Ein Leben lang soziales Engagement

PRUTZ. Die heurige Forum Land-Preisträgerin Paula Kofler aus Prutz ist tief im sozialen Engagement für ihre Mitmenschen verwurzelt. Sie hat als Bezirksbäuerin gemeinsam mit Bezirksbauernobmann Franz Greiter und der Beraterin Nessi Seiringer 1982 die „Arbeitsgemeinschaft Familienhilfe“ im Oberen Gericht und am Sonnenplateau ins Leben gerufen. Somit war sie maßgeblich an der Entstehung der heutigen Sozialsprengel beteiligt.
Bis 1985 haben sich vier weitere Gebiete entschlossen, auf diese Weise Hilfe für Familien, vor allem aber für die Frauen anzubieten. „Wir haben uns die Frage gestellt, was denn passiert, wenn wir einmal krank sind“, sagt Paula Kofler. Alle Tätigkeiten der Bäuerinnenorganisation wurden ehrenamtlich geleistet! Angestellt wurden Familienhelferinnen, die ohne Zuschüsse des Landes rein über Beiträge durch die Gemeinden bezahlt wurden. Auch den Abgang haben die Gemeinden aus ihren Taschen gedeckt. „Ich war erstaunt über das Vertrauen der Bürgermeister. Unser damaliger Bürgermeister Gottlieb Nigg hat gesagt: ‚Wenn ihr das macht, dann weiß ich, dass es passt‘. Damit hatten wir einen guten Fürsprecher im Bezirk“, schildert Kofler die Anfänge. Im gesamten Bezirk wurde ein Netzwerk der Gebietsbäuerinnen und der Ortsbäuerinnen aufgebaut, das in enger Zusammenarbeit mit den Bürgermeistern Hilfe organisierte, wo sie gebraucht wurde.
„Die erste Zeit war schwer. Wir wurden sogar als Konkurrenz zum Roten Kreuz gesehen. Und auch in die Familien hineinzukommen war damals nicht einfach“, erklärt die Preisträgerin. Funktioniert hat es schließlich, weil konkrete Fälle Hilfe notwendig machten. „Als Einsatzleiter war man Psychiater und Schulter zum Ausweinen. Die Leute waren froh um unser Angebot“, so Kofler.
Auf Anraten und Initiative von Landeshauptmann Eduard Wallnöfer wurde die Arbeitsgemeinschaft Familienhilfe ab 1985 in die neuen Gesundheits- und Sozialsprengel, die sich im Land, beginnend mit dem ersten Sprengel in Zirl im Jahr 1978, langsam etablierten, umgewandelt. Wallnöfer meinte in seiner unverkennbaren Art: „Koflerin, das gefällt mir. Das brauchen wir für das ganze Land.“
Auch die Sozialsprengel wurden noch lange von den Ortsbäuerinnen getragen. Mit insgesamt sechs Gesundheits- und Sozialsprengeln war der Bezirk Landeck im Jahr 1987 der erste Bezirk Tirols mit einer flächendeckenden Struktur. Die Initiatorin Paula Kofler führte bis 2001 die Geschäfte des Sprengels Oberes Gericht.

LT-Präsident van Staa gratuliert

„Seit der Zeit der Errichtung der ersten Sozialsprengel in Tirol kenne und schätze ich Paula Kofler. Ich war damals Mitbegründer und erster Obmann des Vereines zur Errichtung und Förderung der Gesundheits- und Sozialsprengel in Tirol. In ihrer Funktion als stellvertretende Landesbäuerin gelang es Paula Kofler, nicht nur die Idee der Sozialsprengel maßgeblich zu verbreitern, sondern vor allem auch die Bäuerinnenorganisation in den Dienst der Sache zu stellen. Gerade die Bäuerinnen waren es, die mit ihrer tatkräftigen Unterstützung einen ganz wesentlichen Beitrag zum Erfolg des Sozialsprengelmodells geleistet haben.
Mit ihrem selbstlosen Einsatz und ihrem Engagement hat Paula Kofler großartige Pionierarbeit auf dem Gebiet der Freiwilligenhilfe im Pflegebereich geleistet. Dass heute der Sozialsprengel Oberes Gericht als Vorbild weit über die Grenzen Tirols hinaus gilt, ist in erster Linie Paula Kofler, die dort als langjährige Geschäftsführerin gewirkt hat, zu verdanken. Ich gratuliere ihr ganz herzlich zu dieser Auszeichnung“, so van Staa.
Mit dem Forum-Land-Preis 2012 wird eine Persönlichkeit geehrt, die aus Idealismus und gelebter sozialer Verantwortung im Bezirk Landeck eine Hilfsorganisation aufbaute, aus der im Laufe der Jahre eine große Plattform für soziale Dienste im Bezirk und im Land wurde. Paula Kofler ist eine der Pionierinnen der Gesundheits- und Sozialsprengel in Tirol und ein Vorbild für gemeinsinniges, gesellschaftliches Engagement.
Der Forum Land Preis wird im Rahmen des Forum Land-Gemeindetages am Samstag, 10. November 2012 an Paula Kofler übergeben.