Auf den Spuren der Blutgräfin in der Wiener Innenstadt

Hasmann blickt zu den Fenstern der Bathorywohnung - hier hatte Erzsébet ihren Wohnsitz in Wien.
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WIEN. Der Türöffner summt und die Bestsellerautorin Gabriele Hasmann stemmt die schwere, dunkelgrüne Holztüre auf. Ein dunkler Gang führt in einen mit Kopfsteinpflaster belegten Innenhof, in dem man sich sofort um Jahrhunderte zurückversetzt fühlt. Nur ein abgestelltes Motorrad in einer Ecke erinnert an die Gegenwart. Auf dem Sitz des Gefährts hat es sich ein dicker, schwarzweißer Kater gemütlich gemacht und lässt Hasmann nicht aus den grünen Augen. "Dort oben hat sie gewohnt", erklärt die Autorin und zeigt auf die dunkelbraunen Pawlatschen im ersten Stock.

Mit "sie" ist die größte Serienmörderin aller Zeiten - die es mit dieser fraglichen Ehre 1988 sogar ins Guinessbuch der Rekorde geschafft hat - gemeint, die ungarische Gräfin Erzsébet Bathory, Vampiraffinen Personen auch als Blutgräfin bekannt. "Bathory hat erwiesenermaßen rund 650 junge Frauen zu Tode gefoltert. Und das nicht nur auf ihren Burgen in Lockenhaus im Burgenland und im slowakischen Cachtice, sondern auch hier in ihrer Stadtwohnung in der Augustinerstraße 12, wo Elisabeth das Leben in der High Society genoss." Bewiesen ist der Mord in der Wiener Innenstadt an der ungarischen Sängerin Ilona Harczy, die eine Einladung der Gräfin abschlug. Bathory ließ daraufhin die Sängerin von einem Diener zu sich bringen und folterte sie stundenlang zu Tode.

Großnichte von Graf Dracula

Der Lustgewinn durch Folter lag Bathory in den Genen: Erzsébet war die Großnichte von Vlad Tepes, der dem englischen Autor Bram Stoker als Vorlage seiner Romanfigur Dracula diente. Daraus dürfte sich auch die Sage, dass die Blutgräfin im Blut ermordeter Jungfrauen gebadet hat um ihr jugendliches Aussehen zu bewahren, ableiten. "Diese Geschichten um die Blutbäder sind nicht erwiesen", erklärt Hasmann, die aufgrund mehrfacher Sichtungen des Geistes der adeligen Mörderin ein Kapitel in ihrem neuen Buch "Prominente Geister" gewidmet hat.

"Erwiesen hingegen sind die stundenlangen Folterungen inklusive Nadeln-in-die-Augen-stecken und Mund zunähen. Schrie ein Opfer zu laut, schnitt sie ihnen mit einer Schere die Stimmbänder durch. Das gab die Dienerschaft in einem späteren Prozess zu Protokoll. "Die Diener lockten junge Mädchen mit Versprechungen in die Wohnsitze ihrer Herrin und mussten dann die Leichen, die überall herumlagen, einsammeln", so Hasmann.


Elisabeth Báthory (1560 – 1614) folterte rund 650 Mädchen zu Tode.

In der Augustinerstraße fanden ebenfalls Folterungen statt, teilweise war der dadurch entstandene Lärm so groß, dass Nachbarn Blumentöpfe gegen die Fenster der Bathorywohnung warfen. Weiter geht es in den ersten Stock, wo die Autorin von der zuständigen Hausverwaltung die Schlüssel für Keller und Dachboden erhält. Von einer negativen Energie oder Geistererscheinungen können die Angestellten nichts berichten. "Hier herrscht eine gute Atmosphäre. Ich fühle mich hier sehr wohl, auch wenn ich abends länger arbeite", erklärt Monika Prohaska und übergibt der Autorin zwei große, altertümliche Schlüsselbunde, die eher zu Ottfried Preusslers kleinem Gespenst passen würden als zu der zarten Schriftstellerin. 

