Auf den Spuren der Blutgräfin in der Wiener Innenstadt

Hasmann blickt zu den Fenstern der Bathorywohnung - hier hatte Erzsébet ihren Wohnsitz in Wien.
18Bilder
  • Hasmann blickt zu den Fenstern der Bathorywohnung - hier hatte Erzsébet ihren Wohnsitz in Wien.
  • hochgeladen von Maria-Theresia Klenner

WIEN. Der Türöffner summt und die Bestsellerautorin Gabriele Hasmann stemmt die schwere, dunkelgrüne Holztüre auf. Ein dunkler Gang führt in einen mit Kopfsteinpflaster belegten Innenhof, in dem man sich sofort um Jahrhunderte zurückversetzt fühlt. Nur ein abgestelltes Motorrad in einer Ecke erinnert an die Gegenwart. Auf dem Sitz des Gefährts hat es sich ein dicker, schwarzweißer Kater gemütlich gemacht und lässt Hasmann nicht aus den grünen Augen. "Dort oben hat sie gewohnt", erklärt die Autorin und zeigt auf die dunkelbraunen Pawlatschen im ersten Stock.

Mit "sie" ist die größte Serienmörderin aller Zeiten - die es mit dieser fraglichen Ehre 1988 sogar ins Guinessbuch der Rekorde geschafft hat - gemeint, die ungarische Gräfin Erzsébet Bathory, Vampiraffinen Personen auch als Blutgräfin bekannt. "Bathory hat erwiesenermaßen rund 650 junge Frauen zu Tode gefoltert. Und das nicht nur auf ihren Burgen in Lockenhaus im Burgenland und im slowakischen Cachtice, sondern auch hier in ihrer Stadtwohnung in der Augustinerstraße 12, wo Elisabeth das Leben in der High Society genoss." Bewiesen ist der Mord in der Wiener Innenstadt an der ungarischen Sängerin Ilona Harczy, die eine Einladung der Gräfin abschlug. Bathory ließ daraufhin die Sängerin von einem Diener zu sich bringen und folterte sie stundenlang zu Tode.

Großnichte von Graf Dracula

Der Lustgewinn durch Folter lag Bathory in den Genen: Erzsébet war die Großnichte von Vlad Tepes, der dem englischen Autor Bram Stoker als Vorlage seiner Romanfigur Dracula diente. Daraus dürfte sich auch die Sage, dass die Blutgräfin im Blut ermordeter Jungfrauen gebadet hat um ihr jugendliches Aussehen zu bewahren, ableiten. "Diese Geschichten um die Blutbäder sind nicht erwiesen", erklärt Hasmann, die aufgrund mehrfacher Sichtungen des Geistes der adeligen Mörderin ein Kapitel in ihrem neuen Buch "Prominente Geister" gewidmet hat.

"Erwiesen hingegen sind die stundenlangen Folterungen inklusive Nadeln-in-die-Augen-stecken und Mund zunähen. Schrie ein Opfer zu laut, schnitt sie ihnen mit einer Schere die Stimmbänder durch. Das gab die Dienerschaft in einem späteren Prozess zu Protokoll. "Die Diener lockten junge Mädchen mit Versprechungen in die Wohnsitze ihrer Herrin und mussten dann die Leichen, die überall herumlagen, einsammeln", so Hasmann.


Elisabeth Báthory (1560 – 1614) folterte rund 650 Mädchen zu Tode.

In der Augustinerstraße fanden ebenfalls Folterungen statt, teilweise war der dadurch entstandene Lärm so groß, dass Nachbarn Blumentöpfe gegen die Fenster der Bathorywohnung warfen. Weiter geht es in den ersten Stock, wo die Autorin von der zuständigen Hausverwaltung die Schlüssel für Keller und Dachboden erhält. Von einer negativen Energie oder Geistererscheinungen können die Angestellten nichts berichten. "Hier herrscht eine gute Atmosphäre. Ich fühle mich hier sehr wohl, auch wenn ich abends länger arbeite", erklärt Monika Prohaska und übergibt der Autorin zwei große, altertümliche Schlüsselbunde, die eher zu Ottfried Preusslers kleinem Gespenst passen würden als zu der zarten Schriftstellerin. 

