Christ – gib Acht!

Gedanken zum Sonntagsevangelium --

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Legt euren Gürtel nicht ab, und lasst eure Lampen brennen! Seid wie Menschen, die auf die Rückkehr ihres Herrn warten, der auf einer Hochzeit ist, und die ihm öffnen, sobald er kommt und anklopft. Selig die Knechte, die der Herr wach findet, wenn er kommt! Amen, ich sage euch: Er wird sich gürten, sie am Tisch Platz nehmen lassen und sie der Reihe nach bedienen. Und kommt er erst in der zweiten oder dritten Nachtwache und findet sie wach - selig sind sie. Bedenkt: Wenn der Herr des Hauses wüsste, in welcher Stunde der Dieb kommt, so würde er verhindern, dass man in sein Haus einbricht. Haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet. (Lk 12, 35-40)
Kennen sie die wunderbare Geschichte von Anthony de Mello, in der Jesus selbst sich ankündigt und in einer Kirche übernachtet?
Am nächsten Morgen schlich er sich früh davon, noch ehe die Kirchentore geöffnet wurden. Und zu ihrem Entsetzen entdeckten der Pfarrer und die Gläubigen, dass ihre Kirche mutwillig beschädigt worden war. Überall an den Wänden stand geschrieben: „Gebt Acht!“
Kein Teil der Kirche war verschont geblieben, Türen und Fenster, die Säulen, die Kanzel, der Altar, nicht einmal die Bibel auf dem Pult. „Gebt Acht!“ In großen oder kleinen Buchstaben war es eingekratzt mit Bleistift, Feder, in jeder nur denkbaren Farbe hingemalt. Wohin das Auge blickte, sah man die Worte: „Gebt Acht, gebt Acht, gebt Acht, gebt Acht!“
Erschreckend, aufreizend, verwirrend, faszinierend, furchterregend. Worauf sollten sie Acht geben? Das stand nicht da. Es hieß nur „Gebt Acht!“ In einer ersten Regung wollten die Leute jede Spur dieser Schmiererei, dieses Sakrilegs wegwischen.
Nur der Gedanke, dass Jesus selbst es getan hatte, hielt sie davon ab.
Nun begann dieses geheimnisvolle „Gebt Acht!“ in das Innere der Menschen einzusinken, wenn sie die Kirche betraten. Sie begannen auf die Heilige Schrift achtzugeben, sodass sie davon profitieren konnten, ohne frömmlerisch zu werden. Sie begannen auf die Sakramente zu achten, sodass sie geheiligt wurden, ohne abergläubisch zu werden. Der Priester begann sich seiner Macht über die Menschen bewusst zu werden, ohne sie beherrschen zu wollen. Und jedermann begann auf die Religion zu achten, denn wer nicht aufpasst, kann leicht selbstgerecht werden. Sie begannen auf die Kirchengesetze zu achten, sodass sie gesetzestreu wurden und doch barmherzig gegenüber den Schwachen blieben. Sie begannen auf das Gebet achtzugeben und sich nicht abhalten zu lassen selbstständig zu werden. Sie begannen sogar sich ihrer Vorstellungen von Gott bewusst zu werden, sodass sie ihn auch außerhalb der engen Grenzen ihrer Kirche erkennen konnten.
Das Evangelium dieses Sonntags erinnert uns daran, wie einfach und wie schwer unser Christ-Sein sich gestaltet und dass unsere Achtsamkeit entscheidend ist: Gott gibt jedem einzelnen Menschen ewigen Wert und Würde, göttliches Ansehen im Mensch und Gottessohn Jesus Christus.
Also: Gebt Acht und entdeckt euer Mensch-Sein und eure Verantwortung füreinander und für die Welt neu. Gott begegnet euch in den Leidenden, Armen, Hungernden und Kranken, in den Traurigen und Suchenden - in jedem Menschen. Gebt acht und seid wachsam!
„Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Schwestern oder Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“(Mt 25,40)

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