Abgestimmt
Kufsteiner Orgel-Name bleibt, Kameraden-Lied weicht

In der jüngsten Kufsteiner Gemeinderatssitzung stimmte eine Mehrheit dafür, die Heldenorgel per Text mit einer Neuwidmung zu versehen. Neues Schlusslied wird zumindest für 2023 die Europahymne.  | Foto: Barbara Fluckinger
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Offizieller Gemeinderatsbeschluss bringt neues Heldenverständnis auf Infotafeln bei Kufsteiner Heldenorgel, Kamerad wird seltener gespielt, Europahymne ist neues Mittags-Schlusslied für das Jahr 2023. 

KUFSTEIN. Die Kufsteiner Helden-Orgel wird ihren Namen behalten, allerdings wird das Lied vom guten Kameraden ("Der gute Kamerad"), das bislang täglich als Schlusslied erklang, nicht mehr so oft gespielt. Anstatt dessen werden die Organisten – zumindest im Jahr 2023 – zum Ende ihrer mittäglichen Konzerte die Europahymne erklingen lassen. Zudem gibt's neue Infotafeln für die Orgel. Das hat der Kufsteiner Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung am Mittwoch, den 16. November so beschlossen.
Der Antrag von Kulturreferent Klaus Reitberger, der die Idee des "Orgel-Relaunchs" erneut vorlegte, hatte dabei drei zentrale Forderungen. Die erste sieht vor, dass die Inhalte der bestehenden Infotafeln zur Orgel im Bürgerturm überarbeitet und ergänzt werden. Ebenfalls überarbeitet werden soll der Online-Auftritt des Instruments. Darüber hinaus soll noch eine Tafel über die Friedensglocke in der Partnerstadt Rovereto aufgestellt werden. 

Neuwidmung diskutiert

Während bei diesem ersten Punkt eine kollektive Zustimmung im Gemeinderat vorherrschte, wurden Punkt zwei und drei viel und lange diskutiert. Die zweite Forderung des Antrags umfasst den Vorschlag einer Neuwidmung der Orgel, um sich damit von kriegsverherrlichendem Gedankengut zu distanzieren. Der von Reitberger verfasste Text dazu beschreibt eine Ausweitung des Heldenbegriffes auf die heutige Zeit. Zu lesen sein soll eine Kurzversion dieses Textes als Widmung am Gebäude des Orgelspieltisches im Festungsneuhof. 

Kritisch sah Christofer Ranzmaier Punkt 2 und 3 des Antrags. | Foto: Barbara Fluckinger
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Christofer Ranzmaier (FPÖ) betonte, dass er diesen zweiten Punkt als "nicht notwendig" erachte. "Jeder lehnt all das grundsätzlich ab, was schlussendlich dieser Orgel unterstellt wird, wofür sie steht", so Ranzmaier. Er sah den Kufsteiner Gemeinderat "nicht zuständig" für eine Definition des Heldenbegriffs. In die gleiche Kerbe schlug Lukas Blunder (Freier Mandatar, ehemals MFG), er sah es kritisch, dass man sich "extra" von Kriegsverherrlichung distanzieren müsse. Auch Richard Salzburger (Kufsteiner Volkspartei - Die Stadtpartei) erklärte, dass es unnötig sei, sich zu distanzieren.
Thomas Krimbacher (Wir Kufsteiner, ÖVP) schlug indes in einem Abänderungsantrag vor, Reitbergers 30-zeilige Langversion des Textes über den Heldenbegriff (anstatt der Kurzversion) zu verwenden. Als zweite Option war der Vorschlag im Gespräch, den langen Text auf der Homepage zu veröffentlichen und diesen durch QR-Codes auf den Info-Tafeln interaktiv sichtbar zu machen. 

Lukas Blunder wollte nur dem ersten Teil des Antrags zustimmen.  | Foto: Barbara Fluckinger
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Europahymne vs. Kameraden-Lied

Laut dem vorgelegten Antrag soll das Lied vom "Guten Kameraden" zwar noch zu passenden Anlässen gespielt werden, aber seltener. Wegen dessen "starken militärischen Kontext" stehe es im Widerspruch zur neuen Widmung um den Begriff "Held". Deswegen soll im Jahr 2023 die Europahymne am Ende der Mittagskonzerte gespielt werden. In den nächsten Jahren sollen die Organisten immer wieder Vorschläge für andere "Schlusslieder" einbringen und die Kufsteiner und Kufsteinerinnen dann darüber abstimmen. 
Eher wenig Freude über den Vorschlag der Europahymne zeigten einige Gemeinderäte aus den Reihen der FPÖ, der ehemaligen MFG und der SPÖ. Christofer Ranzmaier (FPÖ), der nicht mit EU-kritischen Aussagen sparte, schlug vorerst eine Beibehaltung des Kameraden-Liedes für 2023 und ein Bürgerbeteiligungsprojekt für ein neues Lied vor. Lukas Blunder (Freier Mandatar, ehemals MFG) brachte einen Abänderungsantrag vor, laut dem den Organisten überlassen werden sollte, was sie zum Abschluss spielen. GR Alexander Gfäller-Einsank (Für Kufstein - SPÖ) schlug vor, den Wortlaut im Antrag zu ändern, um zum Ausdruck zu bringen, dass man das Kameraden-Lied des Öfteren spielen sollte und nicht nur die Europahymne. 

Klaus Reitberger trug den Antrag mit drei Punkten vor.  | Foto: Barbara Fluckinger
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Knapp für die Europahymne

"Ich denke, es ist eine Frage des Respekts, endlich damit aufzuhören", erklärte Klaus Reitberger hinsichtlich des täglichen Spiels des Kameraden-Liedes. Sinn der Neuausrichtung sei es auch, dass die Orgel für alle jene spiele, die Helden sind, wobei davon sehr viele keinen Bezug zu Militär und Soldatentum hätten.
Der Gemeinderat stimmte einzeln über die drei Punkte im Antrag sowie die im Laufe der Diskussion eingebrachten Zusatzanträge ab. Ein Ja gab es nach der einstimmigen Annahme des ersten Punktes auch für die Neuwidmung: Eine Mehrheit war (mit sechs Gegenstimmen) dafür, den Kurztext zur Neuwidmung mit QR Verweis auf den Langtext beim Orgelspieltisch umzusetzen. Mit elf Ja-Stimmen wurde darüber hinaus beschlossen, die Europahymne im Jahr 2023 als neues Schlussstück festzulegen. 

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