Eisenauslässe im Kellergewölbe

Der erste Weg führt in den Keller, durch eine braune Holztüre mit Rattenköderhinweisschild. "Ich glaube nicht unbedingt an all die Geistererscheinungen, lasse mich aber gerne darauf ein", sagt Hasmann und begibt sich schnurstracks über steile Steinstufen in die Kellergewölbe. Ein wahres Labyrinth aus weiteren Stufen in alle Himmelrichtungen breitet sich unter runden Gewölbedecken aus. Neben Leitungen befinden sich verrostete Eisenauslässe an der Wand - ideal, Gefangene anzuketten. Ob die Eisenstäbe tatsächlich Überbleibsel aus Bathorys persönlicher Folterkammer sind oder ihnen eine weniger blutrünstige Erklärung zugrunde liegt, bleibt ungewiss. 

Bei dem Spaziergang in der Unterwelt wird Gabriele Hasmann immer stiller, geht langsamer und wendet sich schließlich den Stiegen ins Erdgeschoß zu. "Mir tut der Keller nicht gut", erklärt die Autorin, die für ihre Skepsis und umfangreichen Recherchen zu ihren Büchern über Geistererscheinungen bekannt ist, und stützt sich an den unverputzten Kellerwänden ab. "Ich sehe keine Geister wie mein Medium, aber ich kann verschieden Energien spüren", so Hasmann, etwas bleich im Gesicht, und hält sich eine Hand vor den Magen.

Die negative Energie im Keller lassend, geht es weiter zur Wohnungstür der Gräfin. Der Gang ist hell gehalten und hohe Palmen in den Palawatschen sorgen für eine gemütliche Atmosphäre. Auch Hasmann hat sich wieder etwas gefangen, die Farbe ist in ihr Gesicht zurückgekehrt, allerdings findet der Rest der Besichtigungstour etwas schweigsamer statt.

Anwesenheit am Dachboden

Vor der Türe der ehemaligen Wohnung sind weder Geist noch schlechte Energien vorhanden. "Ich frage mich, ob die Mieter wissen, wer hier einmal gewohnt hat", sinniert Hasmann und klopft verzagt an der Türe. Keine Antwort, daher wird der Gang in den Dachboden angetreten. Bei einer weißlackierten Eisentüre mit alten Beschlägen kommt der Schlüssel des kleinen Gespenstes zum Einsatz. Direkt hinter der Türe beginnt mit steilen Stufen der Aufstieg, der sich lohnt: Die zusammenhängenden Dachböden der vier Häuserteile, das rund um einen Innenhof angelegt ist, verraten das Alter des Bauwerkes. Neben den riesigen Flächen unter Holzbalken führt die Erkundungstour in einen kleinen separaten Raum mit einem Eisenofen im Eck. Hier wird auch dem unsensibelsten Menschen die Anwesenheit der Blutgräfin bewußt. "Hier war sie oben", ist sich Hasmann sicher und verlässt nach einem kurzen Blick den Raum sehr rasch. Die negative Energie ist erdrückend und man meint, die Gräfin vor dem Ofen stehen zu sehen. 

Durch den Innenhof geht es flugs wieder vor der grünen Holztüre, ein bisschen wirkt das Verlassen des Gebäudekomplexes wie eine Flucht vor dem Geist der Gräfin Bathory. Japanische Touristen, Souveniergeschäfte und eine große Plastikmozartkugel am Gehsteig geben ein Gefühl der Sicherheit. Etwas geschlaucht verabschiedet sich Gabriele Hasmann, sichtlich erleichter, wieder in die Gegenwart zurückkehren zu können - und sich für ein neues Projekt Geistern aus dem Waldviertel zuzuwenden.

Zur Sache

"Prominente Geister" von Gabriele Hasmann ist im Ueberreuter-Verlag erschienen und im gängigen Buchhandel um 21,95 Euro erhältlich. Das gebundene Buch enthält 208 Seiten.
ISBN-10: 3800076837
ISBN-13: 978-3800076833
Wer Gabriele Hasmann persönlich kennen lernen möchte, hat im Rahmen ihres "Mystery Dinner" in Baden bei Wien am Samstag, den 14. Oktober die Gelegenheit dazu. Infos dazu und laufend neue Spukgeschichten finden Sie unter www.facebook.com/Spukbuecher

Gewinnspiel

Wer Interesse hat, prominente Geister quer durch Österreich vom Grafen Saint Germain über Casanova und Ferdinand Raimund bis hin zu Bruno Kreisky zu begegnen: wir verlosen drei Exemplare. Zum Mitmachen einfach klicken!

