30 Prozent teurer als geplant: Nach Verzögerungen soll Kraftwerk 2021 ans Netz gehen
GKI verteuert sich auf 604,9 Millionen Euro

 Der Inn fließt bereits durch die Wehranlage in Ovella. In Kürze starten die Bauarbeiten für das Dotierkraftwerk. | Foto: GKI
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  • Der Inn fließt bereits durch die Wehranlage in Ovella. In Kürze starten die Bauarbeiten für das Dotierkraftwerk.
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PFUNDS/PRUTZ/RIED (otko). Nach erheblichen Verzögerungen durch einen Lawinenabgang, der die Baustelle beim Wehrbereich flutete, und ständigen geologische Schwierigkeiten laufen seit Mai die Bauarbeiten für das das neue, im schweizerisch-österreichischen Grenzgebiet liegende Gemeinschaftskraftwerk Inn (GKI), wieder auf Hochtouren. Das GKI ist derzeit das größte in Bau befindliche Ausleitungskraftwerk im Alpenraum. Über 200 Arbeiter sind dort im Schichtbetrieb beschäftigt.

Adaptierter Zeit- und Kostenplan

Vergangenen Dienstag wurde im Rahmen einer Baustellenbesichtigung von GKI-Geschäftsführer Johann Herdina der aktuelle Baufortschritt präsentiert. „Nach vielen Rückschlägen sind wir jetzt, auch dank der sehr motivierten Mitarbeiter vor Ort, wieder gut unterwegs und machen täglich große Fortschritte. Trotzdem mussten wir unseren Zeit- und Kostenplan adaptieren“, informiert Herdina. Statt im Frühjahr 2020 ist die Fertigstellung des neuen Kraftwerks nunmehr im Laufe des Jahres 2021 vorgesehen. „Der eingetretene Rückstand ist nicht mehr aufzuholen. Im Herbst 2021 beginnen wir mit der Inbetriebsetzung und im Frühling 2022 nehmen wir den kommerziellen Betrieb voll auf und wollen das Sommerwasser nützen“, so Herdina.
Aufgrund des neuen Zeitplans müssen auch die Errichtungskosten weiter angepasst werden. 2015 wurde noch von einem Investitionsvolumen von 461 Millionen ausgegangen. Diese Summe wurde bereits 2017 auf 534,5 Millionen Euro korrigiert. Aktuell gehen die Gesellschafter von 604,9 Mio. Euro aus, was insgesamt Mehrkosten von 30 Prozent gegenüber dem ursprünglichen Plan bedeutet. „Dabei ist auch eine Risikoreserve eingeplant, wobei wir aber davon ausgehen, dass wir nicht die ganze Risikovorsorge benötigen", zeigt sich Herdina trotzdem optimistisch.
Die Mehrkosten stammen einerseits aus der längeren Bauzeit – statt geplanter zwei Jahre  dauert der  Stollenvortrieb vier Jahre – und andererseits aus der teureren Wehrbaustelle. "Wir haben dort einen besseren Untergrund vermutet. Die Gemeinden wird es freuen, da sich noch länger Kommunalsteuer bekommen. Natürlich haben wir mit den Mehrkosten keine Freude. Die höhere Strompreisentwicklung ist gut für uns und wir haben eine lange Amortisationszeit", betont der GKI-Geschäftsführer. Neben einem Kredit von der EIB (Europäischen Investitionsbank) von 150 Millionen Euro wird der Rest durch Rücklagen und am Kapitalmarkt finanziert.
Mit der Übernahme der Anteile der Verbundgesellschaft hält die TIWAG nunmehr 86 Prozent an der Gesellschaft. Die Kartellbehörde hat den Schritt per 5. Juli 2018 genehmigt. Die Engadiner Kraftwerke behalten ihren Anteil von 14 Prozent entsprechend dem Schweizer Erzeugungsanteil unverändert bei.
Nach Inbetriebnahme wird das neue Kraftwerk 440 Gigawattstunden (GWh) Strom pro Jahr erzeugen. Das entspricht dem Stromverbrauch von rund 90.000 Haushalten.

Vortriebsarbeiten laufen

Nach den erheblichen Schwierigkeiten durch geologische Störzonen beim Stollenvortrieb, der von Jänner bis Mai nicht von der Stelle kam, kommen auch dort die beiden über 1.000 Tonnen schweren Tunnelbohrmaschinen gut voran. Zuletzt wurde auf der Südseite ca. sechs Kilometer im Berg eine Gesteinsschicht mit Grünschiefer angefahren. Dabei handelt es sich um ein in Österreich weitverbreitetes Gestein, welches Asbest enthalten kann. "In Absprache mit dem Arbeitsinspektorat wurden sofort sämtliche Schutzmaßnahmen für die Arbeiter und die Deponierung des Materials getroffen", unterstreicht Herdina. Derzeit legen die beiden Tunnelbohrmaschinen gemeinsam bis zu 50 Meter an einem Tag zurück. In Summe sind bereits zwei Drittel (rund 15 Kilometer) des 23,2 Kilometer langen Triebwasserwegs ausgebrochen. Insgesamt 6.850 Meter an Vortrieb (4.600 Meter bis Ovella und 2.250 Meter bis Prutz) sind noch zu bewältigen. "Wir erwarten im Frühling 2019 mit der Nordmaschine und im Spätsommer 2019  mit der Südmaschine den Durchschlag", so der GKI-Geschäftsführer.

Inn wurde umgelegt

Auch auf der Wehrbaustelle in Ovella wird derzeit mit Hochdruck gearbeitet. Nach dem Lawinenabgang im heurigen Winter und dem Einstellen der Baustelle wurden im Mai die Arbeiten wieder aufgenommen. Die Umlegung am 21. September verlief erfolgreich und der Inn fließt nun durch das Wehr. "Damit ist ein nächster Meilenstein erreicht. In den nächsten Wochen stehen die Herstellung der Baugrubenumschließung sowie der anschließende Baubeginn des Dotierkraftwerks und die Fischaufstiegshilfe am Programm. Im Frühjahr 2019 starten dann die Betonarbeiten", erläutert Herdina. Bei der Wehr wird das Wasser aber nicht direkt in den Inn abgegeben sondern läuft wie beim einem Bypass durch ein Dotierkraftwerk, das acht Gigawattstunden (GWh) Strom pro Jahr erzeugt.

Streuobstwiesen gepflanzt

Die Arbeiten am neuen Krafthaus zwischen Prutz und Ried sind unterdessen abgeschlossen. Das Krafthaus befindet zum überwiegenden Teil unterirdisch. Aktuell laufen die Rekultivierungsarbeiten. Auf den begrünten Flächen wurden  über 4.200 Büsche und Sträucher gesetzt. "In Zusammenarbeit mit KLAR! Kaunergrat haben wir auch zehn Obstbäume mit alten Sorten für eine Streuobstwiese geplanzt", verrät Herdina. Die Fertigstellung sämtlicher ökologischer Ausgleichsmaßnahmen (z.B. Anbindung von Bächen) sowie das Aufräumen der gesamten Kraftwerksbaustelle soll bis 2022 erfolgen.

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