Heiße Diskussionen um den geplanten Hochwasserschutz

Martin Rottler (Leiter der Wasserwirtschaft Bezirksbauamt Kufstein), LH Stv. Josef Geisler und Markus Federspiel (Sachgebietsleiter Schutzwasserwirtschaft Land Tirol) wollen die Gemeinden gegen Hochwasser sicherer machen. | Foto: Haun
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  • Martin Rottler (Leiter der Wasserwirtschaft Bezirksbauamt Kufstein), LH Stv. Josef Geisler und Markus Federspiel (Sachgebietsleiter Schutzwasserwirtschaft Land Tirol) wollen die Gemeinden gegen Hochwasser sicherer machen.
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BEZIRK (flo). "Das Hochwasser macht nicht an Gemeindegrenzen halt und unsere Aufgabe ist es das Unterinntal gemeinsam davor zu schützen!" betonte LH Stv. Josef Geisler bei einer Pressekonferenz im Rattenberger Malerwinkel. Darüber dass ein bestmöglicher Hochwasserschutz nur gemeinsam möglich ist sind sich auch die Vertreter aller Gemeinden einig, allerdings fehlen ihnen zahlreiche grundlegende Details die für weitere Gespräche essentiell sind. Neben den 5,4 Millionen Kubikmeter Wasser in den bestehenden Überflutungsflächen sollen in Zukunft weitere 4,6 Millionen Kubikmeter auf drei optimierte Retentionsflächen aufgeteilt werden, die größte im Gemeindegebiet von Radfeld und Kundl und weitere im Kramsacher Ortsteil Voldöpp und Angath.

Kundl und Radfeld

"Wir sind natürlich dafür dass der Hochwasserschutz verbessert wird und dazu sind natürlich auch Retentionsflächen nötig, aber es kann nicht sein dass Radfeld 54 Prozent der Retentionsflächen für sieben Gemeinden bereit stellen soll!" betonte Radfeld's Bürgermeister Josef Auer, welcher auch klarstellte dass sich Radfeld dieser unsinnigen Verteilung nicht beugen werde. Weiters müsse geklärt werden wie die betroffenen Grundeigentümer und auch die Gemeinde für die Bereitstellung ihrer Flächen entschädigt werden fordert der Radfelder Bürgermeister. Den Planungsverband über den in den Medien bereits berichtet wurde gibt es laut Auer auch nicht, hierbei handle es sich nur um lose Zusammenkünfte von Vertretern des Landes und der Gemeinden. "Wie unsere Gemeinde genau vor dem Hochwasser sicherer gemacht werden soll wurde uns auch noch nicht erklärt!" war von Auer weiters zu erfahren, der auch betonte dass die niedrige Brücke zwischen Rattenberg und Kramsach bei einem Hochwasser auch zum Problem werden könnte.
Nicht weniger schlecht sieht es für die Gemeinde Kundl derzeit aus die "zwar" nur 43 Prozent aller Retentionsflächen für die sieben Gemeinden bereit stellen soll, allerdings befinden sich in diesen Flächen auch um einige Gehöfte mehr als in Radfeld und wie diese genau geschützt werden sollen ist bislang auch noch nicht genau bekannt. "Aufgrund der Interventionen von den Gemeinden Kundl und Radfeld wurde erst nach neuen Retentionsflächen gesucht!" betonte Kundl's Bürgermeister Anton Hoflacher der mit seinem Radfelder Kollegen an einem Strang zieht. Derzeit wird ja nur geplant natürliche Überflutungsgebiete weiter auszubauen damit sie noch mehr Wasser schlucken. Nach Flächen die keine natürlichen Überflutungsgebiete sind und auf denen es keine Besiedelung gibt wurde vom Land nicht gesucht, diese würden sich aber als Retentionsflächen auch gut eignen bedauern die Vertreter der Gemeinde Kundl. "Natürlich geht's nur gemeinsam und die Gemeinde Kundl hat auch großes Interesse an einem bestmöglichen Hochwasserschutz für das ganze Inntal!" betonte Bürgermeister Hoflacher. Allerdings wollen wir jetzt erst mal vom Land erfahren was sich bezüglich der Wassermengen, Überflutungshöhen und der Überflutungsfläche für Kundl geändert hat und wie viele Gehöfte es in welcher Form betreffen würde sind sich die Kundler einig. Auch die Stadt Wörgl hätte Retentionsflächen zur Verfügung die zwar technisch aufwendig aber durchaus nutzbar wären, mit dem Bau des Damms kann ohnehin nicht vor dem Jahr 2018 begonnen werden.

Kramsach und Angath

Neu im Boot sind Kramsach und Angath, denn auch dort sind nun Retentionsflächen vorgesehen um Radfeld und Kundl ein wenig zu entlasten. Das Moosfeld im Kramsacher Ortsteil Voldöpp war schon immer eine Retentionsfläche, so Kramsach's Interimsbürgermeisterin Karin Friedrich. "Erst nach der Detailplanung können konstruktive Gespräche mit den Gemeinden stattfinden die wiederum Gespräche mit den Grundeigentümern aufnehmen können!" ist Friedrich überzeugt.
Die Gemeinde Angath war erst bei der letzten Sitzung des sogenannten "Planungsverbandes" anwesend, nachdem sie rund zwei Wochen davor in Kenntnis gesetzt wurde dass nun auch bei ihnen Retentionsflächen geplant sind. "Derzeit sind uns zu wenig Details bekannt und wir werden keine Verschlechterung für unsere Gemeinde hinnehmen!" betonte Angath's Bürgermeister Josef Haaser, dem es sehr wichtig ist dass die Dorfbewohner kein Risiko tragen. Weiters befindet sich auf der westlich der Innschleife geplanten Retentionsfläche in Angath ein Bauernhof mit mehreren Wirtschaftsgebäuden, wie dieser geschützt werden soll ist auch nicht bekannt. Ein weiterer kritischer Punkt ist die niedrige Innbrücke in Angath, die schon im Jahre 2005 fast zum Problem geworden wäre und wie viel Wasser auf die Gemeinde genau zukommen würde wurde auch noch nicht bekanntgegeben.
45 Hektar Siedlungs- und Gewerbegebiet befinden sich im Planungsabschnitt von Brixlegg bis Angath derzeit in der roten Zone und 115 Hektar in der Gelben, dies betrifft rund 2200 Wohnhäuser und Betriebsgebäude.

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