Der Krieg brachte Hunger und Elend

Italienische Truppen in Landeck. | Foto: Stadtarchiv Landeck
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BEZIRK LANDECK (otko). Der Erste Weltkrieg und seine Folgen gingen auch am Bezirk Landeck nicht spurlos vorbei. Am Beginn des Weltenbrandes stand die Ermordung des österreich-ungarischen Thronfolgers Franz Ferdinand am 28. Juni 1914 in Sarajevo durch serbische Nationalisten. Einen Monat später folgte die Kriegserklärung Österreich-Ungarns an das Königreich Serbien. Durch den Mechanismus der Bündnisse wurde schließlich ein Weltkrieg ausgelöst.

Bittere Kriegsrealität

Die anfängliche Euphorie und der Glaube an einen schnellen Sieg lösten sich angesichts der bitteren Kriegsrealität bald in Luft auf. Viele Familien waren durch das Einberufen der Männer in Existenznöte geraten. Die Tiroler Kaiserjägerregimenter wurden an der Front in Galizien gegen die russische Armee regelrecht verheizt. Der Blutzoll war hoch und die Nachrichten über Gefallene häuften sich in den Gemeinden des Bezirks.
Das Königreich Italien war zu Kriegsbeginn neutral geblieben und forderte aber territoriale Kompensationen von Österreich-Ungarn. Schließlich zog die Triple Entente Italien durch den Londoner Vertrag auf ihre Seite. Die offizielle Kriegserklärung Italiens an Österreich-Ungarn erfolgte am 23. Mai 1915. Da die Hauptmasse der Tiroler Truppen in Osten gegen Russland kämpfte, wurden die Standschützen als letztes Aufgebot an die Südfront geschickt. Der Seer Pfarrer Johann Deutschmann berichtet darüber: "Am Pfingstmontag den 22. V. mussten die Standschützen von See gegen den welschen Verräter (!) in den Krieg ziehen. Das war ein trauriger Tag, wenn man schon wusste all den Jammer und das Weinen, wenn der Vater sich von der Gattin und den lieben Kindern verabschiedete."
Die Not während der weiteren Kriegsjahre verschärfte sich indes immer mehr. Die Kriegswirtschaft und Lebensmittelrationierung führte immer wieder zu groben Versorgungsengpässen. Hunger, Elend und Unruhen waren die Folge. Auch viele Verwundete und Kriegsgefangene mussten in Landeck versorgt werden. Eine besonders drückende Stimmung herrschte in der Bevölkerung auch, als 1916 und 1917 die Kirchenglocken abgeliefert werden mussten.

Der Zusammenbruch

Im Herbst 1918 war die Niederlage nicht mehr abzuwenden. Der Zerfall der österreich-ungarischen Monarchie durfte für viele Leute ein schwerer Schlag gewesen sein. Gemäß des Waffenstillstands von Villa Giusti vom 3. November 1918 besetzten die italienischen Sieger nicht nur Tirol bis zur Reschen- und Brennergrenze, sondern auch Nordtirol. Tausende österreichische Soldaten strömten auf ihrem Rückzug über den Reschen zur Bahnstation nach Landeck. "Die Paznauner gingen fast jeden Tag nach Landeck, um von den Soldaten Lebensmittel, Schuhe usw. um billiges Geld zu erhalten. Besonders viele Pferde, die in Landeck zum Spottpreis versteigert wurden, kamen nach See", schreibt Pfarrer Deutschmann in der Pfarrchronik. Besonders kritisch war in den Jahren 1918/19 die Lebensmittelversorgung. Wichtige Grundnahrungsmittel waren rationiert, was zum Aufblühen des Schleichhandels führte.
Mit dem Friedensvertrag von St. Germain wurde am Reschen die neue Staatsgrenze gezogen. Bis zum Kriegsende gehörten auch die Orte Reschen, Graun, Langtaufers und St. Valentin auf der Haide zum Bezirk Landeck (Gericht Nauders). Diese Orte fielen nun an Italien.

Quellen: Roman Spiss, Landeck 1918-1945, Innsbruck 1998; Othmar Kolp, Gemeindebuch See, See 2008.

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