GKI-Baustelle mit durchwachsener Winterbilanz

Die Maschinensätze im neuen Krafthaus sind fertig eingebaut. Bis zur Inbetriebnahme muss nun alles konserviert werden. | Foto: GKI
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PRUTZ/RIED/OVELLA (otko). Extreme Schneemassen, Lawinengefahr und hartnäckige geologische Probleme: Die GKI-Verantwortlichen zogen vergangenen Dienstag im Rahmen eines Lokalaugenscheins auf der Kratwerksbaustelle eine durchwachsene Winterbilanz. "Wir hatten in den ersten Monaten des heurigen Jahres viele Probleme. Die Bedingungen waren in jeder Hinsicht extrem. Wir sind zeitlich und kostenseitig im Verzug. Seit Ostern wird jedoch wieder auf Hochtouren gearbeitet“, erklärt GKI-Geschäftsführer Johann Herdina.
In der Endphase befinden sich die Arbeiten am neuen Krafthaus zwischen Prutz und Ried. Zuletzt erfolgte die Anlieferung der beiden jeweils 90 Tonnen schweren Trafos. Die Maschinensätze sind fertig eingebaut. Die beiden Turbinen werden gemeinsam über 400 Gigawattstunden (GWh) Strom pro Jahr erzeugen. Das entspricht dem durchschnittlichen Stromverbrauch von etwa 90.000 Haushalten. Aktuell wurde bereits mit den Arbeiten zur Geländegestaltung im Krafthausbereich begonnen. "Die Generatoren und Transformatoren werden dann nach der Überprüfung voraussichtlich zwei Jahre bis zur Inbetriebnahme konserviert", so Herdina.

Maschinen stecken fest

Weit herausfordernder gestalten sich unterdessen die Vortriebsarbeiten für den zukünftigen, insgesamt 21,4 Kilometer langen, Triebwasserweg. Die Riesenbohrer sind derzeit abermals außer Betrieb. "Die beiden Maschinen sind zum zweiten Mal zum Stehen gekommen. Hier sind wir mit geologischen Schwierigkeiten konfrontiert. Noch im April sollen beide Maschinen den Vortrieb wieder aufnehmen", so Herdina. Das Ausgraben der Maschinen dauert zwischen sechs und sieben Wochen.
"Durch den Wechsel von eher harten auf tonige Lagen in den geologischen Störzonen kommt es zu Verformungen. Dies führt dann dazu, dass die Maschinen eingeklemmt werden", erklärt Geologe Harald Zauner. Trotzdem sei die Entscheidung zum Fräsen richtig gewesen. "Ein konventioneller Sprengvortrieb hatte länger gedauert. Zudem haben wir bereits größere Störzonen ohne Probleme durchfahren. Nach dem Endausbau des Stollens erwarten wir in der Betriebsphase in den Störzonen aber keine Probleme", informierte Projektleiter Franz Gappmaier. Inzwischen seien rund 42 Prozent des Triebwasserweges hergestellt worden. Die Tunnelvortriebsmaschine Nord hat 4,4 Kilometer von insgesamt 9,4 Kilometer hinter sich. Der Vortriebsstand im Süden liegt aktuell bei 4,7 von 12 Kilometern.


Innumlegung erst im September


Derzeit noch Stillstand herrscht bei der Wehranlage in Ovella. Dort musste der Bau Ende Jänner aufgrund der extremen Schneemengen vorübergehend eingestellt werden. Am 22. Jänner hatte dort eine große Lawine den Inn gestaut und eine Überflutung der ganzen  Baustelle war die Folge. "Am 2. Mai beginnen wird dort wieder mit den Arbeiten. Allerdings müssen wir nun vier Monate Zeitverlust in Kauf nehmen. Eigentlich wollten wir im Mai den Inn bei Niedrigwasser umlegen. Dies wird nun erst wieder nach der Hochwasserperiode im September möglich sein", schilderte Herdina. 39 der insgesamt 43 Wehrblöcke der Stauanlage sind betoniert, auch mit den Panzerungsarbeiten wurde bereits begonnen. Der gesamte Betonbau der Wehranlage mit insgesamt 11.000 m³ verbautem Beton soll im August fertig werden.
Die Uferbefestigung und Anhebung eines Teilbereiches der Kantonstraße im Bereich des Stauraums sind unterdessen abgeschlossen. Die Arbeiten zur Herstellung des Dotierkraftwerkes mit Fischwanderhilfe und Triebwassereinlauf starten dann nach Umleitung des Inn, voraussichtlich im September.

Kosten werden steigen

Mit dem Gemeinschaftskraftwerk Inn entsteht im österreichisch-schweizerischen Grenzgebiet seit Herbst 2014 das derzeit größte, in Bau befindliche Ausleitungskraftwerk im Alpenraum. Das großteils unterirdisch gebaute Kraftwerk erstreckt sich dabei vom Ortsteil Martina in der Schweizer Gemeinde Valsot über das Gebiet von sieben Gemeinden im Oberen Gericht in Tirol bis zum Krafthaus in Prutz/Ried. Das Gemeinschaftskraftwerk besteht im Wesentlichen aus drei Elementen: Stauraum und Wehranlage, Triebwasserstollen sowie Krafthaus.
Bei Spatenstich im Jahr 2014 gingen die GKI-Verantwortlichen noch von einer Inbetriebnahme im Jahr 2018 aus. Damals wurden die Kosten mit 461 Mio. Euro beziffert. "Das Kraftwerk soll nun Ende 2020 ans Netz gehen. Trotz der Mehrkosten rentiert sich das Kraftwerk, da wir es zur Versorgung der Region und Tirols mit Grundlast brauchen. Wir haben hier noch viel Luft nach oben", betonte Herdina. Aktuell liegen die Kosten bei 534,5 Mio. Euro. Durch die Verzögerungen werden die Kosten aber weiter steigen. Genaue Zahlen sollen dann im Sommer vorgelegt werden, da die Schäden auf der Wehranlage-Baustelle noch mit der Versicherung abgerechnet werden müssen.

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