Diese Aktion ist beendet.

Die Möglichkeit ein Genusspaket von tudo bem zu gewinnen, erhalten jetzt alle Wiener Newsletterabonnenten. | Foto: tudo bem
1

Newsletter-Gewinnspiel
Gewinne das Genusspaket "Portugiesische Momente"

Ihr wollt euch die Wartezeit bis zum nächsten Sommerurlaub versüßen? Dann haben wir für euch das perfekte Newsletter-Gewinnspiel. Einfach zum Wiener-Newsletter anmelden und schon habt ihr die Möglichkeit, ein tolles Genuss-Package zu gewinnen. Absoluter Genuss – im portugiesischen Feinkostgeschäft tudo bem. Mit einem exquisiten Sortiment verführt tudo bem die Sinne seiner Kundinnen und Kunden und schafft unvergessliche kulinarische Erlebnisse. Egal ob privat oder geschäftlich, die delikaten...

Anzeige
Foto: Großfeldzentrum

BAND Wettbewerb 2024 - GFZ
Talente gesucht!

Musikbegeisterte, Gesangstalente, und alle, die schon immer davon geträumt haben, Ihre musikalische Leidenschaft auf die Bühne zu bringen, haben jetzt die große Chance, diesen Traum wahr werden zu lassen. Beim BAND Wettbewerb im GFZ werden aufstrebende Talente aller Altersklassen gesucht, die bereit sind, ihr Können vor einem begeisterten Publikum zu präsentieren. Wer sich diese Chance nicht entgehen lassen möchte, der bewirbt sich ab sofort mit seiner Band auf der Website www.gfz.at, auf der...

Anzeige
2:02
2:02

Mauro Mittendrin
Mauro Mittendrin und Coca-Cola auf der Suche nach der besten Pizza Wiens

Als Mauro Mittendrin habe ich mich gemeinsam mit Coca-Cola auf die Suche nach der besten Pizza Wiens gemacht. Diesmal war ich im Ristorante Sole in der Annagasse 8 in der Inneren Stadt zu Gast, wo ich eine ganz besondere Variante der Pizza entdeckt habe: Pizza mit Bresaola, Rucola, Prosciutto und Parmesan. Gleich nachdem ich die Pizzeria Sole betreten habe, empfängt mich der verlockende Duft von frisch gebackenem Teig und köstlichen Zutaten. Der freundliche Pizzaiolo empfiehlt mir die Pizza mit...

Anzeige
Mit neuer Kraft in den Frühling: Tipps wie Sie Ihren Körper aus dem Winterschlaf wecken. | Foto: Kieser
Video 8

Stark in den Frühling
Tipps wie Sie Ihren Körper aus dem Winterschlaf wecken

Der Frühling steckt in den Startlöchern. Zeit, unseren Körper aus dem Winterschlaf zu wecken und neue Kraft zu tanken. Mit dem Frühlingsanfang heißt es für viele von uns: endlich wieder raus in die Natur - sei es zum Laufen, Wandern, Golfen oder einfach, um den Garten wieder auf Vordermann zu bringen. Eine Schlüsselrolle nimmt dabei eine aktive Muskulatur ein. Denn wer nach der langen Winterpause seinem untrainierten Körper plötzlich Höchstleistung abverlangt, riskiert Überlastungen und...

Anzeige
In der Autowerkstatt Bieber können sich die Kundinnen und Kunden darauf verlassen, dass ihr Auto in den besten Händen ist. | Foto: Autowerktstatt Bieber
4

Autowerkstatt Bieber in 1040 Wien Wieden
Reparaturen und Serviceleistungen für alle Auto- und Motorradmarken

Mitten im Herzen Wiens befindet sich die Autowerkstatt Bieber, die seit über einem halben Jahrhundert professionelle Kfz-Reparaturen durchführt und zahlreiche Serviceleistungen anbietet. Wer ein Auto besitzt, dem ist klar, dass von Zeit zu Zeit der eine oder andere Check notwendig ist, um das Fahrzeug fahrtüchtig zu halten. Dabei zählen der Ölwechsel oder die §57a-Begutachtung zu den Reparaturen, die standardmäßig durchgeführt werden müssen. Bei einem Lackschaden oder komplexeren Reparaturen...

