„Belasst es, so wie es ist“

Rotes Kreuz Ehrung 1 | Foto: Foto: Tiefenbacher

Schon die Ehrengäste ließen erahnen, dass mit einer emotionalen Bezirksversammlung des Roten Kreuzes Landeck im Stadtsaal zu rechnen ist.

BEZIRK LANDECK (tani). Und zwar deshalb, weil der Streit um die Ausschreibung des Tiroler Rettungsdienstes in jüngster Zeit zusehends an Fahrt aufnahm und sich zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen der Tiroler Regierungskoalition (ÖVP-SPÖ) und der Gegner-Koalition (Rotes Kreuz-Grüne-Liste Fritz-FPÖ) steigerte.

Enttäuschende Erkenntnis
So war es dann auch. Bezirksstellenleiter Walter Gaim leitete seine Kritik mit einem Satz des ehemaligen RK-Geschäftsführers ein: „Das Rote Kreuz darf sich nun beim Land Tirol um das bewerben, was es in über hundert Jahren harter Freiwilligenarbeit aufgebaut hat“. Diese enttäuschende Erkenntnis habe innerhalb des Roten Kreuzes zur Überlegung geführt, die Bewerbung zu überdenken. Davon sei man bald abgerückt. „Denn das sind wir der Bevölkerung im Bezirk Landeck schuldig“, sagte Gaim. In der Folge habe er das Gespräch mit allen – von der Bevölkerung über Ärzte bis zu Politikern wie LR Bernhard Tilg und LH Günther Platter gesucht. „Es ist unglaublich. Ich bin schockiert“. Er schäme sich Politiker zu sein. Alle würden die Qualität des Tiroler Rettungswesens schätzen, nur die Politiker (ausgenommen Grüne, Liste Fritz und FPÖ) nicht. Was noch schlimmer sei: „Die haben keine Ahnung und sind auch nicht interessiert, wie regional unterschiedlich es aufgebaut ist, damit es funktioniert“.

Balsam auf Rettungsseele
Sichtlich Balsam für die verletzte Rettungs-Seele von Gaim ist der Standpunkt von LH Erwin Pröll zur Sache. Diesen teilte er der Bezirksversammlung mit: „Wir dürfen nicht zulassen, dass Billigarbeitskräfte aus dem Ausland unsere todkranken Menschen wie beim Paketdienst im Akkord transportieren“. Gemeint ist damit die ausländische Konkurrenz (bayerische Firma MKT und dänische Falk-Konzern). „Leider ist LH Plattner nicht LH Pröll“, war LA Ernsts (Liste Fritz) Kommentar dazu. Damit sei auch widerlegt, die EU-Rechtssituation verlange eine Ausschreibung. Ernst rief die Rettungsmitglieder dazu auf, Druck auf die Landesregierung zu machen. „Es geht nur mehr so“.

RK-Präsident Reinhard Neumayr wünscht sich eine Entscheidung möglichst noch vor dem Sommer: „Unsere Mitarbeiter sind ohnehin schon sehr verunsichert“.

Sinnlose Aktion
LA Georg Willi (Grüne) prangerte die Ausschreibung an: „Eine sinnlose Aktion. Tirol hat das beste Rettungssystem in Europa. Belasst es grundsätzlich, so wie es ist. Es besteht nur punktueller Verbesserungsbedarf“.

Zur Sache
Freiwilligkeit nicht in Frage gestellt

LA Anton Mattle (ÖVP) war an diesem Abend in einer Minderheitsposition. Er betonte, dass das gewachsene Rettungswesen mit den Freiwilligen durch die Ausschreibung nicht in Frage gestellt wird und versicherte, sich bei der Landesregierung für das Rote Kreuz einzusetzen. Besonders wichtig sei ihm der Erhalt aller Ortsstellen. Den Verunsicherungs-Ball spielte Mattle an das Rote Kreuz zurück und bemerkte kritisch: Diese resultiere auch daraus, dass es Bezirke gebe, wo die Dinge mitgetragen und mitgestaltet würden und welche, wo auf Totalopposition gemacht werde.

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