Abstimmung, um die Gemeinderäte festzunageln. Alle Winkelzüge scheiterten jedoch, "Team Wörgl" und "Bürgermeisterliste Arno Abler" drückten mit elf gegen neun Stimmen bei einer Enthaltung den Kauf durch.

"Fragwürdig und verwegen"

Als der Stadt das Areal zum ersten Mal angeboten wurde, hätte es noch 750.000 Euro gekostet, hielt Wiechenthaler den beiden Vizebürgermeistern Evelyn Treichl und Andreas Taxacher vor. Damals seien beide gegen den Ankauf gewesen. Nun sei die Widmung als Beherbergungsbetrieb auf dem Areal, entsprechend teurer wurde es damit. Er monierte auch, dass bislang kein Konzept für das Gelände vorhanden sei, das neue Gutachten hält er für "fragwürdig und verwegen", besonders was die extrem kurze Erstellungsdauer anging.
In diese Kerbe schlug auch Bürgermeisterin Hedi Wechner, die Taxacher unterstellte, dass er den Tenor des Gutachtens bereits vorher gekannt hätte. "Das Badl ist eine Ruine und sonst nichts", wetterte sie, "aber das Gutachten erhebt den Anschein, es wäre ein Schnäppchen". Für Herbert Pertl (UFW) ist der Kauf "ein Schildbürgerstreich" und ein "Wahnsinn". "Was ihr da macht ist Klientelpolitik", warf er den Befürwortern vor. Christian Huter (FWL) fragte, wie sie noch in den Spiegel schauen könnten, "das ganze stinkt zum Himmel". Christian Kovacevic (SPÖ) fände die Liegenschaft "schön, wenn wir sie uns leisten könnten, aber nicht um diesen Preis". Es gäbe dringendere Projekte zu finanzieren.
Für Johannes Puchleitner (Bürgermeisterliste) grenzten die Aussagen der Gegner "stark an Populismus". Er stellte fest: "Wir haben die gesamte Legislaturperiode damit verbracht alles zu diskutieren aber nichts zu entscheiden." Vizebürgermeisterin Treichl hält das geplante "Tenniszentrum Badl" für die beiden Wörgler Vereine für die günstigste Lösung, ihr Kollege Andreas Taxacher unterstrich, dass die Stadt die Plätze verpachten würde und beide Vereine selbstverständlich dort spielen könnten. Bürgermeisterin Wechner verwies noch einmal darauf, dass die Folgekosten nicht abzuschätzen seien und sich die Stadt damit budgetäre Schwierigkeiten einhandle. Ekkehard Wieser (FWL) hält "das alles für ein Spekulationsgeschäft" und erkundigte sich nach den Gesellschaftern und Geschäftsführern der Verkäufer-GmbH.
Hätte kurz vor der Abstimmung Herbert Pertl (UFW) nicht noch reklamiert, dass im Vertragsentwurf nur die "bücherlichen Lasten" angeführt wurden, hätte es noch ein böses Erwachen für die Befürworter geben können. Der Zusatz "und die außerbücherlichen Lasten" wurde per Antrag noch ergänzt, bevor schließlich mit denkbar knapper Mehrheit der Ankauf beschlossen wurde. Aus Protest über "diese Art der Politik" verließen die Freiheitlichen nach der Abstimmung die Gemeinderatssitzung und fehlten damit auch beim Beschluss des Stadtbudgets der nächsten Jahre.

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