Eisenauslässe im Kellergewölbe

Der erste Weg führt in den Keller, durch eine braune Holztüre mit Rattenköderhinweisschild. "Ich glaube nicht unbedingt an all die Geistererscheinungen, lasse mich aber gerne darauf ein", sagt Hasmann und begibt sich schnurstracks über steile Steinstufen in die Kellergewölbe. Ein wahres Labyrinth aus weiteren Stufen in alle Himmelrichtungen breitet sich unter runden Gewölbedecken aus. Neben Leitungen befinden sich verrostete Eisenauslässe an der Wand - ideal, Gefangene anzuketten. Ob die Eisenstäbe tatsächlich Überbleibsel aus Bathorys persönlicher Folterkammer sind oder ihnen eine weniger blutrünstige Erklärung zugrunde liegt, bleibt ungewiss. 

Bei dem Spaziergang in der Unterwelt wird Gabriele Hasmann immer stiller, geht langsamer und wendet sich schließlich den Stiegen ins Erdgeschoß zu. "Mir tut der Keller nicht gut", erklärt die Autorin, die für ihre Skepsis und umfangreichen Recherchen zu ihren Büchern über Geistererscheinungen bekannt ist, und stützt sich an den unverputzten Kellerwänden ab. "Ich sehe keine Geister wie mein Medium, aber ich kann verschieden Energien spüren", so Hasmann, etwas bleich im Gesicht, und hält sich eine Hand vor den Magen.

Die negative Energie im Keller lassend, geht es weiter zur Wohnungstür der Gräfin. Der Gang ist hell gehalten und hohe Palmen in den Palawatschen sorgen für eine gemütliche Atmosphäre. Auch Hasmann hat sich wieder etwas gefangen, die Farbe ist in ihr Gesicht zurückgekehrt, allerdings findet der Rest der Besichtigungstour etwas schweigsamer statt.

Anwesenheit am Dachboden

Vor der Türe der ehemaligen Wohnung sind weder Geist noch schlechte Energien vorhanden. "Ich frage mich, ob die Mieter wissen, wer hier einmal gewohnt hat", sinniert Hasmann und klopft verzagt an der Türe. Keine Antwort, daher wird der Gang in den Dachboden angetreten. Bei einer weißlackierten Eisentüre mit alten Beschlägen kommt der Schlüssel des kleinen Gespenstes zum Einsatz. Direkt hinter der Türe beginnt mit steilen Stufen der Aufstieg, der sich lohnt: Die zusammenhängenden Dachböden der vier Häuserteile, das rund um einen Innenhof angelegt ist, verraten das Alter des Bauwerkes. Neben den riesigen Flächen unter Holzbalken führt die Erkundungstour in einen kleinen separaten Raum mit einem Eisenofen im Eck. Hier wird auch dem unsensibelsten Menschen die Anwesenheit der Blutgräfin bewußt. "Hier war sie oben", ist sich Hasmann sicher und verlässt nach einem kurzen Blick den Raum sehr rasch. Die negative Energie ist erdrückend und man meint, die Gräfin vor dem Ofen stehen zu sehen. 

Durch den Innenhof geht es flugs wieder vor der grünen Holztüre, ein bisschen wirkt das Verlassen des Gebäudekomplexes wie eine Flucht vor dem Geist der Gräfin Bathory. Japanische Touristen, Souveniergeschäfte und eine große Plastikmozartkugel am Gehsteig geben ein Gefühl der Sicherheit. Etwas geschlaucht verabschiedet sich Gabriele Hasmann, sichtlich erleichter, wieder in die Gegenwart zurückkehren zu können - und sich für ein neues Projekt Geistern aus dem Waldviertel zuzuwenden.

Zur Sache

"Prominente Geister" von Gabriele Hasmann ist im Ueberreuter-Verlag erschienen und im gängigen Buchhandel um 21,95 Euro erhältlich. Das gebundene Buch enthält 208 Seiten.
ISBN-10: 3800076837
ISBN-13: 978-3800076833
Wer Gabriele Hasmann persönlich kennen lernen möchte, hat im Rahmen ihres "Mystery Dinner" in Baden bei Wien am Samstag, den 14. Oktober die Gelegenheit dazu. Infos dazu und laufend neue Spukgeschichten finden Sie unter www.facebook.com/Spukbuecher

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