Leserbrief
"Alm und Wolf, ein frommer Wunsch"

Leserbrief von Bernhard Pircher, Obmann Agrargemeinschaft Alpe Versing, aus See. | Foto: pixaby
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BEZIRK LANDECK. Leserbrief von Bernhard Pircher, Obmann Agrargemeinschaft Alpe Versing, aus See: "Alm und Wolf, ein frommer Wunsch dem wir Almbauern/Bäuerinnen so leider nicht nachkommen können".

Alm mit dem Thema Wolf konfrontiert

"Unsere Alm wurde per 12. Juli 2020 schlagartig mit der Thematik Wolf konfrontiert.  Seit vier Wochen werden wir nahezu täglich über den richtigen Umgang mit unserem Weidevieh, allfälligen Schutzmaßnahmen und mit gut gemeinten Vorschlägen überhäuft.
Geht es um das Wohl unserer Nutztiere, so waren und sind wir Bauern/Bäuerinnen immer für alle Empfehlungen, Ideen und Möglichkeiten offen.
Zum Wohl der Tiere und auch als Schutz gegenüber uns selbst, müssen für uns allfällige Maßnahmen aber praxiserprobt, durchführbar und letztendlich auch finanzierbar sein.
Unsere Alm wurde zu folgenden Themen aufgeklärt:

  • Wie wird richtig gezäunt (Stromversorgung, Flatterbänder, Blinklichter, etc.)
  • Aktiver Herdenschutz z.B. mit eigenem Zaun bzw. „Pferch“ am Abend/Nacht
  • Herdenschutz mit Hunden
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Herdenschutz muss praxiserprobt, durchführbar und finanzierbar sein

Dazu darf ich offen folgende Punkte ansprechen:
Zu Punkt 1: Dies ist soweit verständlich. Die Umsetzbarkeit im alpinen Gelände und die Garantie zum Schutz vor dem Beutegreifer wird unsererseits allerdings kritisch gesehen.
Nicht zu vergessen sind allfällige Gefahren für Rehwild, Rotwild, Gamswild, Steinwild, Wildvögel, etc. in diesem Bereich. Zaunoptionen im Siedlungsraum sind mit Gebieten im hochalpinen Gelände nicht zu vergleichen.
Zu Punkt 2: wird dieser Punkt umgesetzt, so haben wir auf unserer Alm praktisch jeden Tag „Schneewetter bzw. Schneeflucht“, d.h. die Tiere werden allabendlich zwischen 2000m und 2600 m eingesammelt und in eine tiefer gelegene Almlage gebracht um sie über Nacht „hütesicher“ einzuzäunen.
Auch hier geben wir allfällige Gefahren zu bedenken, welcher man das Weidevieh und die Hirten durch treiben in alpinem Gelände, bei Wind und Wetter, täglich aussetzen würde.
Aus unserer Sicht wird derzeit der Begriff Herdenschutz in der Öffentlichkeit auch falsch verstanden bzw. kommuniziert.
„Herdenschutz“ ist möglich und dies wird auch seit Jahrzenten praktiziert. Herdenschutz setzen wir hier aber mit dem Begriff „Behirtung“ gleich.
Was allerding schwierig wird, ist ein „Wolfssicherer Herdenschutz“ oder „Beutegreifesicherer“ Herdenschutz bzw. Behirtung und dies muss aus unserer Sicht getrennt bewertet werden.
Derzeit hat man in Diskussionen oft das Gefühl, dass wir Bauern / Bäuerinnen unsere Nutztiere sich selbst überlassen würden und wir wären somit selber schuld, wenn uns Beutegreifer Nutztiere reißen.
Erfahrungen der letzten Jahrzehnte betreffend Behirtung werden z. T. komplett in Frage gestellt.
Wir können derzeit aber keine „aktive“ Wolf`s-sichere“ Behirtung garantieren, daß ist richtig.
Zu Punkt 3:
Herdenschutz mit Hunden. Hier werden immer wieder Beispiele erläutert, wie sie in der Schweiz, Rumänien oder anderen Ländern praktiziert werden.

Dazu ist folgendes festzuhalten:

  • -Derzeit haben wir in Österreich keine Möglichkeit einen geprüften Herdenschutzhund mit entsprechender Ausbildung, Kenntnis, Einschulung für Almpersonal, etc. zu bekommen, so wie es z.B. bei Blinden- oder Diabeteshunden der Fall ist. Beispiele, welche uns immer wieder vor Augen geführt werden, sind lediglich einzelne Privatinitiativen mit unterschiedlichen Praxisvoraussetzungen.
  • Es gibt kein Beispiel von Almen in Kombination mit Herdenschutzhunden wo verschiedene Tierarten (Schafe, Ziegen, Rinder, Pferde) in Kombination gealpt werden. Deshalb sind auch hier aktive Empfehlungen von Experten für unsere Alm bzw. Bauern/Bäuerinnen schwere Kost.
  • Es gibt kein Beispiel von Herdenschutzhunden in Gebieten mit stark frequentierten Wandergebieten, Wanderrouten, Trailstrecken etc. Hier gilt die Sicherheit auch von Einheimischen und Gästen in Vordergrund zu stellen und man weiß wie diesbezüglich Herdenschutzhunde ausgebildet werden und reagieren.

Unbürokratische und leichte Entnahme des Wolfs

Werden all diese Punkte nicht ausgeblendet, so wird es leider aktuell in aller Konsequenz eine spezifische Lösung benötigen – sprich derzeit eine unbürokratische und leichte Entnahme des Beutegreifers Wolf.
Wir lassen uns hier auch nicht mit der "Untastbarkeit" einer in die Jahre gekommenen Gesetzeslage abspeisen. Es kann nicht sein, dass wir auf ein Gesetz beharren, welche zu einem Zeitpunkt legitim war, wo es für uns das Problem Beutegreifer Wolf nicht gegeben hat. Wir gehen davon aus, dass so eine Sachlage sehr wohl neu und situationsangepasst evaluiert werden kann und darf.
Mit welcher Berechtigung will man uns im Jahre 2020 "zwangsbeglücken" damit wir uns auf den Almen mit Wölfen beschäftigen müssen? Meines Wissens ist hier unsere Almwirtschaft die letzten Jahrzehnte sehr gut ohne diesen Beutegreifer ausgekommen.

Absicherung der Alm-, Tourismus- und Freizeitwirtschaft

Allen Befürwortern des Beutegreifers Wolf in der freien Wildbahn, sei auch ein Besuch im nächstgelegenen Zoo nahezulegen. Hier stellt man sich nämlich dann die Frage, warum dort so ein Wolfsgehege einem Hochsicherheitstrakt ähnelt und hier auf eine kostengünstige Variante eines 105 Zentimter hohen Weidezaunes verzichtet werden kann.
Herzlichen Dank an alle Entscheidungsträger, welche hier gemeinsam für unsere Almwirtschaft eintreten und aktiv bemüht sind, konsequente und unbürokratische Entscheidungen herbeizuführen!
Es geht um mehr, es geht um die Absicherung unserer Alm-, Tourismus- und Freizeitwirtschaft."

Mit freundlichen Grüßen
Pircher Bernhard, See

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