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Heimatleuchten: Steil, stolz, Stilfs – Mit Conny Bürgler am Stilfserjoch
BEZIRK LANDECK, VINSCHGAU. Die Straße auf das Stilfserjoch in Südtirol ist mit ihren 48 Kehren, einer Länge von 49 Kilometern und ihren charakteristischen Schwüngen die Königin der Alpenstraßen. Heimatleuchten am Freitag, 19. November, ab 20:15 Uhr auf ServusTV.
Wurstl-Entwicklungshilfe
Schon in der Dämmerung beginnt der Tag von Richard Ritsch und er macht sich auf den Weg zu Bäcker und Metzger, um Vinschgerl und seine „weltbesten“ Würste zu holen. Richard ist nämlich Inhaber des ersten und besten Würstelstandes am Joch, schon 1959 hat sein Vater mit dem Verkauf der deftigen Köstlichkeiten begonnen. Glaubt man Richard, so würden die italienischen Nachbarn die „Wurstel“ ohne seine „Entwicklungshilfe“ nicht kennen. Gemeinsam mit Conny geht‘s dann hinauf aufs Joch – auf 2.758 Meter Seehöhe.
Kunstwerke aus Schafwolle
Stilfs gilt als typisches romanisches Haufendorf, das auf die Zeit der Bergknappen des 15. Jahrhunderts zurückgeht. Einmalig in seiner Art und Bauweise, die aneinander gebauten Häuser am Steilhang scheinen geradezu nach oben zu streben. Conny erkundet die engen Gassen gemeinsam mit Roland Angerer, Dorfchronist und Lehrer im Ruhestand. Einmal am Kirchplatz angekommen, bietet sich Conny ein besonderer Anblick: Beim Brunnen wird gerade Schafwolle gewaschen und zum Trocknen in der Sonne ausgebreitet. Wo die Wolle herkommt und was in weiterer Folge damit passiert, erzählt Filzkünstlerin Verena Wopfner. Verena und ihr Mann Uli führen als Hobbybauern den elterlichen Hof weiter, sie züchten Bergschafe und die Wolle der eigenen Schafe verarbeitet Verena zu Kunstwerken.
Allroundtalent Schaf
Warum Wollschweine für den Gemüseanbau wichtig sind, das erfährt Conny Bürgler am Sockerhof bei Anna Folie. „Vom Garten in den Mund“ lautet ihr Motto, Anna arbeitet so, wie sie es für sich und für das Leben in ihrem Acker für richtig hält: ganz ohne Pflanzenschutzmittel, mit samenechten Sorten und viel Handarbeit. Wollschweine unterstützen die Gemüsebäuerin, denn sie pflügen das Feld besser als jede Maschine.
Auch Andreas Pinggera setzt Schafe in seinen Weingärten ein. Eigentlich ist er der Tischler in Stilfs, doch vor 5 Jahren startet er entgegen allen besserwissenden Ratschlägen mit seinem Hobby – dem Weinbau. Es zeigen sich erste Erfolge, wenn auch der Geschmack des Stilfser Weins aufgrund seiner Höhenlage etwas säuerlich ist. Die Weinlese ist beschwerlich. Als begnadeter Tüftler hat sich Andreas extra einen Lasten-Aufzug gebaut, den seine Großmutter bedient, die ihn fleißig bei der Ernte-Arbeit unterstützt. Außerdem bekommt er tierische Hilfe: Einmal im Jahr nach der Weinlese Anfang Oktober, kommen die Rasenmäher. Ein befreundeter Bauer manövriert seine Schafe durch die schmalen Gassen und sie verwandeln die steilen Weingärten (fast) in einen Golfrasen.
Abenteuerliche Schmuggler-Geschichten
Mit dem Großvater von Andreas, Herbert Pinggera, geht es für Conny dann hinauf zum Prader Schartl. Aus seinem reichen Schatz an Erinnerungen erzählt er ihr von der Nachkriegszeit – eine Zeit, in der besonders viel geschmuggelt wurde. Auf den Höfen herrschte blanke Not und das schnell verdiente Geld lockte viele Männer an, auch wenn das Schmuggeln mit großen Risiken verbunden war. Tabak, Zucker, Süßstoff und Kaffee hat Herbert selbst auf seinem Rücken von der Schweiz nach Südtirol „exportiert“.
Diese abenteuerlichen Schmuggler-Geschichten inspirierten Josef Gander aus Prad zu seiner schwarzen Spezialität. Unter dem Namen „Kuntrawant“, abgeleitet vom italienischen „contrabbando“ (Schmuggel), röstet er am Fuße des Stilfserjoch aromatischen Kaffee. Gemeinsam mit Josef testet Conny im sogenannten „Cupping-Verfahren“ neue Sorten – man darf gespannt sein, ob Josef mit seinen Kreationen Connys Geschmack trifft.
Stichwort Geschmack: Wie es sich für Südtirol gehört, lässt Conny zum Abschluss ihre Reise rund ums Stilfserjoch bei einem Glaserl „Roatn“ in geselliger Runde gemütlich ausklingen.
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