Anzeige
Spaß am Erlernen einen neuer Sprache? Das umfangreiche Kursangebot Sprachenzentrum der Universität Wien sorgt dafür, dass jede(r) das Passende für sich findet. | Foto: Sprachenzentrum der Universität Wien
5

Sprachenzentrum der Universität Wien in 1090 Wien
Sprachen lernen auf universitärem Niveau

Das Sprachenzentrum der Universität Wien bietet Sprachkurse für unterschiedliche Niveaus und mit verschiedenen Ausrichtungen an. Dank moderner sprachdidaktischer Grundlagen und Lehrmethoden lässt sich die polyglotte Reise leicht und dauerhaft aneignen. Früher hieß es: "Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr" – heute weiß man, dass es nie zu spät zum Lernen ist. Wer bereit ist, eine neue Sprache zu lernen, trainiert nachweislich seine kognitiven Fähigkeiten und bleibt geistig länger...

Anzeige
Im Traumatelier von Nina Labner werden Klientinnen und Klienten unterstützt ihre Träume und Wünsche von einem erfüllteren Leben zu verwirklichen. | Foto: Traumatelier
8

Traumatelier in 1180 Wien Währing
Mittels Kunsttherapie die allgemeine psychische Gesundheit verbessern

Die Kunsttherapie ermöglicht das Leben mit allen Sinnen wahrzunehmen und die allgemeine psychische Gesundheit zu verbessern. Im Traumatelier in Währing wird Unbewusstes sichtbar gemacht. Die Kunsttherapie ist eine junge künstlerische Therapie, die sich Mitte des 20. Jahrhunderts aus amerikanischen und europäischen Einflüssen entwickelt hat. Besonders im psychiatrischen, psychosomatischen und psychosozialen Bereich hat die Kunsttherapie an Bedeutung gewonnen, da die Teilnehmer lernen, ihre...

Anzeige
Die Firma NIBRA hat sich auf Personen-, Lasten-, Autoaufzüge und Treppenlifte spezialisiert, die eine hohe Funktionalität und Zuverlässigkeit garantieren. | Foto: NIBRA
2

NIBRA GmbH in 1150 Wien Rudolfsheim-Fünfhaus
Zuverlässige und langlebige Aufzugsanlagen für alle Ansprüche

1994 gegründet, steht das Familienunternehmen NIBRA für Qualität und Zuverlässigkeit. Ob Errichtung einer Aufzugsanlage oder Wartungs- und Sanierungsarbeiten – mit NIBRA haben Kundinnen und Kunden einen verlässlichen Partner an ihrer Seite. In 30 Jahren hat der Aufzugspezialist NIBRA mehr als 2.700 Aufzugsanlagen errichtet. Das Unternehmen befindet sich zu 100% in Familienbesitz und kümmert sich um Errichtungen von neuen Aufzügen sowie um die Wartung und Sanierung dieser. Das geschulte Personal...

Die Möglichkeit ein Genusspaket von tudo bem zu gewinnen, erhalten jetzt alle Wiener Newsletterabonnenten. | Foto: tudo bem
Foto: Großfeldzentrum
Mit neuer Kraft in den Frühling: Tipps wie Sie Ihren Körper aus dem Winterschlaf wecken. | Foto: Kieser
In der Autowerkstatt Bieber können sich die Kundinnen und Kunden darauf verlassen, dass ihr Auto in den besten Händen ist. | Foto: Autowerktstatt Bieber
Spaß am Erlernen einen neuer Sprache? Das umfangreiche Kursangebot Sprachenzentrum der Universität Wien sorgt dafür, dass jede(r) das Passende für sich findet. | Foto: Sprachenzentrum der Universität Wien
Im Traumatelier von Nina Labner werden Klientinnen und Klienten unterstützt ihre Träume und Wünsche von einem erfüllteren Leben zu verwirklichen. | Foto: Traumatelier
Die Firma NIBRA hat sich auf Personen-, Lasten-, Autoaufzüge und Treppenlifte spezialisiert, die eine hohe Funktionalität und Zuverlässigkeit garantieren. | Foto: NIBRA

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN


Aktuelle Nachrichten aus Wien auf MeinBezirk.at/Wien

Neuigkeiten aus deinem Bezirk als Push-Nachricht direkt aufs Handy

MeinBezirk auf Facebook: MeinBezirk.at/Wien

MeinBezirk auf Instagram

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus deinem Bezirk und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.