"Kreativer Dienstleister" in Brixlegg: Günther Gapp berät weltweit in Sachen Hygiene & Infekt

Mikrobiologe Dr. Günther Gapp beim Tiroler Jungunternehmerpreis im November 2016. | Foto: Die Fotografen
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  • Mikrobiologe Dr. Günther Gapp beim Tiroler Jungunternehmerpreis im November 2016.
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BEZIRK (nos). Seit vier Jahren ist Günther Gapp als selbständiger Unternehmer aktiv. Mit seiner Ein-Mann-Firma, der "Gapp Quality GmbH" mit Sitz in Brixlegg, bietet der Doktor der Mikrobiologie weltweit Kunden im Gesundheitsbereich seinen Rat und sein Know-How an, um im Qualitätssteigerung und -sicherung durchzusetzen. Über 30 Aufträge – von den USA über Europa bis nach Indien – konnte der Konsulent und "Troubleshooter" bereits umsetzen. Im November 2016 wurde er von der Tiroler Wirtschaftskammer als "kreativer Dienstleister" beim Jungunternehmerpreis ausgezeichnet.

Davor war Gapp 20 Jahre lang bei Sandoz in Kundl und Schaftenau beschäftigt, zuletzt als Verantwortlicher für die "Reinraumproduktion" von Pharma-Präparaten. Dort gelten extrem strenge Regeln: schon allein die Möglichkeit, dass eine einzige Hautschuppe oder eine Wimper an ein Medikament oder die Primärverpackung gelangen könnte, führt zur Vernichtung der gesamten Charge. Besonders die zuständige US-amerikanische Bundesaufsichtsbehörde, die FDA ("Food and Drug Administration"), setzt in der Branche strikte Standards durch und ist regelmäßig auch in Kundl und Schaftenau vor Ort, um die Prozesse zu überprüfen. Beanstandungen durch die FDA können massive Auswirkungen auf Unternehmen haben, nicht nur für den US-Markt.

Günther Gapps Know-How zu Hygiene und Infektionsmechanismen aus seiner akademischen Ausbildung und der jahrelangen Praxis in der Pharmabranche könnten auch im Tiroler Gesundheitsbereich zu Verbesserungen führen, davon ist der Brixlegger Unternehmer überzeugt. Er ist aktuell in Gesprächen mit Leitern und Vertretern der Bezirkskrankenhäuser Kufstein und St. Johann, traf etwa schon Kufsteins Gemeindeverbands-Leiter Rudi Puecher, der ebenso wie St. Johanns Verwaltungsdirektor Thomas Pollak "sehr interessiert" auf Gapps Vorschläge reagierte. An den Unterländer BKH möchte der Berater – in einer ersten Phase kostenlos – die aktuellen Hygienestandards und -abläufe überprüfen und mit den Zuständigen mögliche Verbesserungsmaßnahmen andenken. Darauf aufbauen ließen sich Monitoringsysteme und "Best-Practice"-Modelle etablieren, die nachhaltig positiv für Patienten und Personal wirken.

"Was gäbe es besseres, als die Standards der Pharmaindustrie in die Krankenhäuser zu bekommen?"

"Es geht in erster Linie um mehr Bewusstsein bei den Klinikleitungen und den Mitarbeitern", erklärt Gapp, "ich glaube, man kann hier rasch Erfolge erzielen." Gapp hat sich zum Ziel gesetzt, besonders bei Routineoperationen – etwa bei Gelenks-OPs und in der Orthopädie – durch teils recht einfache Maßnahmen mögliche Infektionen zu vermeiden. Solche vermeidbaren Komplikationen kennt Gapp auch aus seinem persönlchen Umfeld. "Wenn man vergleicht, was ein Arzt während einer OP trägt, und wie ein Mitarbeiter in der Pharmaproduktion angezogen ist, da klaffen Welten auseinander", meint Gapp. Etwa das Tragen von Schutzbrillen habe sich im KH-Bereich, auch im OP, noch nicht durchgesetzt.
"Wenn man mit neuen 'Best Practice'-Modellen und 'Standard operating Procedures' auch nur zehn prozent der Inekte verhindern kann, und das ist sicher möglich, dann wäre vielen Patienten schon viel Leid erspart", ist der Mikrobiologe überzeugt.

"Mit geht es um die Tiroler Patienten!"

Nicht nur die Standards des medizinischen Personals, Ärzte und Krankenpfleger, hat Günther Gapp dabei im Auge: "Leiharbeit und Personalleasing sind hier ein großes Thema, das Reinigungspersonal spielt eine sehr wichtige Rolle im Krankenhaus!" Auch lokale Pflegeeinrichtungen, deren Mitarbeiter und Bewohner, etwa in den Altenheimen, könnten von einer externen Analyse stark profitieren, Gapp stieß in den letzten Jahren aber immer wieder auf Widerstände: "Als Externer in die Prozesse blicken zu dürfen ist oft schwierig, davor haben manche Einrichtungen eine gewisse Scheu, auch wenn die Beratung verschwiegen behandelt wird."

Ein weiterführendes Interview mit Günther Gapp über sein Know-How aus der Pharmabranche und dessen Einsatz im Tiroler Krankenhausbereich finden Sie hier.

MRSA – wenn "normale" Antibiotika nicht mehr genügen

Ein besonders kritisches Thema im Gesundheitsbereich ist MRSA. Ursprünglich für "Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus", wird die Bezeichnung mittlerweile auch für den "Multi-resistenten Staphylococcus aureus" verwendet. Diese Staphylokokken-Keime sind unempfindlich gegen diverse, handelsübliche Antibiotika (etwa alle Penicillin-artigen!) und lassen sich oft nur mit besonderem medizinischen Aufwand bekämpfen. Die Bakterienstämme haben sich durch Mutation an die meisten Antibiotika und Desinfektionsmittel "gewöhnt" und sind dagegen imun.
"Staphylococcus aureus" zählt zu den wichtigsten Erregern im Krankenhaus erworbener (nosokomialer) Infektionen. Der Erreger kann auch über Haut oder Schleimhaut von Mensch und Tier aufgenommen werden. Durch Husten oder Niesen besteht die Möglichkeit der Übertragung auf Lebensmittel. Das Bakterium ist auch sehr widerstandsfähig gegen Austrocknung.
In den Niederlanden ist eine Infektion mit MRSA seit 2007 meldepflichtig. An den Tiroler Krankenhäusern wird mit internen Hygiene- und Desinfektionsplänen sowie mit speziellen Maßnahmen (Quarantäne, besondere Hygiene, Schutzkleidung, uvm) bei Feststellung einer MRSA-Infektion gearbeitet. Auch der Rettungsdienst hat mit eigenen, umfangreichen Maßnahmenkatalogen und spezieller Ausrüstung für solche Fälle vorgesorgt.

Infektionen sind auch Thema bei "Mini Med"

Auch die bundesweite "MINI MED"-Studienreihe, Österreichs erste, nachhaltige medizinische Vorlesungsreihe für die Bevölkerung mit führenden Medizinern des Landes, hat sich bereits mit dem Thema Infektion & Infektionskrankheiten auseinander gesetzt:

Mikrobiologe Dr. Günther Gapp beim Tiroler Jungunternehmerpreis im November 2016. | Foto: Die Fotografen
Staphylococcus aureus auf "Baird-Parker-Agar", einem Nährmedium. | Foto: WikiCommons/Matthias M./CC BY-SA 3.0
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